Diesmal müssen wir es wirklich schaffen
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

10. März 2022

Liebe Frau Do,

die Zeichentrickfigur Bob der Baumeister fragt stets: „Können wir das schaffen?“ Und die fröhliche Antwort lautet: „Yo, wir schaffen das!“ Sein Mantra machte sich Angela Merkel 2015 zu eigen, als es um die Aufnahme der Flüchtlinge aus Syrien ging. Ihr „Wir schaffen das!“ flog ihr aber später um die Ohren, weil die Verwaltung es eben nicht schaffte. Ausgerechnet diesen Satz hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst gestern in einer Sondersitzung des Landtags bemüht, um auf die Aufnahme der Flüchtlinge aus der Ukraine einzustimmen: „Ja, es wird haken, es wird schwierig. Aber ich will das in aller Klarheit sagen: Wir schaffen das!“ In etwas mehr als zwei Monaten bis zur Landtagswahl dürfte sich abzeichnen, ob wir das schaffen – und auch, ob er das schafft. Sein Appell ist ja richtig: Wir müssen das diesmal wirklich schaffen.

Heute wichtig:

Krieg in der Ukraine: Nach ukrainischen Angaben werden mehrere Großstädte weiterhin beschossen, in Kiew gab es Fliegeralarm. Ein Angriff auf eine Geburtsklinik in Mariupol löste großes Entsetzen aus. Heute treffen sich der russische und ukrainische Außenminister zu Verhandlungen in der Türkei. Es ist das erste Gespräch auf Regierungsebene seit Ausbruch der Kämpfe, aber die Erwartungen sind gering. Wir berichten weiterhin im Newsblog.

Start des EU-Gipfels: Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs beraten heute die Staats- und Regierungschef der EU auf einem Sondergipfel in Versailles. Die drei großen Themen sind Europas Verteidigungsfähigkeit, die Energieversorgung sowie Wirtschaftsfragen. Aber es steht ein Elefant im Raum, wie Gregor Mayntz in seinem Ausblick berichtet.

Corona: Die Ampel-Koalition will die Schutzmaßnahmen trotz wieder steigender Infektionszahlen deutlich zurückfahren, aber nicht ganz abschaffen. Die Reform des neuen Infektionsschutzgesetzes soll schnell umgesetzt werden. Aus den Ländern kommt Kritik. Die zuständigen Minister Buschmann und Lauterbach beschwichtigen. Tim Braune klärt die wichtigsten Fragen

Meinung am Morgen:

NRW: Eingangs habe ich mich mit dem Baumeister-Bob-Merkel-Wüst-Satz „Wir schaffen das!“ beschäftigt. Wie „das“ – also die geordnete Aufnahme von sehr vielen Flüchtlingen in NRW – zu schaffen ist und wo es schwierig wird, beleuchtet Maximilian Plück in seinem Leitartikel.

Haushalt: Mit der Schuldenbremse wird das wohl nicht zu schaffen sein, jedenfalls noch nicht ab 2023, wie es Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) plant, schreibt Birgit Marschall in ihrem Leitartikel. „Die Botschaft solider Finanzen wie eine Monstranz vor sich her zu tragen, in Wahrheit aber die Neuverschuldung doch in die Höhe zu treiben, wirkt wie ein falsches Spiel.“

Gastbeitrag: Um klare Worte ist der Autor Rafael Seligmann selten verlegen, und die findet er auch für den Ukraine-Krieg. Der Westen hoffe, mit halbherzigen Sanktionen und Wegducken über die Runden zu kommen. Das müsse sich ändern. Ein lesenswerter, starker Text.

So gesehen:

Es herrscht Krieg in der Ukraine – doch hier geht auch der Alltag weiter. Wie passt das zusammen? Manche Menschen sind irritiert, wenn man ihnen einen schönen Tag wünscht. Anderen wird das Stakkato der Schreckensnachrichten zu viel. Erst nächste Woche bringt Ihnen wieder Dorothee Krings die „Stimme des Westens“. Aber gerne möchte ich Ihnen heute einen Text von ihr zu diesem Thema empfehlen. „Jeder muss sein eigenes Maß finden, mit den Nachrichten aus der Ukraine umzugehen. Und natürlich ist niemandem geholfen, wenn sich Leute, die das Glück haben, in Frieden zu leben, die scheinbar harmlose Freude am Frühling versagen“, schreibt sie. Genießen Sie also den beginnenden Frühling. Und helfen Sie. Wir schaffen das. Bis morgen!

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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