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Disruption: Nichts ist mehr wie es war an der Börse!

Lieber Geldanleger,

 

es ist eigentlich unfassbar was im Moment an den Aktienmärkten passiert. Wir erleben Verwerfungen unglaublichen Ausmaßes und das in einer Geschwindigkeit, die ihresgleichen sucht. In vielen Branchen bleibt kein Stein mehr auf dem anderen.

Wie immer zunächst der Verweis auf mein neues Video auf meinem YouTube-"Aktien Kanal". Thema diesmal: "Die seltsame Faszination vieler Anleger für Zocker-Aktien":


Im Prinzip könnte ich fast jede Branche als Beispiel nennen: Ich beginne nochmals mit dem Einzelhandel. Die von mir bereits mehrmals angesprochenen Aktien aus dem Modesektor fallen weiter in rasanter Geschwindigkeit - und zwar durch die Bank.

Kids Brands House als kleinster börsennotierter Vertreter hatte ich ja schon in den letzten beiden Ausgaben ausführlich behandelt. Aber auch bei Gerry Weber, Tom Tailor oder Ahlers sieht es bitter aus.

Gerry Weber (ISIN: DE0003304101)


Oder im Finanzbereich: Die Deutsche Bank als Mischung aus Geschäftsbank und Investmentbank ist im anhaltenden Niedergang begriffen. Der mobile Zahlungsdienstleister Wirecard dagegen hat unfassbare Kurssteigerungen und die "Blauen" in Punkto Marktkapitalisierung inzwischen fast eingeholt. Noch vor zehn Jahren wäre das absolut undenkbar gewesen. Damals lag die Marktkapitalisierung noch bei unter 500 Millionen Euro. Die der Deutschen Bank bei 16 Milliarden Euro (trotz Finanzkrise). Ein Jahr zuvor sogar noch bei 47,4 Milliarden Euro, also bei fast dem 100-fachen der Kapitalisierung von Wirecard. Heute ist das Verhältnis 18,9 Milliarden Euro (Deutsche Bank) zu 17 Milliarden Euro (Wirecard). Also fast Gleichstand.

Eine große Rolle spielt hier der Siegeszug des mobilen Internets und der damit verbundenen Bezahlmöglichkeiten. Ein Megatrend, den die Deutsche Bank quasi komplett verschlafen hat. Zwar muss man natürlich speziell bei der Deutschen Bank berücksichtigen, dass hier der Absturz auch durch allgemeines Missmanagement und verschiedene Skandale verursacht worden ist.

Außerdem kann man kann argumentieren, dass die Bewertung von Wirecard derzeit sehr ambitioniert ist und rein auf Basis des zu erwartenden operativen Gewinns in 2018 die Deutsche Bank immer noch deutlich die Nase vorn hat.

Und doch: Niemand hätte es vor zehn Jahren auch nur ansatzweise für möglich gehalten, dass es ein kleines Münchener Unternehmen, das sich via Börsenmantel eines gescheiterten Nemax-Unternehmens (Infogenie) quasi durch die Hintertür aufs Parkett geschlichen hat, kurz davor sein könnte, die größte Deutsche Bank in Punkto Marktkapitalisierung zu überholen.

Die Autobranche muss ich hier erst gar nicht ansprechen. Über Tesla und Co. und deren Disruption des Sektors hatte ich in vergangenen Ausgaben des Geldanlage-Reports schon viel geschrieben.

Auch die Veränderungen in der Medienbranche bedürfen keiner großen Erläuterung mir. Social Media und Streaming haben die Branche auf den Kopf gestellt. Facebook, YouTube und Co. werden immer mächtiger. Traditionelle Fernsehsender haben massive Probleme.

Zum Beispiel geht es gerade auch bei ProSieben extrem abwärts (ein Konzern, der vor nicht allzu langer Zeit noch im DAX notierte). Ganz zu schweigen von Buchhandlungen wie z.B. Barnes & Noble in den USA oder Verlagen wie dem deutschen Bastei-Lübbe. Letztere haben mit waghalsigen Digitalabenteuern die Gelder aus dem IPO leichtfertig verschwendet. Nun steht der Traditions-Belletristik-Verlag, der zahlreiche Top-Autoren unter Vertrag hat, mit dem Rücken zur Wand. Auch hier befindet sich die Aktie im freien Fall:

Bastei Luebbe (ISIN: DE000A1X3YY0)


Aber auch in anderen Sektoren kommt es teilweise noch im Hintergrund und nicht auf den ersten Blick sichtbar zu tektonischen Verschiebungen. Beispielsweise bei Fluglinien:

Hier ist DER Aufsteiger der letzten Dekade schlechthin Ryanair. Auch hier war es noch vor einigen Jahren kaum denkbar, dass der irische Newcomer tatsächlich einmal stärker und mächtiger als z.B. die Deutsche Lufthansa werden könnte. Aber genau das ist passiert.

Dabei erinnert auch bei Ryanair durchaus einiges an Amazon. Ein Leser hat mir hier jüngst diesen sehr guten Artikel von unseren amerikanischen Kollegen Motley Fool weitergeleitet: Mein Kollege Thomas Brantl argumentiert darin, dass Ryanair-Gründer Michael O`Leary in Punkto "Bahnbrechende Visionen", "Innovation" und gleichzeitig "Sparsamkeit" sehr an Jeff Bezos erinnere.

Ein Auszug aus dem Artikel: "Auch bei Ryanair hat man erkannt, dass Innovationen extrem wichtig für den langfristigen Unternehmenserfolg sind...Hier arbeiten laut Unternehmensangaben 600 hoch qualifizierte Digitalspezialisten an Apps, mobilen und digitalen Plattformen und an zusätzlichen Einnahmequellen abseits des reinen Fluggeschäftes. Bitte denk daran, wir sprechen von Ryanair, einer Low-Cost-Airline! Keinem Hightech-Unternehmen!"

Die Vision bei Ryanair: Eines Tages sollen die Flugtickets umsonst sein. Verdienen will man damit, dass die Kunden zusätzlich Hotels und Mietwägen direkt über Ryanair buchen. Der Hintergrund: Buchungsplattformen wie Booking.com verdienen laut eigenen Angaben elf bis 15 Prozent an Provision für die Vermittlung. Würde diese Ryanair selbst einstreichen könnte man alleine daran gut verdienen.

Brantl rechnet vor: "Bei einer Hotelrechnung von 200 Euro, ein Betrag, den man meist für zwei bis drei Nächte hinblättert, wäre so bereits mehr als der halbe Ticketpreis bezahlt. Bei einem einwöchigen Aufenthalt wäre die Provision wohl sogar höher als die derzeitigen Ticketpreise. Ryanair würde also an einem kostenlosen Ticket mehr verdienen als vorher, wenn der Kunde sein Hotel über Ryanair bucht."

Aber ist es wirklich realistisch, dass es mal soweit kommt? Ich denke schon. Denn:

Die Möglichkeit, dass die Kunden tatsächlich ihr Hotel und ihr Mietauto etc. tatsächlich direkt über die Fluglinie ordern, könnte durch die Blockchain-Technologie geschaffen werden. Denn deren großer Vorteil ist ja gerade, dass durch die Fälschungssicherheit Vermittler bzw. Zwischenhändler überflüssig werden könnten.

Die Lufthansa z.B. ist in dem Bereich ja auch aktiv und hat sich an einem solchen Blockchain-Pionier, nämlich Winding Tree, beteiligt. Wie der Reiseriese TUI übrigens auch. Der große Vorteil von Ryanair ist aber natürlich, dass man sich nicht wie die Lufthansa mit hohen Personalkosten, Gewerkschaften und Streiks herumschlagen muss, sondern nach Herzenslust sparen kann - aber eben nicht bei der Forschung und Entwicklung!

Irgendwie ist alles neu, sogar das Wort "Disruption" ist zumindest im deutschen Sprachgebrauch relativ neu. Unter einer disruptiven Technologie versteht man eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt.

Im Einzelhandel zum Beispiel "disruptiert" Amazon die herkömmlichen Geschäftsmodelle, ausgehend vom Vertrieb und der Logistik. Harald Hepperle, CEO beim Kindermodekonzern Kanz Financial Holding, sagte in diesem Interview zum Beispiel schon vor zwei Jahren: "Der Vertrieb ist der Schlüssel. Und der hat sich radikal verändert....der Preisdruck und der der Verdrängung sind weiterhin hoch." Und weiter: "Heute gibt es im Kindertextilbereich keine zwei Händevoll guter freier Handelsvertreter. Diese Struktur ist weggebrochen, weil die Vertreter nicht mehr davon leben können."

Herkömmliche Geschäftsmodelle scheinen nicht mehr zu funktionieren. Daher muss es das Ziel sein, selber zu den "Disruptern" zu gehören, so wie Ryanair es versucht (und inzwischen auch Lufthansa und TUI und viele andere etablierte Konzerne), bevor man selbst "disrupted" wird. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan und vor allem viele Unternehmen mittlerer Größe geraten in massive Schwierigkeiten.

Aber nicht nur die. Inzwischen bekommen auch Giganten wie die Deutsche Post den Einfluss von Amazon, Zalando und Co. spüren. Jüngst gab es von den Bonnern eine heftige Gewinnwarnung. Vorstand Jürgen Gerdes musste gehen. Die Ziele beim operativen Gewinn verfehlt man in 2018 gleich um eine Milliarde Euro.

Recherchiert man etwas tiefer wird schnell klar, wo der Hase im Pfeffer liegt: In der Paketsparte! Die ist eigentlich die Cash Cow der Deutschen Post, eben weil man hier vom E-Commerce-Boom profitiert. Irgendwer muss schließlich die ganzen Pakete zum Kunden bringen, die bei Amazon und Co. bestellt werden.

Aber: Amazon und auch andere sind inzwischen so mächtig, dass sie sogar die Deutsche Post deutlich im Preis drücken können und Konkurrenten wie Hermes und Co. sowieso. Im Ergebnis können die ihren Fahrern nur noch Hungerlöhne zahlen und verdienen selber trotzdem immer weniger. Auch hier ist die Disruption in vollem Gange. Irgendwann wird Amazon dann via Drohnen selber ausliefern.

Und konkret: Was das Beispiel mit den kostenlosen Tickets betrifft: Können Sie ja mal googlen.

Allerdings ist es so, dass die Lufthansa natürlich mit den althergebrachten Problemen zu kämpfen hat (hohe Personalkosten --> Gewerkschaften --> Streiks etc.), was einen klaren Wettbewerbsnachteil ggü. zum Beispiel Ryanair darstellt.

Das ist bei der Aktienauswahl zu beachten

Was ergeben sich dadurch für uns als Anleger für Folgen?

Es ist eminent wichtig, dass wir bei der Auswahl der Aktien, in die wir investieren möchten, nicht nur auf die herkömmlichen Bewertungskennzahlen oder den Chart achten, sondern auch darauf, ob unser Unternehmen eher zu den "aktiven Disruptern" gehört oder selber "disrupted" wird.

Ist letzteres der Fall kann das dramatische Folgen haben. Die Gewinnschätzungen der Analysten für die börsennotierten Modehändler, um nochmal auf dieses Beispiel zurückzukommen, von vor zwei Jahren, sind inzwischen nur noch Makulatur. Amazon und Zalando sind die großen Gewinner, die großen Verlierer sind die Modelabels und die Modehändler.

Amazon ist inzwischen auf Basis der Marktkapitalisierung von derzeit umgerechnet 709 Milliarden Euro mehr wert als z.B. Siemens, SAP, die Deutsche Telekom und die ganzen Autokonzerne zusammen. Zalando ist höher bewertet als Hugo Boss, Gerry Weber, Tom Tailor und die ganzen kleineren Modeunternehmen zusammen.

Das muss nicht unbedingt so bleiben. Wir haben derzeit eine extreme Hausse bei Technologiewerten mit teilweise unfassbar hohen Bewertungen. Aber alleine, dass es so weit kommen konnte, zeigt schon wie dramatisch die Verschiebungen im Moment sind.


MEIN FAZIT:

Achten Sie bei all ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen darauf, ob ihr Unternehmen eher zu den "aktiven Disruptern" oder zu den Opfern der Disruption zählt. Kaufen Sie nur aktive Disrupter, die aber gleichzeitig noch zumindest einigermaßen fair bewertet sind.

Tief gehende Recherchen zu kaufenswerten Value- und Wachstumsaktien sowie klare Handlungsempfehlungen erhalten Sie in meinen Premium-Diensten Trendaktien-Report (www.trendaktien-report.de) und Breakout-Trader (www.breakout-trader.de).


Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert: Es kann daher kein Interessenskonflikt vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.



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2.) Wo gibt es die höchsten Zinsen?


Die Tagesgeldzinsen bewegen sich weiter auf einem extrem niedrigen Niveau. Immerhin gibt es jetzt wieder einen Anbieter, der wenigstens ein Prozent per anno rausrückt: die Advanzia Bank.

Nachfolgender Vergleich gilt bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro, die maximale Anlagesumme ist auf 50.000 Euro (ING-Diba) bzw. 1.000.000 Euro (Advanzia Bank) begrenzt. Die 0,7 Prozent von Neuling Nordax gibt es ab 2.000 Euro.

 
 Institut
Zinssatz / Zinseinnahmen pro Monat
 • Advanzia Bank
1,00 % / 8,33 €
 • ING-Diba
0,75 % / 6,25 €
 • Nordax Tagesgeld
0,70 % / 5,83 €

Quelle: www.kritische-anleger.de/tagesgeld-vergleich/


3.) Insider-Transaktionen


Top-Insiderkauf der letzten Woche:

Jungheinrich Vz. (WKN: 621993)
LJH Holding für 627.625 Euro.


Top-Insiderverkauf der letzten Woche:

SAP (WKN: 716460)
Margret Klein-Magar für 29.305 Euro.

Quelle: www.boerse.de/insider-trades


Viel Erfolg bei Ihren Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihr
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 07. Juli

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