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Stefan Gilsbach
Lokalredakteur Radevormwald
03. Februar 2024
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen aus einer Hand – das erwartet Sie in diesem Newsletter. Und das sind unsere Themen:
Wie Wermelskirchen oder genauer gesagt die beteiligten Bürger die Ausnahmesituation rund um das Bürgerzentrum bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus und nahezu gleichzeitig startender Sitzungsparty der Dhünnschen Jecken gemeistert hat, ist löblich. Kein Ärger, keine Zwietracht und ein geregelter Ablauf, der die Polizei- und die Ordnungsamtskräfte vor Ort kaum forderte. Die im Vorfeld wegen besagter Ausnahmesituation aufkommende Nervosität, entpuppte sich im Nachhinein als unbegründet. Wer da meint, eine vermeintlich kleine Stadt auf dem Land bekommt solch einen Nachmittag nicht gemeistert, wurde spätestens an besagtem Tag eines Besseren belehrt . Darauf darf Wermelskirchen zurecht stolz sein.
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Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz ist bereits vor der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligung von Trägern öffentlicher Belange auf Werbetour. Er will auch die Nachbarstädte vom Designer-Outlet-Center (DOC) in Lennep überzeugen und sich schon gar nicht, wie beim ersten Versuch, eine Klage gegen das DOC einhandeln, der das dann Gericht stattgibt. Das ist ein nachvollziehbares Vorgehen und es gibt nicht nur aus Remscheider Sicht viele gute Argumente pro DOC.
Wenn aber von Wermelskirchener Seite im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr betont wird, man wolle auf die Marken achten, die mit ihren Produkten im DOC vertreten sind, um eine Doppelung mit im Wermelskirchener Einzelhandel präsenten Marken zu vermeiden, ist das gut gemeint, aber doch mit Zweifel zu sehen.
Denn: Ist das DOC erst einmal errichtet, will der Investor seine Flächen auch vermieten – am liebsten schon vor dem ersten Spatenstich vermietet haben. Bedeutet: Hat der Investor seine Genehmigungen für das DOC in der Tasche, regieren die Regeln der Marktwirtschaft.
Inwieweit eine Nachbarstadt da tatsächlich erfolgreich mitreden kann und auch gehört wird, sei dahingestellt.
Bei kleinen und großen Hückeswagenern dürfte diese Nachricht für Freude gesorgt haben: Das Kinderdorf kommt zurück! Zwei Wochen in den Sommerferien sind für Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren mit (pädagogisch-sinnvollen) Aktivitäten gesichert. Deren Eltern, müssen sich für diese Zeit keine Gedanken um eine Betreuung machen, sollten sie noch keinen Urlaub haben. Das neue Leitungsduo des Jugendzentrums, Verena Tönnes und Julia Dormeier, hat – obwohl erst seit einem halben Jahr im Amt – Wort gehalten und das Kinderdorf „wiederbelebt“. Allerdings bedeutet das für beide einen Kraftakt für das nächste halbe Jahr, denn die Organisation ist kein leichtes Unterfangen. Zumal die Akquise von Spenden und Mitarbeitern jetzt erst richtig beginnt – Vorgängerin Andrea Poranzke hatte damit schon kurz nach dem abgelaufenen Kinderdorf begonnen und somit fast ein Jahr Zeit gehabt. Aber wer die Hückeswagener kennt, weiß, dass Tönnes und Dormeier auf vielerlei Unterstützung zählen können. Die ersten Spenden und Zusagen von Helfern sind bereits eingegangen, was gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Neustart des Kinderdorfs sind.
Eine zweite gute Nachricht gibt es für die Innenstadt: Die Stadt erhält erneut für drei Jahre Fördermittel vom Land, um Leerstände möglichst zu beenden. Betroffene Geschäftsinhaber, die von diesem Mietzuschuss in der Vergangenheit profitiert haben, konnten diesen gut gebrauchen. Dieser könnte nun auch für so manchen, der sich mit dem Gedanken einer Geschäftsgründung trägt, einen Motivationsschub bedeuten, die Ideen in die Tat umzusetzen. Letztlich hätten alle was davon: neben den Mietern und Vermietern (die leer stehende Fläche neu vermieten können) auch die Stadt (die Gewerbesteuer kassiert) und die Hückeswagener selbst. Denn je umfangreicher das Angebot und niedriger der Leerstand ist, umso mehr füllt sich die Innenstadt mit Leben .
In Radevormwald haben zahlreiche Menschen am Sonntag bei einer Kundgebung auf dem Markt für die offene und tolerante Gesellschaft demonstriert . Das Erfreuliche ist nicht nur die Ablehnung der menschenverachtenden Pläne, die beim Geheimtreffen von Potsdam durch Rechtsextremisten zusammen mit Vertretern der AfD und der Werteunion besprochen wurden. Es ist auch die positive Botschaft, dass die Bevölkerung zu unserem Land steht, einer freiheitlichen Demokratie. Und ja, man kann trotzdem deftige Kritik an der Politik der Regierung üben, ohne sich von diesem Grundkonsens zu entfernen.
Dass die Werteunion – deren Chef Hans-Georg Maaßen nunmehr vom Verfassungsschutz im rechtsextremen Spektrum verortet wird – bereits mehrfach Veranstaltungen in Radevormwald durchgeführt hat , hat vermutlich dazu beigetragen, dass Bürger auf die Straße gegangen sind. Die Bergstadt als ein Zentrum der rechten Szene? Das wäre keine erfreuliche Aussicht, zumal die beiden Mitglieder der Werteunion, die an dem Treffen in Potsdam teilgenommen haben, auch aus dem Oberbergischen Kreis kommen.
Natürlich werden die Demonstrationen mit der Zeit abebben. Die eigentliche Aufgabe steht noch bevor. Lange hat sich im Land Apathie und Selbstzufriedenheit breit gemacht. Wir müssen uns um unsere Demokratie kümmern. Sie braucht konkretes Engagement, kein fruchtloses Herummeckern in den sozialen Medien. Wer meint, dass die Parteien keine gute Arbeit leisten, der kann dort selber aktiv werden. So macht man das in der Demokratie. Wer Anregungen hat, wie die Politik es besser machen kann, der kann jederzeit mit den Fraktionen im Rat oder mit den Abgeordneten in Land und Bund Kontakt aufnehmen. Manchmal hat man den Eindruck, die Bürger haben es verlernt, diese ganz selbstverständlichen Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe zu nutzen. Und wer sich nicht unmittelbar politisch engagieren möchte, dem stehen andere Wege offen, um etwas für das Gemeinwohl zu tun: in Vereinen und Initiativen. Unsere Gesellschaft ist so gut, wie wir sie machen. Jeder kann einen Beitrag leisten. Und damit wächst die Akzeptanz unserer Demokratie.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr
Stefan Gilsbach
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