Sehr geehrter Herr Do,
im Prinzip gibt es über den US-Staat Iowa wenig Interessantes zu berichten. Einzig bemerkenswert, zumindest aus deutscher Sicht: Die meisten der gerade mal 3,1 Millionen Einwohner haben europäische Wurzeln. Und die Deutschstämmigen bilden dabei mit 36 Prozent die mit Abstand größte Gruppe. Dennoch schafft es der Agrarstaat im Mittleren Westen der USA eher selten in die hiesigen Schlagzeilen.

Das ändert sich allerdings in steter Regelmäßigkeit immer dann, wenn Amerika einen neuen Präsidenten wählt. Dann richten sich die Augen der Weltöffentlichkeit auf Iowa. Findet doch die erste Abstimmung einer jeden Präsidentschaftswahl traditionell in dem überschaubar großen und bevölkerungsarmen US-Bundesstaat statt. Am Montag starteten die Amerikaner dort nun ganz offiziell in die Präsidentschaftswahl 2024. Die republikanischen Wähler Iowas waren aufgerufen, im Rahmen von lokalen Parteiversammlungen, sogenannten Caucus-Treffen, für ihre Kandidaten zu voten. Und auch wenn Iowa mit 40 republikanischen Delegierten zahlenmäßig nur eine untergeordnete Rolle im Rennen um die US-Präsidentschaft spielt, so hat dieser Wahlauftakt mehr als nur symbolische Bedeutung. 

Erwartungsgemäß konnte Donald Trump diese Abstimmung klar für sich entscheiden. Mit knapp 51 Prozent der abgegebenen Stimmen ließ er die republikanischen Mitbewerber, den Gouverneur aus Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, klar hinter sich. Niemals in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaftwahlen hat ein Kandidat bei einer Vorwahl in Iowa so viele Stimmen auf sich vereinen können. Für viele ist die Sache damit gelaufen: Präsidentschaftskandidat der Republikaner und damit Herausforderer des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden wird Donald Trump. Punkt. 
Gewohnt selbstsicher: Donald Trump gewinnt die erste Vorwahl der Präsidentschafts-Kandidatur souverän
Im Erfolgsfall wäre der mächtigste Mann der Welt dann einer, der bereits wegen sexuellem Missbrauchs zu einer Millionenstrafe verurteilt wurde, gegen den zahlreiche strafrechtliche Ermittlungen laufen, unter anderem wegen Wahlmanipulation, Anstiftung zum Aufruhr oder illegaler Mitnahme geheimer Regierungsdokumente. Donald Trump – ein in einem rechtmäßigen Verfahren gescheiterter Ex-Präsident, der nicht müde wird, seine Lüge von der gestohlenen Wahl 2020 wieder und wieder zu wiederholen, der Migranten bei Wahlveranstaltungen unverblümt als „Ungeziefer“ bezeichnet und behauptet, Zuwanderer würden „das Blut des Staates vergiften“. Hier bedient sich ein skrupelloser Spaltpilz und Brandstifter ganz bewusst einer Rhetorik, die weniger an einen Volksvertreter in der größten Demokratie der Welt erinnert als vielmehr an die menschenverachtende Ideologie der Nazis.

Mit ziemlicher Sicherheit wird ein US-Präsident Trump auch Einfluss auf das Leben hierzulande nehmen. Schon in seiner ersten Amtszeit sorgte Donald Trump mit seiner Drohung, den Austritt Amerikas aus der Nato zu forcieren, im Westen für Schockstarre. Darüber hinaus punktet der Wahlkämpfer Trump aktuell bei seinen republikanischen Anhängern mit der Ankündigung, als gewählter Präsident die US-Militärhilfen für die Ukraine umgehend und vollumfänglich einzustellen. 

Womit wir in Deutschland wären. Hier pflastern die Bauern mit ihren Traktoren die Straßen zu und diskutieren Parteien und politisch Interressierte über ein Verbotsverfahren gegen die AfD. So groß bei vielen die Angst vor einer künftigen Regierungsbeteiligung der Rechtsaußenpartei ist und so sehr sich viele eine juristische Verbannung der Alternative für Deutschland wünschen, so unsicher sind auch die Erfolgsaussichten eines solchen Verfahrens. Denn: Für ein Parteiverbot setzt unsere Verfassung zu Recht hohe Hürden. So ist schon einmal ein medial sehr prominent begleitetes Parteiverbotsverfahren krachend gescheitert: 2012 leitete der Deutsche Bundesrat letztmals vergeblich ein Verbotsverfahren gegen die NPD ein. In seiner Urteilsverkündung kam das Bundesverfassungsgericht damals zu der Einschätzung, dass die Rechtsaußenpartei weder eine Bedrohung für unsere freiheitliche demokratische Grundordnung darstelle, noch der Bestand der Bundesrepublik gefährdet sei. Sprich: Die Verfassungsrichter begründeten die Einstellung des Verfahrens mit der Irrelevanz der damaligen NPD. Dieses Argument dürfte bei einer Partei wie der AfD, die in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt und DENNOCH (oder gerade deswegen?) in mindestens drei Bundesländern mit deutlichem Vorsprung in den Umfragen in die kommenden Landtagswahlen im Herbst 2024 geht, nicht gelten. Die Relevanz der AfD ist unstrittig.

Es gibt aus meiner Sicht aber deutlich erfolgsversprechendere Mittel, die AfD aus der politischen Arena zu kicken: Die konkurrierenden Parteien sollten den Wählern Angebote machen, die überzeugen und Vertrauen schaffen. Und für den Wählenden gilt: sich seiner Verantwortung bewusst zu sein, die das verfassungsrechtlich verbriefte Wahlrecht beinhaltet. Und deshalb seine Stimme keinesfalls einer Partei zu geben, die an vielen Stellen zu erkennen gibt, dass sie die freiheitliche Grundordnung unseres Landes ablehnt.
Gegen rechts: Zehntausende gingen Montagabend in Köln und anderen deutschen Städten auf die Straße, um gegen „Hetze und Gewalt“ zu demonstrieren 
Credit: Imago
Dass nicht nur die Politik, sondern auch der Umgang mit der Sexualität die Gemüter erhitzen kann, ist keine wirkliche Neuigkeit. Neu ist allerdings, dass eine Werbekampagne eines weltweit bekannten Fashion-Labels verboten wird. Und zwar keineswegs in einem streng muslimisch geprägten Land, sondern hier im freiheitlichen Europa – genauer gesagt in England. Dem Land also, das nicht nur für seine Monarchie, Fish & Chips und seine Elfmeterschwäche bekannt ist, sondern auch für die wilden Sechziger. Die sogenannten Swinging Sixties machten London einst zur Welthauptstadt einer Popkultur, die mit Sex, Drugs & Rock ‘n‘ Roll das Leben einer ganzen Generation prägte. 

Offenbar lange vorbei. 

Stein des Anstoßes: ein angeblich skandalöses Motiv der Frühlingskampagne des Modeunternehmens Calvin Klein. Das von offizieller Stelle beanstandete Schwarz-Weiß-Foto zeigt die britische Musikerin und Tänzerin FKA twigs, bürgerlich Tahliah Debrett Barnett, in einem schlampig übergeworfenen dunklen Jeanshemd. Das Bild gibt den Blick auf ihren nackten Körper frei, die Geschlechtsmerkmale sind allerdings züchtig bedeckt. Ein erotisches, wenngleich harmloses Foto, wie man es schon zu Tausenden gesehen hat. Die britische Advertising Standards Authority (ASA), ein Äquivalent zum Deutschen Werberat, sah sich dennoch bemüßigt, das Werbemotiv zu verbieten. Begründung der Nichtregierungsorganisation: Die Werbung konzentriere sich auf die körperlichen Merkmale von Barnett und nicht auf die Kleidung. Die Künstlerin werde deshalb als „stereotypes Sexualobjekt“ dargestellt. Das Bild lenke den Fokus der Betrachter auf den Körper des Models und nicht auf die beworbene Kleidung. Das Foto könne deshalb eine „ernsthafte Beleidigung“ darstellen. 
„Ich sehe nicht das ‚stereotype Sexualobjekt‘, als das sie mich abstempeln. Ich sehe eine schöne, starke Schwarze Frau, deren unglaublicher Körper mehr Schmerz überwunden hat, als man sich vorstellen kann.“: Mit diesen Worten äußert sich FKA Twigs selbst zum Verbot ihrer Calvin-Klein-Werbung
Credit: Instagram/@fkatwigs
Man weiß gar nicht, ob man lachen oder weinen soll. Was jetzt manche als feministische Großtat feiern, ist leider nichts mehr als ein weiterer Beleg dafür, dass sich heute hinter dem Begriff Feminismus oftmals einfach nur puritanische Verklemmtheit, falsch verstandene Rücksichtnahme und bevormundende Willkür verbergen. Zumal die Kampagnenmotive, die die männlichen Models (fast) in ihrer ganzen Pracht zeigen, offenbar bei den selbstermächtigten Tugendwächtern keinen Verbots-Reflex auslösten – sprich: keinerlei Zensur zum Opfer fielen. So wurde beispielsweise auch das Kampagnenmotiv mit Jeremy Allen White nicht von der zuständigen ASA beanstandet, obwohl auf dem Foto ganz offensichtlich der wohlgeformte Astralleib des US-Schauspielers im Fokus steht und damit die abgebildete Unterbuchse eindeutig zu einer Nebenrolle degradiert…
Steht trotz sexueller Konation nicht in der Kritik: Die Calvin-Klein-Kampagne mit „The Bear“-Schauspieler Jeremy Allen White
Credit: Instagram/ @jeremyallenwhitefinally
Zum Schluss hier noch ein Programmhinweis aus traurigem Anlass: Diesen Freitag wird sich der FC Bayern mit einer großen Gedenkfeier von seinem ehemaligen Spieler, Trainer und Präsidenten verabschieden. Franz Beckerbauer war bekanntlich am 7. Januar im Alter von 78 Jahren verstorben. Der Tod des vermutlich prägendsten deutschen Fußballers löste weltweit Trauer und Bestürzung aus. Was inzwischen selbst seine schärfsten Kritiker einräumen: „Deutschlands letzter Kaiser“ hat sich Verdienste um dieses Land erworben, die weit über seine sportlichen Erfolge hinausreichen. Es sind deshalb auch nicht nur die außergewöhnlichen fußballerischen Fähigkeiten, die langjährige Freunde, Kollegen, Journalisten, Partner, Weggefährten und Fans anführen, wenn sie die „Lichtgestalt“ posthum mit ihren Worten ehren. Es war der Mensch Beckenbauer, der den Weltstar aus Giesing so einzigartig machte. So schreibt sein einstiger Teamkamerad Sepp Maier, ebenfalls eine FC-Bayern-Legende und Torhüter der Weltmeister-Mannschaft von 1974, in einem offenen Abschiedsbrief über Beckenbauer: „Was mir in all den Jahrzehnten am meisten an ihm imponiert hat: Man hat immer zu ihm aufgeschaut – aber er hat nie auf die anderen herabgesehen.“
Unnachahmlich: Franz Beckenbauer wurde nicht nur für seine Spielkunst bewundert, sondern für seine einnehmende Art verehrt
Zu der Gedenkfeier am 19. Jaunuar (Allianz Arena in Fröttmaning, 15 Uhr) werden nicht nur bis zu 75.000 Trauergäste auf den Zuschauerrängen des Fußballstadions erwartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird eine Rede halten, und auch Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine Teilnahme angekündigt. Wenn Sie den „Festakt“ live im Fernsehen verfolgen wollen, haben Sie die Möglichkeit, zwischen mehreren TV-Sendern hin- und herzuschalten. Übertragen wird die Veranstaltung von der ARD, dem BR, sowie von RTL und n-tv. Damit neben dem Bayerischen Rundfunk auch Das Erste live aus München senden kann, wurde sogar der Start des Biathlon-Weltcuprennens der Frauen in Antholz auf 13:30 Uhr vorverlegt. Der Einfluss von Franz Beckenbauer auf die internationale Sportwelt reicht ganz offensichtlich über seinen Tod hinaus.

Ich wünsche Ihnen alles Gute, bleiben Sie zuversichtlich – und beherzigen Sie gerne die Worte des verstorbenen „Kaisers“: „Wenn du freundlich bist, kostet dich das nix. Ich habe keine Feinde, weil ich allen Menschen erst mal positiv begegne.“

Herzlichst,

Ihr

Florian Boitin
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
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