zu Beginn dieses Newsletters möchte ich Ihnen mein persönliches Zitat des Tages vorstellen. Es stammt von Cicero-Autor Mathias Brodkorb und lautet: „Wenn man anderen einen Mangel an journalistischer Seriosität vorwirft, sollte man selbst nicht unter der Latte durchlaufen.“ Geschrieben hat Brodkorb diesen Satz in seinem Kommentar über einen Artikel der Zeit. Diese hat heute persönliche Korrespondenz von Springer-Chef Mathias Döpfner veröffentlicht. Allein über dieses Vorgehen ließe sich schon ausführlich debattieren, schließlich sind schnell getippte Nachrichten an befreundete Kollegen etwas anderes als für die Öffentlichkeit bestimmte Texte. Allerdings gibt es noch weitere Kritikpunkte. Denn die Autoren sind sichtlich bemüht, Döpfner ins schlechte Licht zu rücken – und verstoßen dabei nicht nur selbst gegen journalistische Standards, sondern wittern sogar eine rechte Gesinnung, wo gar keine ist. Potzblitz! Wenn das mal kein „Tendenzartikel gegen Tendenzvorstand“ ist. Wenn schon Kritik an Döpfner, dann doch bitte mit Sachargumenten. Diese fordert in anderem Zusammenhang die ehemalige Verfassungsrichterin Gertrude Lübbe-Wolff: Denn die Zufriedenheit der Deutschen mit der hiesigen Demokratie befindet sich im Sinkflug. Würde mehr direkte Demokratie helfen? Ein häufiges Argument gegen mehr Bürgerbeteiligung dieser Art lautet: Die meisten Fragen sind zu komplex, um sie normalen Bürgern zu überantworten. Für Lübbe-Wolf ist das „ein Argument aus der Mottenkiste der Demokratiekritik“. Warum, das erklärt sie im Gespräch mit Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Um Demokratie geht es auch im nächsten Beitrag: Die Fünf-Prozent-Hürde hebelt das demokratische Gleichheits- und Repräsentationsprinzip von Wahlen bereits aus. Und die Wahlrechtsreform der Ampelkoalition stärkt die Macht der Kartellparteien zuungunsten des Konkurrenzkampfes nun weiter. Elmar Wiesendahl, Politikwissenschaftler und Parteienforscher, über „Das Wahlrecht in den Händen von Kartellparteien“. Blick auf Europa: Zwar geht die Inflation in der Eurozone derzeit zurück, doch die grundsätzlichen Probleme bestehen weiter. Insbesondere die expansive Finanzpolitik vieler Staaten muss Sorgen bereiten. Aber das ist noch längst nicht alles, schreibt Antonia Colibasanu, Analystin bei Geopolitical Futures und Dozentin an der rumänischen National Defence University mit Sitz in Bukarest. Einer, der sich auskennt mit dem Thema Finanzen, ist Mark Branson. Mit seiner Hartnäckigkeit hat sich Branson den Ruf des „Watchdogs“ erarbeitet. Dann kam er aus der Schweiz nach Deutschland, um die vom Wirecard-Skandal gebeutelte Finanzaufsicht zu stärken. Ist ihm das gelungen? Ulrich Thiele hat Branson für unsere April-Ausgabe porträtiert. Mit einem Zitat haben wir begonnen, mit einem anderen wollen wir enden. „Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit“, sagte Friedrich Engels – bereits 150 Jahre vor der Erfindung des Ganzkörper-Scanners, wie er heute an Flughäfen eingesetzt wird. Cicero-Kolumnist Stefan aus dem Siepen hält die Sicherheitskontrollen beim Fliegen jedenfalls für ein ulkiges Schauspiel. Das jedoch erschreckend leicht umgangen werden kann. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leiter Debatte |