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Warum der Dow Jones Industrial und der Nikkei 225 Index veraltet sind... Aktienindizes sind wichtig, sie sind ein Indikator für die Börsenstimmung und – seit dem Siegeszug der Indexfonds (ETFs) – auch wichtige Anlagevehikel. Umso wichtiger ist es, dass Du Dich mit den wichtigsten Indizes gut auskennst, denn nur so lassen sich die richtigen Anlageentscheidungen treffen. Der Dow Jones Industrial Average Index z.B. ist wohl der bekannteste Aktienindex der Welt. Das liegt wohl vor allem an seiner langen Geschichte: Schon 1885 entwickelte das Verlagshaus Dow Jones, zu dem auch das Wall Street Journal gehört, den Dow Jones Industrial. Der Index umfasst 30 der bedeutendsten Unternehmen der USA. In Bezug auf die Zahl der Indexmitglieder – aber auch nur in diesem – ist der Index mit dem DAX vergleichbar, der 2020 von 30 auf 40 Aktien aufgestockt wurde. Während allerdings der DAX für Indexanleger das wichtigste Instrument ist, um am deutschen Aktienmarkt zu investieren – das größte Volumen an deutschen Aktien-ETFs hat den DAX als Basis – ist das beim Dow Jones Industrial nicht der Fall. Das Anlagevolumen in ETFs auf den Dow Jones Industrial macht nur einen Bruchteil des Anlagevolumens in ETFs auf den S&P 500 aus. Denn obwohl der Dow Jones als Index bekannter ist, gilt der S&P 500 als bessere Benchmark für den US-Aktienmarkt. Das heißt: Wer den US-Aktienmarkt als Ganzes nachbilden will, zieht dafür meist den S&P 500 heran. Dow Jones Industrial vs. S&P 500 Das liegt zum einen natürlich daran, dass in diesem Index die 500 größten Aktienunternehmen der USA enthalten sind, und zwar gemessen an der Marktkapitalisierung, sprich dem Börsenwert. Der Börsenwert der im S&P 500 Index enthaltenen Aktien beträgt etwas das 170-fache des Börsenwerts der Aktien aus dem Dow Jones Industrial Average. Der S&P 500 ist also viel repräsentativer, zumal alle Aktien aus dem Dow Jones natürlich auch im S&P 500 vertreten sind. Zum anderen sorgt aber auch die Art der Zusammensetzung und der Indexberechnung beim Dow Jones Industrial für Kritik bzw. Skepsis. Während beim S&P 500 vor allem die Marktkapitalisierung über die Indexaufnahme entscheidet, wird über die Zusammensetzung des Dow Jones Index von einem Komitee des Herausgebers S&P Dow Jones Indices bestimmt. Anders als bei anderen Indizes spielen Faktoren wie die Marktkapitalisierung oder Handelsumsätze keine Rolle. Feste Aufnahmekriterien gibt es nicht. Fast noch entscheidender und in der heutigen Zeit kurios anmutend: Der Dow Jones Industrial ist preisgewichtet, daher der Zusatz "Average". Das führt dazu, dass Aktien mit einem höheren Kurs im Index ein höheres Gewicht bekommen. Die Erklärung dafür ist einfach: Als der Dow Jones Index 1885 entwickelt wurde, gab es technisch gesehen keine andere Möglichkeit einen Index laufend zu berechnen, außer die Kurse einfach zusammenzuzählen und durch die Zahl der Indexmitglieder, zu Beginn 12, zu teilen. Simpler geht es nicht. 1956, als der S&P 500 Index gestartet wurde, waren die technischen Möglichkeiten schon weiter und man konnte einen Index nach Marktkapitalisierung gewichtet berechnen. Längst wird der Dow Jones Industrial Average aber auch nicht mehr einfach als Durchschnittskurs der 30 Aktien berechnet, es sind komplizierte Anpassungen nötig, um etwa bei Aktiensplits, Kapitalmaßnahmen oder auch dem Austausch von Mitgliedern eine Kontinuität des Index zu gewährleisten. Das erfolgt durch Anpassungen beim so genannten Divisor. Es ist hier nicht nötig, auf dessen Bedeutung und Berechnung näher einzugehen. Denn obwohl die Indexberechnung komplizierter geworden ist, bleibt das Prinzip das Gleiche: Der Dow Jones ist ein preisgewichteter Index. Das führt dazu, dass z.B. die Aktie des Versicherungskonzerns United Health fast mit dem 3-fachen Gewicht (circa 9,5%) in den Dow Jones eingeht wie Apple (3,5%), weil der Kurs etwa 3-mal so hoch ist. Im S&P 500 Index ist das Gewicht von Apple dagegen 5-mal so hoch wie das von United Health, was der jeweiligen Marktkapitalisierung und damit auch der unterschiedlichen Bedeutung der beiden Aktien für die Wall Street entspricht. Erstaunlicher Gleichlauf Der Dow Jones Industrial Average scheint aus der Zeit gefallen, umso überraschender ist es, dass er in den Medien immer noch eine so große Rolle spielt. Das könnte auch daran liegen, dass er als Benchmark für den US-Aktienmarkt gar nicht so schlecht ist, wie man aufgrund der Berechnungsmethode annehmen könnte. Langfristig besteht ein erstaunlicher Gleichlauf, wie der Vergleich seit 1990 zeigt:
Seit 2019 gab es aber eine Outperformance des S&P 500, die sich aber 2022 wieder abgebaut hat. Getragen wurde diese Outperformance in erster Linie von Technologieaktien, wie die starke Kursentwicklung des Tech-Indexes Nasdaq 100 in diesem Zeitraum zeigt:
Zuletzt strebten die Indizes wieder auseinander. Unter dem Strich hat man aber in langfristiger Hinsicht nicht viel verkehrt gemacht, wenn man in den Dow Jones Industrial Index investiert hatte. Der Unterschied zwischen beiden Indizes nimmt sogar noch ab, wenn man die Dividenden in die Berechnung der Performance mit einbezieht. Nikkei 225 vs. MSCI Japan Was viele nicht wissen: Der bekannteste japanische Index Nikkei 225 wird wie der altehrwürdige Dow Jones Industrial als preisgewichteter Index berechnet. Aktien mit einem optisch hohen Kurs gehen daher mit einem höheren Gewicht in den Index ein. Das hat Folgen. Im Nikkei 225 Index steht die Aktie von Fast Retailing mit einem Anteil von 10,8% aktuell an der Spitze, im MSCI Japan Index ist es dagegen Toyota mit einem Anteil von 4,3%. Auch hier liegt das am optisch höheren Kurs der Fast-Retailing-Aktie. Dabei ist der Börsenwert von Toyota etwa 3-mal so hoch wie der der Modehandelsgruppe Fast Retailing, die aus dieser Sicht im Nikkei 225 Index einen ungerechtfertigt hohen Anteil einnimmt. Trotz der unterschiedlichen Zusammensetzung haben sich allerdings der Nikkei 225 und der ebenfalls marktbreite, aber nach Marktkapitalisierung gewichtende MSCI Japan in der Vergangenheit ähnlich entwickelt. Mehr noch: Der Vergleich von thesaurierenden ETFs auf die beiden Indizes zeigt, dass der Nikkei ETF in den letzten 5 Jahren sogar etwas besser abgeschnitten hat:
DAX vs. DAX Kursindex Die Tücke beim DAX ist dagegen eine andere: Die Benchmark für den deutschen Aktienmarkt ist einer der ganz wenigen Länderindizes, die als Performanceindex berechnet wird. Das heißt, Dividenden werden in die Indexentwicklung mit einberechnet. Üblich ist es Länderindizes als Kurs- bzw. Preisindizes zu berechnen, also ohne Dividenden. Ein Performanceindex ist schön und sinnvoll, aber der Vergleich mit anderen Indizes wird dadurch erschwert, bzw. hinkt. Für einen Vergleich z.B. mit dem Dow Jones Industrial oder dem Nikkei 225 Index müsste eigentlich der DAX Kursindex herangezogen werden, den gibt es nämlich auch, er kommt aber in der Börsenberichterstattung kaum vor. Die Grafik zeigt, dass der Unterschied zwischen Performance- und Kursindex beim DAX durchaus erheblich ist:
Damit wird auch die Aussage, der DAX sei im Mai auf ein neues Allzeithoch gestiegen, relativiert. Denn das gilt nur für den Performanceindex, dem Kursindex ist das bisher nicht gelungen. Mein Fazit Wenn ich den Aktienmarkt eines Landes in meinem Depot abbilden möchte, würde ich eher auf einen Index zurückgreifen, der nach Marktkapitalisierung gewichtet ist. Das ist transparenter und spiegelt die Stärke der Unternehmen wider. Also lieber den S&P 500 als den Dow Jones und lieber den MSCI Japan als den Nikkei 225 Index. Was die Performance betrifft, konnte man aber auch mit den beiden "altmodischen" Indizes in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht viel falsch machen. Und wenn es um kurz- und mittelfristige Spekulationen geht, dann spielt die Indexberechnung eine eher untergeordnete Rolle. Dann ist die Frage wichtiger, ob es günstige ETFs oder andere Produkte auf den jeweiligen Index gibt. Und wie man die Charttechnik jeweils einschätzt.
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Herzliche Grüße und bis kommende Woche
Dein Lars Erichsen Chefredakteur Rendite-Report www.rendite-report.de |