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WirtschaftsWoche Agenda vom 11.03.2016
Liebe Leserinnen und Leser, 11.03.2016
der Feind des Guten ist das Bessere. Und der Feind des Schlimmen ist das Schlimmere. Das Schlimmste aber ist ein Feind der Unterscheidungen, die es in einer Gesellschaft gibt. Insofern war es ein vielversprechendes Moment, als 2013 eine neue Partei plötzlich den Unterschied im Namen trug: die Alternative für Deutschland (AfD). Aus der Alternative für Deutschland ist inzwischen aber die Alternative zu Deutschland geworden. Zu dem liberalen Deutschland, das dem Gedanken von Frieden, Freiheit und internationaler Anbindung verbunden ist. Die AfD vergiftet heute das Klima und gefährdet die politische Stabilität. Die Demokratie aber kann sich zur Wehr setzen: Wer liberal für einen offenen Wirtschaftsstandort Deutschland denkt, kann die AfD deswegen nicht wählen.
Mario Draghi
Große Koalition: Wirtschaftspolitischer Stillstand
Das beste Mittel wäre es freilich, die AfD überflüssig zu machen. Das könnten die anderen Parteien durch eine konstruktive politische Problemlösung. Doch ausgerechnet vor den drei Landtagswahlen am Sonntag in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gilt in der Großen Koalition: Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht. Das muss spätestens Montag passé sein, wie unser Berliner Team in einer wirtschaftspolitischen Zwischenbilanz aufarbeitet: Ob Leiharbeiter-Gesetz, E-Auto-Subventionen, Erbschaftssteuer oder Atomausstieg – bis zum Ende der Legislaturperiode ist noch einiges zu tun.
Arbeit: Der Nahles-Plan
Immerhin: Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ist tatendurstig – was aus Sicht der Wirtschaft in den vergangenen Jahren nicht immer unbedingt Gutes ahnen ließ. Diesmal aber will Nahles es allen recht machen: Sie hat vermessen lassen, wie die Deutschen sich ihren Arbeitsalltag der Zukunft vorstellen. Schließlich wird die Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt zunehmend breitere Spuren hinterlassen. Andrea Nahles hat Max Haerder ihr Zwischenfazit verraten: „Es gibt nicht mehr die eine gesetzliche Lösung, die allen gerecht wird.“ Ach so!
Weltwirtschaft: Draghis Dilemma
Die eine Lösung gibt es, leider, auch nicht für das weltwirtschaftliche Chaos, das die Zentralbanken seit Jahren zu entwirren versuchen. Die letzten Mohikaner gegen die Deflation stehen vor dem Scheitern: die Notenbanker. Seit Beginn der großen Finanzkrise signalisierten Mario Draghi und Kollegen: Wenn man die Zinsen nur weit genug drückt, die Geldmenge nur stark genug aufbläht, dann wird die Wirtschaft schon wieder wachsen. Nun sehen wir: Das einzige, was wächst, sind Blasen in verschiedenen Marktbereichen. Was Mario Draghi uns als Medizin versprochen hat, entpuppt sich allenfalls als Doping, analysiert Malte Fischer. Titelgeschichte jetzt lesen.
Dividenden: Die neuen Zinsen?
Da passt es gut, dass wenigstens Deutschlands Konzerne ihren Anlegern hübsche Dividenden ausschütten. Für den niedrigzinsgeplagten Kleinanleger wenigstens ein bisschen Trost. Nur: Halten üppige Dividenden wirklich, was sie versprechen? Mein Kollege Sebastian Kirsch hat da so seine Zweifel und rät: Besser mal über üppige Gewinnversprechen nachdenken.
VW: Krise und kein Ende
Keine Woche ohne neu Hiobsbotschaften bei VW: Nun soll Ex-Chef Martin Winterkorn deutlich früher von den Diesel-Manipulationen gewusst haben als gedacht, und die US-Behörden weiten ihre Ermittlungen auf neue Tatbestände aus. Der neue VW-Markenchef Herbert Diess will deswegen schon mal sparen – und verfolgt dafür einen 12-Punkte-Plan. Dagegen opponiert vor allem Betriebsratschef Bernd Osterloh. Bisher gilt der als heimlicher Mit-Manager in Wolfsburg. Bevor er weiter gegen die Zukunftspläne protestiert, wäre Osterloh zu einer Selbstfindung zu raten: Was will er sein? Regierung oder Opposition? Beides geht nicht.
Karriere: Das Frauenproblem der deutschen Wirtschaft
Anne-Marie Slaughter war Planungschefin unter US-Außenministerin Hillary Clinton – bis sie ihren Job aufgab, um sich ihrer Familie zu widmen. So eine tolle Frau, so wenig Perspektive? Seinerzeit ging ein Aufschrei durch die (Wirtschafts)Welt. Ist die Lage für Frauen seitdem besser geworden? Zumindest in der deutschen Wirtschaft nicht, bemängelt Slaughter im Gespräch mit Gregor-Peter Schmitz: „Deutschland ist immer noch ziemlich sexistisch. In dem Moment, in dem eine deutsche Frau ein Kind bekommt, wird sie zur Mutti abgestempelt.“
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und uns allen, dass wir am Montag nicht trüber in die Welt schauen als heute.


Miriam Meckel
Chefredakteurin WirtschaftsWoche
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