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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 22.08.2019 | Den ganzen Tag über sonnig bei bis zu 26 °C. | ||
+ Schwimmen im Spreekanal ist abgesagt + AfD-Wähler sind unzufrieden mit Demokratie + Staatsballett ist Kompanie des Jahres + |
von Robert Ide |
Guten Morgen, gehen Sie auch gleich duschen? Dann spülen Sie nicht zu sehr: In Berlin fällt nicht nur der Regen ins Wasser. Sondern auch das Abwasser in die Spree. Dem Flusse am Fuße unserer städtischen Muße geht es oft dreckiger als er aussieht; deshalb nimmt man hier im Sommer lieber kein Flußbad. Da wegen der Trockenheit nun auch noch Blaualgen durch die Wogen walgen, wird das für Sonntag geplante Spreekanalschwimmen zwischen Bodemuseum und Stadtschloss erneut abgesagt. Dickes Weh an der Spree: Berlin hat mal wieder die Kanalisation voll. | |||
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Zeit für eine Zeitreise – mit dem Bus durch das geteilte Berlin der Achtziger. Als die Hauptstadt der DDR den Gendarmenmarkt sanierte, im „Palazzo Prozzo“ schwoofte und auf dem Bürgersteig nach Orangen anstand, an dessen Rand ein Lada geparkt war, in dem auffällig unauffällig zwei Männer saßen, um die anderen Leute zu beobachten. Wo gibt’s denn sowas? Ab Freitag bei „Time Ride“, einem neuen Zeitreisemuseum am ollen Checkpoint Charlie. Hier wurde das einst zerrissene Berlin mithilfe historischer Bilder und Videos am Computer dreidimensional nachgebaut; nun startet die Stadtrundfahrt – mit VR-Brille auf dem Kopf und Rundumblick vor Augen, begleitet von Zeitzeugen im Ohr. Der Tagesspiegel ist Partner dieses neuartigen Projekts, Geschichte interaktiv zu erleben. Meine erste Testfahrt zurück ins Ost-Berlin meiner Kindheit habe ich gestern gemacht, den Reisebericht können Sie hier nachlesen. Und falls Sie ein Checkpoint-Abo haben (kostenloses Probelesen hier), können Sie fünf mal zwei Karten für die feierliche Eröffnung am Freitagnachmittag gewinnen (einfach per Mail an checkpoint@tagesspiegel.de). Denn in Berlin wird Geschichte gemacht. Damit sie gegenwärtig bleibt. | |||
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Haste mal ‘ne Karte? Was in Berliner Taxis erst nach und nach gilt („Mein Gerät ist heute kaputt“), wird im Internet schon lange abgezockt abgefragt. Mit Kartennummer, Ablaufdatum und aufgedruckter Prüfnummer hat man schnell seinen Einkauf geordert, der dann eine Woche im Café um die Ecke lagert, um nach einer weiteren Woche wieder per Paket zurückgeschickt zu werden. So einfach soll das alles nicht mehr sein: Die EU besteht auf mehr Sicherheit beim Online-Einkauf mit Kreditkarte. Viele Sparkassen und Banken haben die Sache schnell auf die kurze Bank geschoben und neue Tan-Verfahren eingeführt, nur der Handel braucht beim Wandel länger (via Handelsblatt). Also hat die Finanzaufsicht BaFin die neuen Sicherheitsstandards kurzerhand verschoben - von Mitte September auf Mitte Irgendwann. Da würde man schon gerne wissen, wie das ausgehandelt wurde. | |||
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Okay, fangen wir mit den positiven Nachrichten an: Berliner sind toleranter als der meiste Rest der Republik. Sie lehnen autoritäre Staatsformen weitgehend ab, Antisemitismus ebenso, halten Homosexualität für völlig normal, heißen Flüchtlinge willkommen und finden nicht, dass in Deutschland zu viele Muslime leben. Das ergab der „Berlin-Monitor“, eine vom Senat in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage unter 2000 Einwohnern. Natürlich gilt das nicht für AfD-Wähler – diese sind demnach nur zu vier Prozent „zufrieden mit der Demokratie, wie sie in Deutschland existiert“ und wünschen sich mehrheitlich die Führung durch eine „starke Partei“, die „die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“. Der Denkfehler dabei ist: Wir sind das Volk – das ist die AfD schon geschichtlich nicht. Mit der unverfrorenen Selbstreklamation der friedlichen Revolution vor 30 Jahren („Vollende die Wende“) biedert sie sich zwar an die einstigen DDR-Mitläufer an, wie einstige Oppositionelle jetzt beklagen (Interview dazu hier). Aber die Parteispitze selbst ist voller westdeutscher Wendehälse, die bloß ihr eigenes Blatt im Osten wenden wollen. | |||
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Und damit wechseln wir die Spur. Und reihen uns ein in den täglichen Stau durchs nördliche Pankow, in dem der Verkehr noch langsamer fließt als die fast vertrocknete Panke. Bis zum Ossietzkyplatz in Niederschönhausen, wo ein ganz vertrockneter Strauch an einem Parkplatz wartet. Den hatte das Bezirksamt vor 15 Monaten hier eingepflanzt, damit Autos die grüne Parkfläche mit Rasen nicht mit der grauen Parkfläche auf dem Asphalt verwechseln. Dummerweise gilt hier das Motto: Bei Grün darfst Du eingehen. Der Bezirk ließ den Busch verdorren (via @BikerPankow) und sägte ihn nun wieder ab. So wird die grüne Verkehrswende zum Kleinholz. Auf einem Park-and-Schneid-Platz. | |||
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