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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 14.10.2022 | Vereinzelte Schauer möglich, sonst bewölkt bei 16°C. | ||
+ Berliner Behörden verteilen Fleecedecken an Mitarbeitende + Legendäre Currywurstbude am Olympiastadion schließt + Doppelte Wahlen kosten Berlin allein drei Millionen Euro an Porto + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, man merkt es schon nach jeder Nacht: Bald sieht Berlin ganz schön kalt aus. Zeit, sich auch am Tage einzumummeln. Gegen das Frieren im Homeoffice hat der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (via „Bild“) schon einen guten Rat gestrickt: „Dann zieht man halt einen Pullover an. Oder vielleicht noch einen zweiten Pullover. Darüber muss man nicht jammern.“ Auch in den Behörden werden sich langsam warme Gedanken umeinander gemacht. „Sie alle haben sicherlich bemerkt, dass wir uns nunmehr an die angekündigte Drosselung der Raumtemperaturen – die bei sitzender Tätigkeit rasch als kühl empfunden wird – gewöhnen müssen“, schreibt das Bundespräsidialamt seinen Mitarbeitenden in einer internen Mail. Betreff des Schreibens: „Fleecedecken“. Das Amt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bietet zumindest seinen Mitarbeitenden mehr als lauwarme Worte: „Um Ihnen die Anpassungszeit etwas erträglicher zu gestalten, können Sie Decken anfordern, die Ihnen ab sofort bereitgestellt werden.“ Vielleicht kann Steinmeier so auch zudecken, das seine zweite Amtszeit noch nicht die richtige Temperatur gefunden hat. Nicht bedeckt halten sich auch Berlins Senatsverwaltungen zu den Decken, nach denen sich ihre Mitarbeitenden strecken. Aus der Innenverwaltung berichtet unsere langjährige Kollegin und jetzige Sprecherin Sabine Beikler, dass schon während der Corona-Pandemie eine größere Menge Fleecedecken beschafft worden sei – wegen der lange vorgeschriebenen Lüftungsintervalle in den Büros. „Aus dem Restbestand werden aktuell noch Decken an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herausgegeben“, sagt Beikler auf Checkpoint-Anfrage. „Eine weitere Beschaffung von Fleecedecken ist in Absprache.“ Die Gesundheitsverwaltung dagegen rät ihren Mitarbeitenden lieber, „verstärkt die Möglichkeit zu nutzen, im Homeoffice zu arbeiten, sowie warme Kleidung zu tragen“. So fällt einem zumindest nicht im Büro die Decke auf den Kopf. | |||
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In der Hitze der Nacht wachte dagegen unsere Leserin Christel Hartwig in den vergangenen zwei Wochen auf. In den Wohnungen mehrerer Häuser in der Schöneberger Blumenthalstraße ließ sich die Heizung nicht mehr runterregulieren. „Die Steigleitungen waren so heiß, dass man sie nicht anfassen konnte“, berichtet Hartwig dem Checkpoint. „Wir mussten bei geöffneten Fenstern in überhitzten Wohnungen schlafen.“ Die landeseigene Wohnungsgesellschaft Gewobag räumte auf Nachfrage den Schaden ein: „Uns ist das Problem der defekten Heizungsanlage in dem von Ihnen genannten Objekt bekannt, mittlerweile funktioniert sie wieder.“ Für Christel Hartwig stellt sich die Reparatur allerdings so dar: „Seit gestern Abend ist die Heizung ganz aus.“ Hitz, komm raus! | |||
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Er wird an das erinnern, was Russland derzeit über Europa bringt: das Leid eines entfachten Krieges, auch für das eigene Land. Vor der russischen Botschaft in Berlin darf nun ein zerstörter Panzer der russischen Armee an den Krieg und auch den Widerstand der überfallenen Ukraine erinnern. Das Bezirksamt Mitte hatte das verhindern wollen – unter anderem mit dem Argument, ein solches Panzerwrack würde Flüchtlinge retraumatisieren. Wie Ukrainerinnen und Ukrainer in Berlin eigentlich darüber denken, zeigt unsere Tagesspiegel-Umfrage: Elena Lazutkina, Künstlerin: „Es muss mehr Ausstellungen wie diese geben. Wir müssen die Russen hier in Berlin jeden Tag daran erinnern, was passiert, während sie schweigen. Ihre ‘russische Welt des 21. Jahrhunderts‘ bringt Tod, Zerstörung und Schmerz. Haben unsere Großeltern etwa dafür gekämpft, damals, gegen Nazi-Deutschland?“ Olga Rozskazova, Zivilgesellschafts-Aktivistin: „Leider hat sich die russische Propaganda in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Deshalb ist es jetzt sehr wichtig, die Deutschen auf die Bedrohungen, denen auch ihr Land ausgesetzt ist, aufmerksam zu machen. Wenn Putin nicht gestoppt wird, wird er seine Aggressionen weiter in die Länder zunächst in Ost- und dann in Westeuropa lenken. Die Ereignisse in der Ukraine haben gezeigt, dass er vor nichts zurückschreckt.“ Marina Alexandrova, Grafikdesignerin: „Es gibt russische Panzer in der Mitte Berlins, vor dem sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten. Sie symbolisieren mittlerweile keinen Frieden mehr, sind kein Mahnmal mehr für die Opfer des Krieges, sondern symbolisieren Macht. Sie verherrlichen Russland und versammeln jedes Jahr Fans der russischen Pro-Kriegspolitik um sich. Russland begeht, begleitet von Fake News und Propaganda, Völkermorde, macht Tausende Menschen zu Flüchtlingen. Wie sollen wir Kindern noch erklären, dass russische Panzer für Frieden stehen?“ | |||
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Als ich fortging, war die Straße steil / kehr wieder um.“ Mit diesen Zeilen besang Dirk Michaelis eigentlich eine vergehende Liebe. Das Lied wurde zur Hymne auf den Zeitenumbruch 1989, aufgeführt am Tag vor und am Tag nach dem Mauerfall im Palast der Republik – und am 9. November selbst. Der Palast ist längst vergangen, das Lied von Michaelis nicht. Am Sonnabend führt Michaelis, der schon mit der Checkpoint-Band auftrat und an die friedliche Revolution erinnerte, es im Admiralspalast auf. „Als ich fortging ist mein Yesterday“, erzählt der 60-Jährige am Checkpoint-Telefon. „Alle haben ihre ganz individuellen Geschichten dazu und es wird wohl noch gesungen werden, wenn ich es selbst nicht mehr tue.“ Michaelis denkt nicht mehr so oft an die Wendezeit zurück: „Ich lebe, arbeite, musiziere im Hier und Jetzt und bin froh über dieses friedliche Ereignis.“ So ganz geht sie nie fort, die Vergangenheit. Ihr Soundtrack erinnert uns an unsere Gegenwart. | |||
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„Ach Du Schande, fängt ja jut an, der Tach.“ So fing sie an, die legendäre West-Berliner Fernsehserie „Drei Damen vom Grill“. Viele Redensarten aus den Siebzigerjahren haben bis heute überlebt – und auch die Damen vom Grill servieren immer noch kross gebratene Currywurst mit selbstgemachter Ketchupsoße. An der Olympischen Brücke am Olympiastadion betreiben Claudia und ihr Frauenteam (Foto hier) eine der besten Imbissbuden der Stadt – zumindest nach Meinung mehrerer Bewertungsportale, vieler Fernfahrer und Polizistinnen, die hier regelmäßig Rast machen und nicht weniger Hertha-Spieler, die hier trotz ihres Ernährungsplans bei ‘ner Curry mit Fans über Fußball philosophieren. Nun aber hat die Wurst ein Ende, berichtet unser aufmerksamer Leser Hennes Schulz. „Liebe Kunden! Wir schließen zum 31.10.22 und bedanken uns für 35 Jahre Treue“, heißt es auf einer Tafel am Imbiss. Ein bisschen Zeit bleibt noch für ‘ne Boulette. Und ein letztes Glas im Steh’n. | |||
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