Warum der US-Dollar abwerten wird und was das für Dich als Anleger bedeutet!? Liebe Leserin, Lieber Leser, in China ist wegen des Corona-Virus das wirtschaftliche Leben zum Erliegen gekommen. Noch ist nicht absehbar, wie stark die wirtschaftlichen Folgen für China und für die Welt sind. Wahrscheinlich wird es China gelingen, den wirtschaftlichen Rückschlag rasch wieder aufzuholen – vorausgesetzt es stimmt, dass die Epidemie bald ihren Höhepunkt erreicht hat. Aber sicher ist das natürlich nicht. Das sorgt an den Märkten weltweit für große Verunsicherung. Nicht nur die Aktienkurse sind gefallen, auch die Preise vieler Rohstoffe von Erdöl bis Kupfer. Gold und Silber waren dagegen zumindest zeitweise gefragt, ebenso wie die als "sichere Anlagehäfen" geltenden Währungen Schweizer Franken, Yen und US-Dollar. Das zeigt sich auch am Wechselkurs des Euro zum US-Dollar, der in den letzten Tagen wieder bis auf 1,10 US-Dollar zurückgefallen ist – ein Rückgang entspricht einer Aufwertung des Dollars. Speziell den Dollar, gerne auch Greenback genannt, möchte ich heute etwas genauer unter die Lupe nehmen. Denn meines Erachtens könnte sich hier 2020 eine Entwicklung ergeben, die derzeit nur wenige auf dem Radar haben, nämlich eine deutliche Abwertung der US-Währung, auch gegenüber dem Euro. Doch zuerst einmal zu den wirtschaftlichen Fakten. Die US-Wirtschaft wächst stärker als die der Eurozone Die US-Wirtschaft ist 2019 trotz des Handelsstreits mit China voraussichtlich um 2,3% gewachsen. Das ist zwar weniger als 2018 (+2,9%), aber mehr als doppelt so stark wie die Wirtschaft der Eurozone (+1,1%). Schuld an der Konjunkturschwäche in Europa ist nicht zuletzt der Wachstumseinbruch in Deutschland, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist hierzulande nur um 0,6% gewachsen (2018: +1,5%) und hat damit den Schnitt der Eurozone nach unten gezogen. Die seit Anfang 2018 anhaltende Stärke des Dollars gegenüber dem Euro – und auch gegenüber vielen anderen Währungen – erscheint angesichts der Konjunkturdynamik der US-Wirtschaft logisch. Die Ende Juli 2019 eingeleitete Kehrtwende der US-Notenbank hin zu Zinssenkungen hat den Aufwertungsdruck auf den Greenback zwar gebremst, konnte ihn aber bislang nicht umkehren. Der Euro ist im Verlauf des Jahres 2019 gegenüber dem US-Dollar weiter gefallen, allerdings nicht so stark wie 2018. Seit Oktober gab es zudem unter dem Strich eine Seitwärtsbewegung im Wechselkurs, wie der langfristige Chart zeigt: Der Dollar-Index kann kräftig steigen Die Stärke des Dollars zeigte sich aber nicht nur gegenüber dem Euro, sondern auch gegenüber anderen Währungen. Das lässt sich auch an der Entwicklung des Dollar-Index ablesen, der seit Januar 2018 um etwa 10% zulegte. Gegenüber seinem Hoch im Oktober 2019 gab der Index bisher nur leicht nach. Der Dollar-Index misst die Kursentwicklung des Greenbacks gegenüber den Währungen von sechs der wichtigsten US-Handelspartner. Der Euro allein macht 58% des Index aus, der Rest entfällt auf den Yen (14%), das Pfund (12%), den Kanada-Dollar (9%), die Schweden-Krone (4%) und den Franken (3%). Trader können den Index übrigens über den an der Terminbörse ICE notierten Future handeln. Warum ist der Dollar in Zeiten der Unsicherheit gefragt? Der Anstieg des Dollar-Index seit Anfang 2018 hat aber keineswegs nur mit der Stärke der US-Wirtschaft zu tun, sondern auch mit der seitdem gestiegen Risikoaversion an den Märkten. Anfang 2018 begann der Handelskonflikt der USA mit China, der nicht nur die Weltkonjunktur spürbar abbremste, sondern auch Angst vor einer Rezession weckte. In Phasen der Unsicherheit sind aber Anlagen in Dollar gefragt und die US-Währung kommt dadurch unter Aufwertungsdruck. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Vermögensverwalter ihren Sitz in den USA haben und in solchen Phasen lieber Kapital aus dem Ausland abziehen. Auch während der Finanzkrise 2008/2009 legte der Dollar tendenziell zu, obwohl der Ausgangspunkt der Krise in den USA selbst lag. Das heißt allerdings im Umkehrschluss: Sollten die Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung der Weltwirtschaft wieder abnehmen – der Phase-1-Deal zwischen den USA und China im Handelsstreit war in dieser Hinsicht ein wichtiger erster Schritt – dann dürfte dies auf den Kurs des Dollars drücken. Das zeigte sich ansatzweise bereits in den letzten Monaten, der US-Dollar kam seit Oktober zeitweise immer wieder unter Verkaufsdruck. Der Wachstumsvorsprung der USA nimmt 2020 ab Das dürfte auch damit zu tun haben, dass der Wachstumsvorsprung der USA 2020 voraussichtlich abnimmt. Das BIP wird voraussichtlich dieses Jahr „nur“ um etwa 2,0% wachsen, während das Wachstum in vielen anderen Ländern wieder anzieht, u.a. in Deutschland und auch in einigen Schwellenländern wie Indien, Brasilien, Russland und der Türkei. Die Gründe dafür: Der private Konsum in den USA bleibt zwar auch 2020 stark, aber von den Staatsausgaben und auch vom Immobilienmarkt gehen weniger Wachstumsimpulse aus. Das ist nicht dramatisch, könnte aber ausreichen, um zu einer Kehrtwende beim Dollar beizutragen. Wenn die Anlagemöglichkeiten außerhalb der USA relativ gesehen wieder attraktiver werden, dann fließt Kapital aus den USA ab und das drückt auf den Dollar.
Mein Fazit Ich habe sicherlich nicht alle Faktoren analysiert, die in den nächsten Monaten auf den Wechselkurs EUR/USD wirken könnten. Der Brexit z.B. kam gar nicht zu Sprache. Der entscheidende Punkt dürfte aber sein, ob die Unsicherheit an den Märkten insgesamt abnimmt. Sollte das der Fall sein, dann wird EUR/USD voraussichtlich zulegen. Was heißt das für Anleger? Wer kurzfristig agieren möchte, könnte auf einen Kursanstieg von EUR/USD spekulieren. In dem Fall sollte die Entscheidung aber von Chartmarken abhängig gemacht werden. Ein Anstieg über den Widerstand bei 1,1200 US-Dollar könnte weitere Käufe auslösen. Richtig spannend wird es bei einem Anstieg über 1,1450 US-Dollar. Für langfristig orientierte Aktien-Anleger hat die Wechselkursentwicklung keine allzu große Bedeutung. Hier sollte zur Diversifikation ohnehin in Aktien aus verschiedenen Währungsräumen investiert werden. Allerdings ist eine mögliche Abwertung des Dollars zumindest ein weiteres Argument, das aktuell gegen Investments am US-Aktienmarkt spricht. Denn im Vergleich zu europäischen und asiatischen Aktien sind US-Aktien im Durchschnitt relativ hoch bewertet.
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