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Eastman Kodak – Vom Pleite-Kandidaten zum Pharma-Produzenten von Trumps Gnaden!

Lieber Geldanleger,

 

einige wussten wieder mal vorher Bescheid: Am Montag stieg der Aktienkurs des waidwunden, früheren Fotografie-Giganten Kodak aus dem Nichts um rund 25% bei einer gleichzeitigen Ver-20-fachung des Handelsvolumens.

Der Grund wurde erstaunten Marktbeobachtern dann am Dienstag nachgeliefert:

Der Präsident persönlich hat die Rettung des von der zweiten Insolvenz nach 2012 bedrohten Unternehmens angeordnet. Als Mittel zum Zweck diente dabei ein altes Gesetz aus dem Korea-Krieg, der sog. „Defense Production Act of 1950“.

Zukünftig soll das Unternehmen im Dienste der nationalen Sicherheit und als Antwort auf die COVID-19 Pandemie wichtige Grundstoffe zur Herstellung von Generika produzieren, dafür wird die U.S. International Development Finance Corporation (kurz „DFC“), eine von Trump vor zwei Jahren ins Leben gerufene staatliche Entwicklungsbank, einen Kredit in Höhe von 765 Millionen Dollar bereitstellen.

Foto: DFC Homepage


Zwar ist der Deal noch nicht in trockenen Tüchern, denn bisher existiert nur eine sog. „Letter of Interest“ zwischen den Vertragsparteien, allerdings zweifelt niemand ernsthaft an der Umsetzung der präsidialen Verfügung.

Kodak, das nach der Insolvenz 2012 nur noch aus einigen, in der Summe unprofitablen Rest-Segmenten seines früheren Fotografie-Imperiums besteht, wird im Rahmen der Vereinbarung in den nächsten Jahren ein neues Segment mit dem Namen „Kodak Pharmaceuticals“ aufbauen.

Warum gerade Kodak für diese Aufgabe ausgewählt wurde, erschließt sich auch bei näherer Betrachtung nicht. Das Unternehmen hat keine relevanten Erfahrungen in der Herstellung pharmazeutischer Komponenten und steht bzw. stand finanziell erneut vor dem Abgrund. Ende nächsten Jahres werden rund 300 Millionen US-Dollar an wandelbaren Schuldtiteln fällig, die Rückzahlung erschien als ein Ding der Unmöglichkeit für das seit Jahren mit Verlusten und weiterhin rückläufigen Umsätzen kämpfende Unternehmen.

Nach der wundersamen Rettung durch die Trump-Regierung dürften diese Schulden allerdings kein Problem mehr darstellen, da nach der gigantischen Kursexplosion von 2,50 US-Dollar auf in der Spitze 60 US-Dollar die Wandlung der bestehenden Schuldtitel in Aktien für die Gläubiger ausgesprochen lukrativ geworden ist.

Als großer Gewinner erscheint dabei die Fondsgesellschaft Southeastern Capital Management (kurz „SCM“), die zusammen mit einigen von ihr gemanagten Fonds alleiniger Gläubiger der o.g. 300 Millionen US-Dollar ist.

Als Beispiel:

Die bestehende 100 Millionen US-Dollar Wandelanleihe hat einen festgelegten Umwandlungspreis von rund 3,15 US-Dollar, entsprechend würde bei vollständiger Umwandlung SCM rund 31,75 Millionen neue Aktien erhalten. Bei einem Aktienkurs in Höhe von 25 US-Dollar würde sich der Gewinn alleine aus dieser Wandelanleihe auf knapp 700 Millionen US-Dollar belaufen.

Die weiteren 200 Millionen US-Dollar an Schuldtiteln haben weit weniger vorteilhaften Umwandlungspreis von 17,40 US-Dollar, aber auch hier würden bei einem Aktienkurs von 25 US-Dollar noch einmal knapp 90 Millionen US-Dollar Gewinn für SCM zu Buche stehen.

Damit dürfte ein neuer Großspender für Trumps Wiederwahlkampagne praktisch feststehen.

Nachdem der Aktienkurs sich bereits im regulären Handel am Dienstag mehr als verdreifacht hatte, sorgte der Präsident nachbörslich höchstselbst für einen weiteren Schub indem er den Kodak-Deal ausgiebig in seinem nachmittäglichen Presse-Briefing abfeierte, welches auf vielen Fernseh- und Social Media-Kanälen live übertragen wird.

Der präsidiale Push sorgte dann am Mittwoch für eine wahrhaft epische Rallye. Der Höchstkurs von 60 US-Dollar stellte einen Anstieg von mehr als 2.000% zum montäglichen Schlusskurs dar.

Wie so oft in den vergangenen Monaten waren dabei Privatanleger die treibende Kraft, diesen Schluss legt zumindest der Beliebtheitsanstieg der Aktie beim führenden Anbieter für kommissionsfreies Trading in den USA, Robinhood, nahe:

Hier die Grafik vergrößern...

Quelle: Robintrack.net


Der von vielen US-Anbietern mittlerweile weitestgehend kommissionsfrei angebotene Aktienhandel hat in Verbindung mit aufgrund von COVID-19 temporär stark erhöhter Freizeit für viele US-Amerikaner eine neue Generation von meist jungen, risikobereiten Anlegern an die Börse gebracht – Parallelen zum Internet-Boom vor 20 Jahren sind dabei unverkennbar.

Mittlerweile wird geschätzt, dass rund 25% des Börsenhandelsvolumens von Privatanlegern gestemmt wird gegenüber einem Wert von nur 10% im Vorjahr.

Wenn diese Heerschar neuer Marktteilnehmer sich dann auch noch überwiegend auf wenige Aktien fokussiert, werden massive Rallyes wie diese Woche bei Kodak sicher keine Ausnahme bleiben.

Der groteske Kursanstieg hat unter Einbeziehung der zu erwartenden Umwandlung von Schuldtiteln die Marktkapitalisierung auf mehr als 2 Milliarden US-Dollar katapultiert obwohl Kodak in den nächsten Jahren sein neues Pharmazeutika-Geschäft erst einmal aufbauen muss und auf kurze und mittlere Sicht nach wie vor Verluste schreiben wird.

Eine fundamentale Bewertung erscheint unter den aktuellen Voraussetzungen schwierig bis unmöglich, da den bestehenden Geschäfts-Segmenten kaum Wert beizulegen sein dürfte, während Umsatz- und Gewinnerwartungen für Kodak Pharmaceuticals noch nicht öffentlich gemacht wurden.

Generell werden amerikanische Generika-Hersteller an der Börse im Schnitt mit einer Umsatzmultiple von 1,5 bewertet. Allerdings wird Kodak nicht die Medikamente selber herstellen, sondern nur einige der dafür benötigten Komponenten.

Vor dem Hype betrug der Firmenwert (Marktkapitalisierung plus Schulden abzüglich Cash) rund 200 Millionen US-Dollar, was einer Umsatzmultiple von lediglich 0,2 entspricht.

Wenn wir davon ausgehen, dass Kodak mit dem neuen Kredit das Geschäft mit Generika-Komponenten im Zeitablauf auf einen Jahresumsatz von 500 Millionen US-Dollar ausbauen kann, ergibt sich unter Anwendung des branchenüblichen Umsatzfaktors eine Bewertung für Kodak Pharmaceuticals von rund 750 Millionen US-Dollar.

Zusammen mit dem bestehenden Geschäft errechnet sich eine potentielle Bewertung von knapp 1 Milliarde US-Dollar – allerdings erst, wenn der neue Geschäftszweig tatsächlich die angenommenen Umsatzdimensionen erreicht.

Aktuell ist der Deal noch nicht einmal in trockenen Tüchern und bis zum Produktionshochlauf können noch Jahre vergehen, von daher dürfte ein deutlicher Abschlag angebracht sein.

Insgesamt erscheint die aktuelle Bewertung deutlich zu hoch, es ist entsprechend davon auszugehen, dass sich nach der ersten Aufregung der Aktienkurs auf einem deutlich niedrigeren Niveau einpendeln wird, das möglicherweise im Bereich von 10-15 US-Dollar liegen könnte.

Eastman Kodak (ISIN: US2774614067)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 20e/21e/22e
Kurs
A1W4RC / KODK
1,45 Mrd. USD
neg. / neg. / neg.
29,83 USD


Mein Fazit:

Der Präsident der Vereinigten Staaten höchstpersönlich rettet einen Dinosaurier der analogen Fotografie-Ära vor dem drohenden, endgültigen Aus und verschafft damit einer mittelgroßen Fondsgesellschaft einen gigantischen Gewinn. Warum dabei die Wahl gerade auf Kodak fiel, erschließt sich auch bei näherer Betrachtung nicht.

Selbst bei sehr großzügigen Annahmen ist die durch den Hype extrem gestiegene Bewertung aus fundamentaler Sicht nicht zu rechtfertigen – der Aktienkurs sollte entsprechend in den nächsten Wochen weitere Gewinne abgeben. Zusätzlicher Preisdruck könnte durch die Umwandlung von bis zu 300 Millionen US-Dollar in bestehenden Schulden in neue Aktien seitens der aktuellen Gläubiger des Unternehmens ausgelöst werden.

Langfrist-Investoren sollten die Aktie entsprechend meiden. Die nächsten Tage und Wochen dürften weiterhin von extremer Volatilität geprägt sein bevor der Kurs sich auf einem deutlich geringeren Niveau einpendeln sollte.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels NICHT investiert. Es können daher keine Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

 


 

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Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

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