In den USA tritt ein, was kaum jemand geglaubt hat: Die Präsidentenwahl ist eine Zitterpartie. Die Auszählung der Stimmen zieht sich hin, Donald Trump erklärt sich vorzeitig zum Sieger. Was bedeutet die US-Wahl für Campact – dazu schreiben Ihnen heute die beiden Campact-Vorstände Christoph Bautz und Felix Kolb gemeinsam.

 

Hallo John Do,

ganz klar: Wir hatten gehofft, dass die Wahl in den USA den großen Erdrutschsieg für Joe Biden bringt. Dass sie Trump aus dem Amt fegt. Und jetzt das: Es ist enger als gedacht. Inzwischen ist Biden zwar im Vorteil – aber die Republikaner dominieren wohl weiter den Senat. Und Trump hat sich sogar zum Sieger erklärt, obwohl viele Stimmen noch gar nicht ausgezählt sind. Es drohen Klagen vor Gericht und eine Verfassungskrise.

Egal, wie es ausgeht – die Wahl zeigt schon jetzt: Nach vier Jahren mit dem Rechtspopulisten Trump an der Spitze ist die amerikanische Demokratie übel zugerichtet. Noch nie hat ein Präsident so viele Lügen verbreitet.[1] Und außerdem: Rassismus, Sexismus, Nationalismus. Trotz allem aber gewinnt Trump sogar noch Wähler*innen hinzu.

Das Land: tief gespalten. Die Folgen machen Angst. Rassistische Milizen rüsten auf[2], das Weiße Haus wird umzäunt[3], die Risse ziehen sich sogar durch Familien und Nachbarschaften[4]. Wir müssen schmerzhaft lernen: Sind Hass und Lügen erstmal normal in der Politik, entstehen Parallelwelten, in denen Fakten nichts zählen. Dadurch stirbt die gut informierte Öffentlichkeit langsam ab – und es setzt sich durch, wer den lautesten Krawall macht.

Soweit sind wir in Deutschland noch lange nicht – aber erste Anzeichen sind da. Krude Verschwörungstheorien und „Hygiene-Demos“ haben Zulauf, so genannte „Alternativmedien“ zerstören Stück für Stück das Vertrauen in das öffentlich-rechtliche Mediensystem. Und mittendrin betätigt sich die rechtsextreme AfD als Brandbeschleuniger.

Es wäre völlig falsch, wenn wir uns den Amerikaner*innen überlegen fühlten. Was dort geschieht, kann auch in Deutschland passieren. Wir haben oft erlebt, dass Entwicklungen aus den USA zu uns herüberschwappen. Deswegen müssen wir jetzt mit aller Kraft und Entschiedenheit dieser Gefahr entgegenwirken – noch ist das möglich!

Wir wollen unsere Demokratie verteidigen: offenes Miteinander, Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit. Ein eigenes Team soll daran arbeiten, dass die AfD sich nicht weiter etabliert. Zudem wollen wir junge Organisationen fördern, die mit neuen Ansätzen genau die wichtigen Prinzipien schützen, die die Rechten angreifen.

Um das umzusetzen, braucht es Ihre Hilfe – und zwar mehr denn je. Unsere deutliche Positionierung gegen Corona-Leugner*innen und „Hygiene-Demos“ kostet uns bis heute Einnahmen in sechsstelliger Höhe pro Jahr. Dieses Geld fehlt uns dringend für unseren Plan. Daher bitten wir Sie, John Do: Schauen Sie nicht zu, wie auch unsere demokratische Gesellschaft von extremen Kräften aufgebohrt wird. Handeln Sie hier und jetzt – werden Sie Campact-Förder*in. Schon mit 2 Euro wöchentlich helfen Sie enorm!

Damit es uns bei uns nicht läuft wie in den USA, müssen wir in Sachen AfD jetzt schon auf den Herbst 2021 schauen. Dann wählen wir den Bundestag – und es entscheidet sich die zukünftige Stärke der Rechtsextremen. Die nächsten Monate wollen wir nutzen, um die perfiden Strategien und Tricks von Gauland, Weidel, Höcke und Co. aufzudecken. So viele Menschen wie möglich sollen erkennen, dass die AfD nicht ins Parlament gehört.

Die Ideen sind da: Leserbrief-Aktionen, wenn einzelne Journalist*innen die AfD als „bürgerlich“ bezeichnen. Kurze Filme und Grafiken für die sozialen Medien – wenn die AfD ihren rassistischen und antidemokratischen Charakter zeigt. Aufdecken ihrer Fake News und Lügen. Wir weisen die rechtsextremen Verstrickungen führender Parteimitglieder nach. Und wir organisieren das ganze Jahr über Aktionen und Proteste.

Doch das alleine reicht nicht. Auch andere Organisationen greifen mit frischen Ideen ein – und wir unterstützen sie. So kann das „DetektivKollektiv“ auf uns zählen: Die Gruppe Ehrenamtlicher überprüft im Netz Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt. Zudem unterstützen wir „ichbinhier e.V.“ und „HateAid“ – beide Organisationen arbeiten erfolgreich gegen Hassrede („Hate Speech“) im Netz.

Unsere herzliche Bitte ist: Stärken Sie unsere Arbeit gegen Rechts. Fördern Sie Campact ab sofort mit einem regelmäßigen Betrag. Schon mit 2 Euro wöchentlich bringen Sie unsere gemeinsamen Ziele weit voran.

Herzliche Grüße
Christoph Bautz und Felix Kolb, Campact-Vorstände

PS: Je später wir anfangen zu kämpfen, desto mehr fressen sich Lügen, Spaltung und Hass durch die Gesellschaft. Den Schaden erst in Jahren reparieren – aussichtslos. Für den Zusammenhalt eintreten müssen wir hier und heute. Bitte machen auch Sie mit!

[1]„Serie ‘Die Blendung’: Der Präsident hat immer Recht“, NDR Online, 3. August 2020

[2]„Sie proben für den Bürgerkrieg“, Tagesspiegel Online, 9. Oktober 2020

[3]„Weißes Haus soll abgeriegelt werden“, Zeit Online, 2. November 2020

[4]„Die lange Nacht zur US-Wahl: Ein Riss geht durch Amerika und durch eine Familie“, Das Erste Online, 1. November 2020