Deutsche Konzerne knicken vor der politischen Korrektheit ein In der Unternehmenswelt zählten bislang vor allem Profitabilität und der Spürsinn, neue Geschäftsfelder vor der Konkurrenz zu entdecken. Inzwischen, so scheint es, kommt eine weitere Qualität hinzu: das Unternehmen als gesellschaftliche Leitinstanz. Kaum regt sich irgendwo Protest, überschlägt man sich geradezu in dem Bemühen, als politisch vorbildlich zu gelten. Ein paar Menschen beklagen sich auf Twitter über ein Werbebild, das sie als anstößig empfinden? Sofort erfolgt eine Entschuldigung für das unsensible Motiv. Ein Mitarbeiter hat sich in einem Memo ungeschickt geäußert? Hinaus mit ihm!
Das Problem dabei ist: Was heute als fortschrittlich gilt, kann schon morgen von einem neuen Standard überholt sein. Eben noch war man zum Beispiel bei Adidas stolz darauf, wenigstens eine Frau in seinem Vorstand zu haben – jetzt musste die Frau gehen, weil sie vor einem Jahr auf einer Firmenveranstaltung mal gesagt haben soll, dass sie Rassismus bei Adidas für kein großes Problem halte.
So ist das mit dem Opportunismus: Wenn man einmal damit anfängt, jeder Forderung nachzugeben, weil man meint, das würde einem nützen, dann findet man irgendwann aus dem Entschuldigungsmodus nicht mehr heraus. | Jan Fleischhauer, Kolumnist |
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