| Wie, liebe Leserin, lieber Leser, |
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nehmen wir die Nachricht auf, dass eine Schriftstellerin oder ein Schriftsteller gestorben ist? Wie lesen wir einen Nachruf? In diesen letzten Tagen des Jahres – noch sind es ein knappes Dutzend – kommt mir in den Sinn, welche literarischen Stimmen heuer verstummt sind: Elke Erb ist darunter, Anita Albus und Jürgen Becker, Paul Auster und Alice Munro, Edna O’Brien und John Burnside, Antonio Skármeta und Ismail Kadare . Von manchen habe ich viel gelesen, von anderen nur viel gehört. Bei einigen habe ich mich auf jedes neue Buch gefreut, habe richtiggehend darauf gewartet. Bei anderen war es eher eine Gelegenheit, auf die ich gewartet habe: auf den Anstoß, die Anregung, ein erstes ihrer Bücher zu lesen. | Fridtjof Küchemann | Redakteur im Feuilleton. | |
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| Kann nicht auch in einer Todesnachricht ein solcher Impuls liegen? Bei mir viel eher in einem persönlich gehaltenen Nachruf, der das literarische Schaffen noch einmal auffächert, der Zugänge in ein Werk anbietet, der spüren lässt, wie der Verfasser des Nachrufs zu dem Verstorbenen, zu dessen Büchern steht: Regelmäßig ertappe ich mich dabei, mit so etwas wie dem schlechten Gewissen eines zu spät gekommenen Gastes in die Buchhandlung eilen zu wollen, um mich bei nächster Gelegenheit in die Bücher dessen vertiefen zu können, der von uns gegangen ist. Je vertrauter ich mit den Büchern eines oder einer Verstorbenen bin, umso näher kommt mein Gefühl einer persönlichen Betroffenheit bis hin zu Trauer. Dann sucht man die Bücher zu Hause in den Regalen, nimmt sie ein weiteres Mal zur Hand, blättert, liest sich unversehens fest, man schaut, was man verpasst hat aus diesem Schaffen, was noch zu lesen wäre. Womit ich ein Werk in mir weiter lebendig halte. *** Unsere Leseempfehlungen der Woche: Plante Bach seinen Abschied? Mit kriminalistischer Sorgfalt erkundet Meinolf Brüser das Geheimnis der „Kunst der Fuge“. Der Islam war eben kein Fremdkörper: Axel Michaels über John Zubrzyckis kompakte und doch überzeugende Geschichte Indiens Was ist besser, sich an die Toten zu erinnern oder sie zu vergessen? Tilman Spreckelsens Gespräch mit der Jugendbuchautorin Kerstin Gier *** Knapp zwei Monate lang ist es mir so mit Alice Munro gegangen, der am 13. Mai gestorbenen Verfasserin von Erzählungen mit der Tiefe von Romanen, vor elf Jahren mit dem Nobelpreis geehrt. Dann hatte Anfang Juli ihre Tochter im „Toronto Star“ berichtet, wie ihr Stiefvater, Munros Lebensgefährte, sie als Neunjährige sexuell missbraucht habe. Die Mutter soll davon gewusst und dazu geschwiegen haben. Wir alle haben Bücher von Menschen gelesen, die sich anderes haben zuschulden kommen lassen, wir haben Bilder und Kompositionen bewundert, die wohl von Mördern geschaffen worden sind, wir haben eine Ahnung davon, wie wenig an künstlerischem Schaffen übrig bleibt, wenn man nur die Werke Unbescholtener gelten lassen will. In der Regel können wir Werk und Schöpfer trennen. Ich war überrascht, zu merken, wie groß der Schatten ist, der mir im Fall Munro bleibt, wie groß die Irritation, das Befremden. Es kann nur am Widerspruch dazu liegen, wie entschlossen und behutsam zugleich die Autorin in ihren Erzählungen so oft das Schmerzliche, die Schuld und die Spuren zu fassen bekommt, die sie im Leben hinterlassen. Als es in ihrem Leben darum gegangen wäre, konnte sie es nicht. Vielleicht ist dies ein doppelter Abschied geworden. Bitte entschuldigen Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Das sind Gedanken so ganz ohne Kerzenschein und Tannenduft, ohne das Rascheln von Geschenkpapier, dabei sind es nur noch ein paar Tage bis zum Fest. Kommen Sie gut durch die restliche Adventszeit. Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten, wir wünschen Ihnen viel Freude mit Büchern, die Sie geschenkt bekommen, und Spaß daran, zu sehen, welche Freude Sie anderen mit den Büchern machen, die Sie verschenken werden. Herzliche Grüße Ihr Fridtjof Küchemann
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| | | Mit kriminalistischer Sorgfalt erkundet der Musikwissenschaftler und Jurist Meinolf Brüser das Geheimnis der „Kunst der Fuge“. Seine Schlüsse sind erschütternd. |
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Als die Welt noch ganz gewiss ein Ende hatte: Die Illustratorinnen Gerda Raidt und Daniela Kulot erzählen aus ihrer Kindheit. Ihre gestalterische Kraft trägt wie gewohnt durch die Geschichten, der erzählerische Ton ist hingegen ungewöhnlich. |
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