in Rheinland-Pfalz gibt es eine kleine Gemeinde namens Lieg, die aus Sicht der „Zero Covid“-Anhänger eigentlich der ideale Ort sein müsste. Denn in Lieg ist seit Beginn der Pandemie nicht auch nur ein einziger Infektionsfall registriert worden. Wie das möglich ist? Jedenfalls nicht mit den extremen Lockdown-Vorstellungen der Zero-Covid-Leute, denen es in Wahrheit ja auch weniger um den Kampf gegen ein Virus geht als vielmehr darum, den Kapitalismus abzuschaffen. Sondern mit Vernunft und normalem Menschenverstand. Meine Kollegin Sina Schiffer hat sich mit dem Bürgermeister von Lieg unterhalten, und einmal mehr gewinnt man den Eindruck, dass in der sogenannten Provinz ziemlich klar denkende und pragmatische Politiker das Sagen haben. Heinz Zilles heißt der Ortsbürgermeister, und über die Gründe der Lieger Null-Inzidenz sagt er, es gehöre eben auch Fingerspitzengefühl dazu, wie man die Menschen in einer solchen Situation sensibilisiert und an sie appelliert, die Regeln und Vorgaben zu beachten. „Dabei sollte man keinesfalls panisch oder hysterisch agieren, sondern mit Sinn und Verstand.“ „Das Verschweigen des Worst Case ist keine Option“ Weniger Panik und weniger Hysterie, das könnte man sich auch für Teile der Berliner Ministerialbürokratie und einige namhafte Wissenschaftler wünschen. In einem zu Beginn der Pandemie entwickelten Papier des Bundesinnenministeriums etwa, das vor einiger Zeit publik geworden ist, wurde schon gleich in der Einleitung der Teufel an die Wand gemalt: „Um die gesellschaftlichen Durchhaltekräfte zu mobilisieren, ist das Verschweigen des Worst Case keine Option“, heißt es dort. Entsprechend ausführlich gehen die Autoren darauf ein, wie man die Bevölkerung, die sich aufgrund der vergleichsweise geringen Sterberate bei Infizierten und der Konzentration der Todesfälle auf Alte und Vorerkrankte mehrheitlich in Sicherheit wiegt, gezielt „schockt“, um die Zustimmung zu vorübergehenden Freiheitseinschränkungen zu erhöhen. Ist so etwas statthaft? Oder handelt es sich um bewusste Irreführung der Menschen? Thorsten Benner, Mitgründer und Direktor des Berliner Think-Tanks „Global Public Policy Institute“, hat sich darüber Gedanken gemacht. Sein Fazit: In der Corona-Krise werden Forscher mit abweichenden Meinungen gern als irrelevante Minderheit klassifiziert. Doch wer die tatsächliche Vielfalt des wissenschaftlichen Meinungsspektrums leugnet, untergräbt das Vertrauen in die Wissenschaft – und in die Politik. Den Beitrag von Thorsten Benner können Sie heute von 18 Uhr an auf www.cicero.de lesen. Ich bin sicher, dass er Sie interessieren wird. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |