Freitag, 1. November 2024 | |
|
|
| Kennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, |
|
die Biographie-Reihe „Little People, Big Dreams“ der Spanierin María Isabel Sánchez Vegara? Im Sommer bin ich in München an der „Buchhandlung am Gasteig“ vorbeigekommen, die eines ihrer Schaufenster fast komplett mit den verschiedenen Covern dekoriert hatte. Das sah fantastisch aus. Denn jeder Band der Reihe, die die Leben berühmter Personen für Kinder erzählt, wird von einem anderen Illustrator oder einer Illustratorin gezeichnet, was zu einer interessanten Vielfalt führt. Gerade sind im Insel-Verlag die neuen Ausgaben erschienen. Erst waren es vor allem Lebensgeschichten von Frauen, zuletzt auch Beyoncé und Taylor Swift, jetzt sind immer mehr auch die Männer dran: Lionel Messi, Vincent van Gogh, Leonard Cohen, Hans Christian Andersen und Udo Lindenberg. | Julia Encke | Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin. | |
|
|
| Der Band, der mich nach wie vor am meisten berührt, ist der über Anne Frank . Es war einer der ersten der Autorin, und ich erinnere mich daran, wie wir ihn gleich nach „Coco Chanel“ anschauten, in dem erzählt wurde, wie Chanel in einem Waisenhaus aufwuchs und dort ihre Leidenschaft fürs Nähen entdeckte. Wie sie später ihr Geld als Sängerin verdiente, extravagante Hüte kreierte und schließlich zur international gefeierten Modedesignerin wurde. Ganz am Ende des Buchs befindet sich in jedem Band ein kleiner biographischer Abriss, den man dann auch noch vorlesen kann. Dass Chanel mit den Nazis kollaborierte, stand dort auch: „Weil Coco Chanel ab 1940 im besetzten Frankreich als Spionin für die Deutschen arbeitet und mit vielen Nazis befreundet ist, möchte man sie nach dem Krieg in Paris nicht mehr sehen. Neun Jahre lebt sie in der Schweiz.“ Und als wir dann als nächstes Sánchez Vegaras Anne-Frank-Band ansahen, in dem Annes Familie mit dem Zug an den „schlimmsten Ort auf der Erde“ gebracht wird; als ich zu erklären versuchte, was der „schlimmste Ort auf der Erde“ sei und die Kinder anhand der Bilder längst begriffen hatten, dass alle getötet wurden, die dorthin kamen – fragten sie, warum Coco Chanel , die ihnen eigentlich ziemlich gut gefiel, mit denen zu tun hatte, die Anne Frank an den „schlimmsten Ort auf der Erde“ geschickt und die den „schlimmsten Ort auf der Erde“ erschaffen hatten. Da waren wir dann mittendrin in einem Gespräch, das die Bücher durch Berührungspunkte der Lebenswege anregt. Durch ein Netz von Biographien, das Geschichte begreifbar macht. Dass es das Tagebuch von Anne Frank noch gibt, vermittelte das Buch auch sofort. Denn die Zeichnungen von Sveta Dorosheva waren alle in dunklen Grau- und Schwarztönen gehalten, nur der Umschlag des Tagebuchs ist farbig, er leuchtet orange-rot. *** Unsere Lessempfehlungen: Die unverändert unfairen Vereinigten Staaten: Tobias Rüther über zwei Roimane aus Amerika Ein fauler Kompromiss: Tilman Spreckelsen kommentiert die Verhandlungen über E-Books in Bibliotheken Wie Kinder Spaß an Büchern finden: Andrea Diener über die Arbeit einer Buchhändlerin in Hochheim *** Inzwischen ist unsere Lektüre schon ein paar Jahre her, Diese Woche waren wir zusammen im „Anne Frank Huis“ in Amsterdam, wo ein Audio-Führer Kinder und Jugendliche mit einer Stimme durch das ehemalige Wohnhaus der Familie Frank führt, die aus der Perspektive der Anne Frank erzählt. Hier gingen wir durch das Versteck und sahen in einer Vitrine auch das echte Tagebuch, das ihr Vater Otto Frank, der das KZ überlebte, gefunden hatte. Das „Tagebuch“ können die Kinder jetzt selber lesen. Dass sie durch Sánchez Vegara schon einmal damit in Berührung gekommen waren, schaffte einen Anknüpfungspunkt und eine erste Annäherung an ihre Geschichte. Und mehr kann man sich von Bildbänden für Kinder, die „echte“ und nicht „erfundene“ Leben erzählen, eigentlich nicht wünschen. Vielleicht werfen Sie auch mal einen Blick hinein? Hinweisen möchte ich Sie unbedingt noch auf eine Wanderung, die mein Kollege Andreas Lesti dieses Jahr unternommen hat : Jetzt, im November, wird Thomas Manns großer Roman „Der Zauberberg“ 100 Jahre alt. Es werden noch einige interessante Bücher zu diesem Jubiläum erscheinen, von denen wir in unserem Newsletter berichten werden. Andreas Lesti hat sich das berühmte „Schneekapitel“ aus dem „Zauberberg“ vorgenommen, in dem der lungenkranke Hans Castorp, Protagonist des Romans, dem Sanatorium entflieht, hinaus will in die Natur und sich gegen den Rat seiner Ärzte für eine Skitour hinauf zur Schatzalm entscheidet. Schritt für Schritt ist mein Kollege ihm gefolgt. Folgen Sie nun ihm, es gibt zwischendurch auch Marzipantorte ... Ihre Julia Encke
|
|
F.A.Z.-Newsletter: Literatur |
|
| | | „Der Zauberberg“ wird im November hundert Jahre alt. Hans Castorp, die Hauptfigur des Romans, suchte auf den Gipfeln über Davos nach dem Sinn des Lebens. Wir sind ihm und seinem Autor nachgegangen, Schritt für Schritt. |
|
|
| | | Buchhändlerin Jutta Bummel arbeitet daran, dass Kinder besser lesen lernen. Manches, was in ihrer Hochheimer Buchhandlung begann, findet bundesweit Nachahmer. |
|
|
| | | Das Erbe der Kolonialherren belastet den Subkontinent bis heute. Um wirklich frei zu sein, müssen wir unsere Praktiken, Gesetze und Einstellungen davon befreien. |
|
|
| | | Als junge Frau wurde Uta von der Stasi in die Prostitution und Observation geführt: Ein Gespräch mit Clemens Böckmann über seinen Roman „Was du kriegen kannst“ – und ein Literaturrätsel. |
|
|
| | | Jede Woche fragen wir Menschen aus dem Kulturbetrieb, was sie lesen und welches Buch in ihrem Schrank sie ganz bestimmt nicht lesen werden. Diesmal antwortet der Pianist Seong-Jin Cho. |
|
|
| | | Darf man die nordamerikanischen Ureinwohner Indianer nennen? Allerdings, sagt die Vorsitzende des Verbands der Native Americans in Deutschland. Sie beklagt, der Begriff werde aus Unwissenheit kritisiert. Es wäre nicht das erste Mal. |
|
|
|
|
|
Diesen Newsletter mit Freunden teilen |
| | |
|
|
Claudia Roth lud ein: Jahrelang beriet eine Kommission über die Frage, unter welchen Bedingungen E-Books in Bibliotheken verliehen werden dürfen. Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis. |
|
Im thüringischen Nordhausen wurde die Stadtbibliothek ausgezeichnet – für ihre herausragende Arbeit für Bildung und Demokratie. Doch ein Abend vor der Preisverleihung passt nicht ins Bild: Eine geladene Rednerin verbreitet Putin-Propaganda. |
|
Das Schulbuch wurde schon oft totgesagt, doch in Deutschland ist es erstaunlich stabil. Ein Gespräch mit David Klett über die Zukunft der Bildungsmedien und darüber, was wir von Nachbarstaaten lernen können. |
|
|
|
|
Der Historiker Paul Mendes-Flohr pflegte das geistige Erbe Martin Bubers und baute Brücken zwischen Juden und Arabern. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. |
|
Mit Jack Reacher hat Lee Child einen der populärsten Thriller-Helden der Gegenwart geschaffen. Jetzt wird der britisch-amerikanische Autor siebzig Jahre alt. |
|
Der RN-Vorsitzende Jordan Bardella wollte seine demnächst erscheinende Autobiographie auf Bahnhöfen in ganz Frankreich bewerben. Doch die Eisenbahngesellschaft hat dem rechten Politiker diesen Wunsch versagt. |
|
|
|
|
In ihren neuen Romanen zeigen Ayana Mathis und Tim O’Brien, was das Fundament der amerikanischen Gesellschaft von Anbeginn bis in die Gegenwart erschüttert: Willkür, Entrechtung, Statusangst. |
|
Europa und Nordamerika stehen vor einer ähnlichen Krise wie das weströmische Reich vor seinem Untergang. Das behauptet ein britisch-kanadisches Historikerduo in seinem Buch über „Stürzende Imperien“. Sind wir wirklich so weit? |
|
Auch sprachlich jenseits des Cis-Normativen, manchmal wie mit Erklärbär auf dem Sofa: Hengameh Yaghoobifarahs Roman „Schwindel“ ist belehrend und begeisternd zugleich. |
|
Dr. Seuss’ Kinderbuch-Klassiker, das famose Antikriegsbuch „Die Butterbrote-Besseresser-Schlacht“ liegt endlich in fabelhafter deutscher Übersetzung vor. |
|
|
|
|
Nur ein Blick der Geliebten - und schon wäre er gerettet: Ein Klagegesang aus dem fünfzehnten Jahrhundert über die zunehmende Herzlosigkeit der Menschen und das Ende der höfischen Liebe. |
|
|
|
|
Persönlicher und zugleich politischer als der italienischstämmige Franzose Baru arbeitet niemand im europäischen Autorencomic. Der Abschlussband seiner Albentrilogie „Bella Ciao“ führt diese Erzählkunst auf einen neuen Höhepunkt. |
|
|
|
|
„Tauchsommer“ von Sara Stridsberg und Sara Lundberg erzählt von einem Mädchen, dessen Vater wie aus heiterem Himmel verschwindet. Ihre Suche zeichnet das schönste Bilderbuch seit Langem nach. |
|
|
|
|
Ihnen wurde der Newsletter weitergeleitet? |
| | |
|
|
|
| | | Entdecken Sie monatlich inspirierende „kluge Köpfe“ aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport – ein einzigartiger Wandkalender von Athesia. |
|
|
| | | Feiern Sie mit uns 75 Jahre Qualitätsjournalismus: Jetzt die F.A.Z. und Sonntagszeitung digital 6 Monate für 75 € lesen und Gewinnchance sichern! |
|
| |
|
| | | Tausende Bücher auf einem kleinen Gerät – dank E-Book-Reader mittlerweile möglich. Wir haben 42 E-Book-Reader getestet. |
|
| |
|
|
|
|
| Copyright: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Pariser Straße 1, 60486 Frankfurt am Main, Hessen, Germany Tel.: (0)69 7591-0, E-Mail: info@faz.net HRB 7344, Amtsgericht Frankfurt am Main, USt.-IDNr.: DE 114 232 732 Geschäftsführer: Thomas Lindner (Vorsitzender), Dr. Volker Breid Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler | © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 – 2024 Alle Rechte vorbehalten. |
|
|
|
| This email was sent by: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Pariser Str. 1 Frankfurt am Main, Hessen, 60486, Germany https://click.nl.faz.net/profile_center.aspx?qs=bae02cb4478d34e9ab621c2fdbda80eb4cbe45afda2feef64caca6930a0ac096aead08f2146df6fe7ac0b6c7b165b5fc unsub https://click.nl.faz.net/unsub_center.aspx?qs=bae02cb4478d34e9ed04a66878f716f29c944392dba9f45e14a8a48bf00a6556d6fd0cb1796382b8fe251e40586e4b8a | |