Ausgabe vom 10.03.2023
Börse Intern - Unabhängig, strategisch, treffsicher

Ein kleiner Stein kann eine Lawine ins Rollen bringen

Ein kleiner Stein kann eine Lawine ins Rollen bringen
von Sven Weisenhaus

Heute lese ich, die gestrigen Kursverluste an den Börsen seien die Folge von Sorgen um das US-Bankensystem. Als Grund für diese Annahme wird eine plötzliche Not-Kapitalerhöhung der Silicon Valley Bank (SVB) genannt. Wie Medien berichten, wollte der Startup-Finanzierer seine Bilanz mit einer Aktienplatzierung von 1,75 Milliarden Dollar stärken, um Verluste aus dem Verkauf eines Anleiheportfolios in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar zu kompensieren. Die SVB-Anteilsscheine brachen angesichts dieser Meldung um rund 70 % ein und vernichteten damit einen Börsenwert von 80 Milliarden Dollar. 

In den „Stockstreet-Marktberichten“ war dazu bereits zu lesen (hier kostenlos abonnieren), dass dies Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 aufflammen ließ, was den gesamten Bankensektor mit nach Süden zog. „Die heutige Situation ist nicht unbedingt vergleichbar mit der damaligen Lage, dennoch meiden Anleger zunächst das Risiko und stoßen Bank-Aktien ab“, schrieb Bernd Raschkowski in seinem heutigen Marktbericht. Hintergrund ist, dass auch viele andere Banken Anleihen im Portfolio haben, deren Kurse durch die Zinswende teilweise stark gesunken sind.

Erwartbare Kursverluste

Die generellen Kursverluste am Aktienmarkt hatten sich allerdings zuvor charttechnisch schon angekündigt. Denn die US-Indizes zeigen bereits seit Montag Schwäche. Und nun ist der Dow Jones lediglich aus seiner Seitwärtskonsolidierung nach unten ausgebrochen und idealtypisch im Rahmen seiner abc-Korrektur mit der möglichen Welle c unter das Tief der Welle a gerutscht. Solche Ausbruchsbewegungen sind häufig temporeich, vor allem wenn es abwärts geht.

Gleiches gilt für den S&P 500, der damit jetzt ebenfalls eindeutig eine zweite Korrekturwelle eingeleitet hat, ganz so, wie ich es schon Ende Februar skizziert hatte.

Und da dem DAX der klare Ausbruch nach oben aus seiner Seitwärtsbewegung (gelbes Rechteck im folgenden Chart) in den vergangenen Tagen nicht gelingen wollte, weil es an Anschlusskäufen und dadurch an Aufwärtsdynamik mangelte, ist es nun ganz typisch zu Gewinnmitnahmen und einem Rückfall in die Range gekommen (gelb im folgenden Chart), die seit dem 2. Februar relevant ist. „Was nicht steigen will, fällt“, lautet passend dazu eine alte Weisheit an der Börse.

Angesichts der überkauften Situation des DAX musste man sowieso früher oder später mit einem erneuten Rücksetzer rechnen. Darauf hatte ich insbesondere die Leser des „Target-Trend-Spezial“ in den täglichen DAX-Analysen der vergangenen Tage immer wieder hingewiesen, unter anderem anhand des obigen Charts.

Ein kleiner Stein kann eine Lawine ins Rollen bringen

Ob für die jüngsten Kursrückgänge am Gesamtmarkt nun also tatsächlich die Kapitalerhöhung der SVB verantwortlich ist, lässt sich natürlich nicht genau sagen. Aber diese Meldung passt halt gut zum Kursverlauf, weil mit Blick auf die hohen Kursverluste bei Bankaktien ein Zusammenhang durchaus plausibel ist. Und meist braucht es nur einen kleinen Auslöser für breite Gewinnmitnahmen. Da kann ein kleiner Stein schnell eine Lawine ins Rollen bringen.

Ausgeglichener US-Arbeitsmarktbericht

Einen eindeutigen Zusammenhang gibt es jedenfalls zwischen der heutigen Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten und dem anschließenden Volatilitätsschub an den Börsen. Direkt nachdem um 14:30 Uhr (MEZ) der monatliche Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wurde, liefen die Kurse an den Aktienmärkten wild auf und ab.

Für eine neue Trendrichtung konnten sich die Anleger dabei nicht entscheiden, weil die Daten die Erwartungen recht gut getroffen haben. Wo sie an einer Stelle eher negativ waren, wurden sie an andere Stelle durch positive Abweichungen ausgeglichen. So wurden zum Beispiel mit 311.000 mehr neue Stellen geschaffen als erwartet (205.000).

Der Stellenaufbau war also überraschend stark, was der Notenbank nicht gefällt und neue Zinsängste hätte schüren können. Doch einerseits wurden die Werte für Dezember und Januar um insgesamt 34.000 Stellen reduziert. Und andererseits stieg zugleich die Arbeitslosenquote auf 3,6 % an, statt eines erwarteten Verbleibs bei 3,4 %.

Außerdem fiel das Lohnwachstum etwas schwächer aus, was im Hinblick auf eine mögliche Lohn-Preis-Spirale positiv zu werten ist. Die Stundenlöhne stiegen im Februar im Durchschnitt um 4,6 % zum Vorjahr, und damit etwas stärker als die +4,4 % vom Januar, der Markt hatte allerdings sogar mit einem Plus von 4,7 % gerechnet. Und im Vergleich zum Vormonat blieb das Plus von 0,2 % sowohl hinter den Erwartungen als auch dem Wert des Vormonats von jeweils 0,3 % zurück.

Arbeitsmarktdaten lassen Zinserwartungen schrumpfen

An den Terminmärkten wurden die Daten unter dem Strich positiv gewertet. Denn eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte auf der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) wird nun nicht mehr mehrheitlich erwartet. Das war vorgestern noch anders.

Aus meiner Sicht ist diese Entwicklung durchaus überraschend, denn von einer Schwäche kann bei diesen Arbeitsmarktdaten definitiv nicht gesprochen werden. Wenn die Fed mit dem Gedanken gespielt hat, einen großen Zinsschritt vorzunehmen, dann dürften die Daten sie eher darin bestärkt haben. Ob es letztlich zu einem 25er oder 50er Schritt kommen wird, hängt allerdings auch noch von den Inflationszahlen ab, die kommenden Dienstag veröffentlicht werden.

Fazit

Die US-Indizes haben ihre Korrekturen nun eindeutig fortgesetzt. Und dabei hat nun auch der DAX (endlich) Schwäche gezeigt. Nun gehe ich davon aus, dass diese weitergehen wird. Entwarnung ist erst angesagt, wenn der Dow Jones die Marke von 32.581 Punkten zurückerobern und der DAX erneut das obere Ende seiner Seitwärtsrange attackieren kann.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg an der Börse 
Ihr 
Sven Weisenhaus 
www.stockstreet.de




Target-Trend-Spezial

Ihr Upgrade zum Newsletter   
Börse - Intern


Tägliche Chartanalysen nach der einzigartigen Target-Trend-Methode. Jeden Morgen zum Börsenstart.


Mehr Erfolg an der Börse mit dem Target-Trend-Spezial


Mehr Infos und kostenlose Leseproben finden Sie hier...

Kennen Sie schon unsere kostenlosen Börsen-Tools, wie zum Beispiel den Live-Wirtschaftskalender?

Stets informiert und keinen Termin verpassen   

Der Live-Wirtschaftskalender listet alle wichtigen Ereignisse und wirtschaftlichen Indikatoren, die den Markt antreiben. Er enthält Beschreibungen der Veranstaltungen und zeigt deren Bedeutung für den Markt.

Jetzt ausprobieren...

 

Anzeige:   
Werbung: Morgan Stanley 

Charts: Wenn nicht anders gekennzeichnet
Quelle: Guidants
Guidants® ist eine eingetragene Marke der Guidants Trading GmbH.
Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Impressum:  
Herausgeber: Stockstreet GmbH
Geschäftsführer: Detlef Ditschkowski
Handelsregister: HRB 62835
Amtsgericht Köln
Postanschrift: Breite Straße 48 - 50
50667 Köln
Telefon: 0221 / 6602458
Internet: www.stockstreet.de
V.i.s.d.P.: Sven Weisenhaus
E-Mail: info@stockstreet.de

Copyright:

2002-2023 Stockstreet GmbH
 
Haftungsausschluss:

Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche gegen den Autor, welche sich auf Schäden materieller oder ideeller Art beziehen, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen. Alle Angebote sind freibleibend und unverbindlich. Der Nachdruck, die Verwendung der Texte, die Veröffentlichung / Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Stockstreet GmbH gestattet. Wenn Sie den Newsletter hin und wieder oder regelmäßig auf Ihrer Internetpräsenz veröffentlichen wollen, schreiben Sie an info@stockstreet.de.

Des Weiteren gelten die AGB und die Datenschutzrechtlichen Hinweise auf unserer Webseite.

Newsletterbezug:
Wenn Sie den Börse Intern Newsletter noch nicht regelmäßig beziehen sollten, können Sie sich kostenlos hier anmelden:
Kündigung des Newsletterbezugs:
Um den Bezug des Newsletter zu kündigen, klicken Sie bitte auf folgenden Link:
Anmeldung
Abmeldung