Liebe/r Leser/in, Mittwoch, Nachmittag: Ich schaue aus dem Fenster unserer Redaktion, ich sehe und höre, wie sieben Stockwerke tiefer vor dem U-Bahnhof laut gewerkelt wird. Die „Winterwelt am Potsdamer Platz“ wird wieder abgebaut, bevor sie eröffnen konnte und nachdem sie tagelang aufgebaut wurde. In diesem Jahr fallen Gummireifen-Rodeln und Glühwein nun also aus – mein Sohn ist traurig, ich bin es auch. Dieses verdammte Virus! Was geht mir Corona auf den Advents-Keks! Später Nachmittag: Ich sitze im Auto auf dem Weg zum Arzt, der mich nach meiner Corona-Erkrankung regelmäßig untersucht. Ich höre Radio und den Wörter-Überbietungs-Wettbewerb der Politiker: „Es wird wohl das härteste Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben.“ (NRW-Ministerpräsident Armin Laschet; hat die Aussage später relativiert) „Es wird kein Weihnachten sein, wie wir es normalerweise kennen.“ (Bayerns Ministerpräsident Markus Söder) „Es geht den Staat nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere.“ (CDU-Politiker Friedrich Merz) „Die Botschaft von Weihnachten war vielleicht noch nie so wichtig wie gerade jetzt.“ (Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland) Dieses verdammte Virus! Was geht mir Corona auf den Advents-Keks! Aus den Lautsprechern kommt Musik. Ein Song vom neuen Album der Kölner Band „AnnenMayKantereit“, der Bandname setzt sich aus den Nachnamen der drei Gründungsmitglieder zusammen. Wegen der Covid-19-Pandemie musste die Gruppe ab März 2020 alle geplanten Konzerte absagen, nahm dafür aber eine Platte auf – „12“ der Name, entstanden aus dem Homeoffice, größtenteils digital, ohne gemeinsame Proben. Ich mag die Texte, die da im Lockdown entstanden und jetzt im Radio laufen, sie erzählen Zeitgeschichte, das Klavier untermalt das Quarantänegefühl ganz schön. „Die Tage werden länger mit jedem Tag, der vergeht. Mein Zimmer wird enger und ich weiß nich’, wie’s weitergeht.“ „Ich muss mich zwingen, ein paar Stunden keine Nachrichten zu lesen. Fühlt sich an, als wäre gestern alles halb so wild gewesen. Und morgen könnte alles anders sein. Oder bild’ ich mir das ein?“ Dieses verdammte Virus! Was geht mir Corona auf den Advents-Keks! Mittwoch, am Abend: Ich schreibe diese Zeilen und lese die bereits geschriebenen meinem Freund Tobias Rehberger vor. Der Kunstprofessor von der Frankfurter Städelschule sagt, genau jetzt, an dieser Stelle des Textes, quasi live: „Pass auf, dass du den Corona-Leugnern nicht in die Hände spielst, die Schutzmaßnahmen sind wichtig, auch wenn das Virus uns allen auf deinen Advents-Keks geht.“ Rehberger und ich müssen in unserem Telefonat natürlich auch darüber reden, wie wir uns maßnahmenkonform Weihnachten vorstellen und ob da der Staat reinreden darf, und wir enden in einer Diskussion über die sogenannten „Querdenker“. Der Künstler: „Intellektualität ist Unterscheidungsfähigkeit – deshalb war Querdenken für mich immer etwas Positives. Wenn ich nun die Hygiene-Demonstrationen teilweise gewaltvoll eskalieren sehe, fühle ich mich dieser Tage um den Begriff des Querdenkens beklaut.“ Das Virus nervt, ich geh jetzt nach Haus – doch Corona wird mich heut Abend nicht loslassen. Ich werde ein neues Buch lesen, das FOCUS und der Millemari-Verlag am 28. November auf den Markt bringen: „Corona – Das entfesselte Virus“ von Thomas Ammann. Das Buch gibt Antworten auf die drängendsten Fragen, die jeden von uns beschäftigen: Wie gefährlich ist das Virus wirklich? Was weiß man inzwischen über Langzeitfolgen? Ist der Lockdown der Normalzustand, an den wir uns alle gewöhnen sollten? Wie meistern wir die Herausforderungen in Beruf, Familie oder Partnerschaft? Wie reagieren Kinder auf diese Ausnahmesituation? Wer hilft, wenn es schwierig wird? Ist der bald erhältliche Impfstoff wirklich sicher? Das Vorwort schrieb Dr. Eckart von Hirschhausen, das Nachwort Johannes B. Kerner, der selbst an Corona erkrankt war. Ich freu mich auf die Lektüre. |