derzeit ist die Zeit des Briefeschreibens im Internet angebrochen. Offene Briefe auf Webseiten, zweisprachige Nachrichten in den Sozialen Medien – Inhalt: Die schlimmen Bilder aus den USA und ihre Folgen für den Pferdesport, speziell den Dressursport. Gleich drei Interessenvertretungen, die der Dressurtrainer, -reiter und -offiziellen, haben sich an den Weltreiterverband (FEI) gewendet. Die Angst, nicht wegen einer anderen Sportart aus dem Olympischen Programm zu fliegen, sondern wegen Tierquälerei und unangemessenen Verhaltens, ist der treibende Motor. Verständlich, leider! Betont wird, dass es im Dressursport zuallererst um die Pferde, nicht um individuelle Egos und Geld gehe. Was die drei Clubs sich wünschen, ist einen deutlich öffentlich sichtbar agierenden Verband. Die FEI solle zeigen, dass sie über Zähne verfüge und auch zu beißen in der Lage ist. „Gut gebrüllt, Löwe!“, möchte man da in Anlehnung an Shakespeare sagen. Auch wenn keine konkreten Beispiele aufgezählt werden, so zielt die Einleitung des Briefs, der am Valentinstag an den Präsidenten der FEI, Ingmar de Vos, und die Generalsekretärin Sabrina Ibañez, gerichtet wurde, zeitlich klar auf die Horrorbilder aus den USA ab. „Leider ist die ganze Welt jetzt Zeuge von Tierschutzproblemen und schrecklichen Grausamkeiten in unserem wunderbaren Sport geworden“, lautet der erste Satz. Weil der Sport in der öffentlichen Wahrnehmung Schaden genommen hat, müsse man sich nun gemeinsam darum bemühen, für Abhilfe zu sorgen. Natürlich ist auch die FEI gefragt, aber sie hat mit der vorläufigen Sperre im Fall Parra sehr schnell reagiert im Rahmen dessen, was ihr als Sportverband möglich ist. Wer nun zum Beißen aufruft und dabei lediglich die Vorkommnisse der jüngsten Vergangenheit zum Aufhänger nimmt, sollte wieder bei Shakespeare nachschauen. Hamlet, „da ist (war?) etwas faul im Staate Dänemark“. Und Deutschland, das steht fest, ist ganz sicher auch nicht die Insel der Glückseeligen. Wer das vergisst, dem droht die Gefahr, bei aller guten Intention, als Tiger abzuspringen und als Bettvorleger zu landen. Beste Grüße aus Hamburg |