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Russen-Öl-Boykott crasht Uniper, pusht Deutsche Rohstoff...

Lieber Geldanleger,

 

der Corona-Einbruch der Wirtschaft war ein ganz besonderes Ereignis, denn er war „hausgemacht“. Zwar war der Auslöser die weltweite Pandemie mit hohen Todesfallzahlen, aber der von der Politik verhängte Lockdown war eine bewusste Entscheidung.

Der Absturz der Wirtschaft und der Börsen war „nur“ ein Kollateral-Schaden, der billigend in Kauf genommen wurde.

Mit der Rücknahme der Maßnahmen und nachdem sich die Unternehmen an die neue Situation angepasst hatten, erholte sich die Wirtschaft wieder und erreichte innerhalb weniger Monate wieder das Vor-Pandemie-Niveau. Natürlich nicht in allen Bereichen, manche Branchen boomten, andere liegen nach wie vor am Boden.

Nun stehen wir vor einer ähnlichen Situation. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Sanktionen des Westens gegen Russland ausgelöst, die beispiellos sind. Russlands Annektion der Krim vor einigen Jahren hatte zwar auch Sanktionen ausgelöst, aber das war verglichen mit heute nur ein Sturm im Wasserglas. Und diese Laschheit des Westens war wohl leider mit ein Grund dafür, dass Putin jetzt den ganz großen Wurf gewagt hat.

Russlands Angriffskrieg ist für die Ukraine eine Katastrophe. Tod, Zerstörung und millionenfache Flucht sind die Folge und es bleibt nur die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Kriegsmaßnahmen und eine Verhandlungslösung.

Die Sanktionen des Westens und die russischen Gegenreaktionen werden aber längere Zeit Bestand haben und Auswirkungen über Jahre und vielleicht Jahrzehnte haben. Und da sind wir an dem Punkt, der große Parallelen zur Corona-Pandemie aufweist: Die Sanktionen sind eine bewusste Entscheidung und sie würgen die Wirtschaft ab.

Ich will sie damit nicht infrage stellen, sondern beschreibe lediglich die absehbaren Folgen. Die Sanktionen sind hart und wirkungsvoll und das kleinere Übel gegenüber einer militärischen Intervention der NATO. Denn dann wäre alles möglich, auch das Undenkbare.

Große Abhängigkeit von Russland

Aber zurück zu den wirtschaftlichen Auswirkungen. Die Welt ist abhängig von russischen Energielieferungen. Russland ist der zweitgrößte Öl-Lieferant der USA, die nun ein Embargo gegen russisches Öl und Gas verhängt haben. Die USA können sich das auch leisten, denn dank des Fracking-Booms sind sie inzwischen der größte Öl-Förderer der Welt und auf das Russen-Öl nicht angewiesen.

Europa ist viel abhängiger von Russland und Deutschland an vorderster Stelle. 40% unseres Erdgases beziehen wir aus Russland und Gas ist das Rückgrat der Energiewende. Gas ist die am meisten verwendete Energieform zur Beheizung unserer Wohnungen und soll als Brückentechnologie in den nächsten 20 bis 30 Jahren den Wandel hin zu kohlenstofffreier Energieversorgung sein. So war jedenfalls der Plan der Ampel-Regierung bis zum Angriff der Russen auf die Ukraine. Jetzt sind diese Pläne Makulatur.

Russland ist nicht mehr nur ein wankelmütiger und unbequemer Energie-Lieferant, sondern Russland ist der neue Paria, der Aussätzige. Deutschland will kein Öl und kein Gas mehr von Putin. Punkt. Aber wir können uns einen Import-Stopp für Gas nicht leisten. Und das ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern unsere Abhängigkeit ist zu groß. Alternative Lieferanten sind die arabischen Staaten, Kanada und vor allem die USA. Venezuela eher nicht, auch wenn es die größten Öl-Reserven der Welt hat.

Deutschlands Energiewende läuft auf Elektrifizierung hinaus. Öl, Gas, Diesel, Kohle, Atomkraft wird verbannt und flächendeckend auf erneuerbare Energien umgestellt. Auf Strom aus Wasser-, Wind- und Solarkraft. Aber das dauert, die nötige Infrastruktur braucht Jahre und Jahrzehnte bis sie errichtet ist und es gibt auf lokaler Ebene immensen Widerstand gegen den Ausbau. Auch der will überwunden werden.

Ach ja, vorübergehend länger auf Kohlekraftwerke zu setzen, ist natürlich möglich. Allerdings ist dies kaum geeignet, um die Klimaziele zu erreichen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Und Deutschlands größter Lieferant von Kohle ist inzwischen… Russland. Soviel dazu.

Profiteur China

China hängt ebenfalls von russischem Öl und Gas ab. China hält sich aus dem Ukraine-Krieg und dem Aufeinanderprallen von USA, EU und Russland heraus. Als „lachender Dritter“ kann China sogar vom Streit der anderen profitieren. Denn wenn der Westen weniger oder gar kein Öl und Gas mehr aus Russland kauft, dann kann China dieses günstiger abnehmen. Die Pipelines bestehen schon.

Und auch auf andere Art kann China zum großen Gewinner werden. Immer mehr westliche Energiekonzerne beenden ihre Kooperationen mit russischen Energiefirmen, fahren Joint Ventures herunter und verkaufen ihre russischen Beteiligungen bzw. schreiben diese komplett ab. Dank der westlichen Sanktionen, die Russland vom SWIFT-System abgeschnitten, seine Währungsreserven eingefroren und den Zugang zu Dollars und Euros gekappt haben, hat Russland nun ein Devisenproblem. Chinesisches Geld ist also hoch willkommen.

Maximale Unsicherheit

Die Gemengelage ist also maximal unübersichtlich. Die Sanktionen und viele eingeleitete Schritte werden sich erst nach und nach auswirken und auch zu größeren Verwerfungen hier bei uns führen. Die Ukraine ist ein wichtiger Faktor bei den europäischen Lieferketten und diese sind nun zusätzlich unter Druck. Die Ukraine ist auch einer der weltgrößten Weizen- und Maisproduzenten und ihre Häfen sind blockiert und die Erntesaison dürfte in diesem Jahr aufgrund des Krieges wohl zu einem weit unterdurchschnittlichen Ergebnis führen. Ein Ernährungsproblem vor allem für die afrikanischen Staaten und damit indirekt auch wieder für den Westen.

Diese Umwälzungen wirken sich nicht nur abstrakt aus, sondern auch ganz konkret auf die Menschen und die Unternehmen. Bei den Energiepreisen sehen wir die Auswirkungen schon jetzt in Form von explodierenden Strompreisen, den Heizkosten und natürlich an der Tankstelle. Der Liter Benzin kostet knapp einen Euro mehr als vor 1½ Jahren. Das leert nicht nur das Portmonee, sondern befeuert auch die Inflationsrate.

Aber auch die Energie-Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Nur weil die Energiepreise enorm steigen heißt das nicht, dass sie sich nun alle eine goldene Nase verdienen. Im Gegenteil: Neben großen Gewinnern gibt es auch große Verlierer. Und das schauen wir uns mal an im Hinblick auf Uniper und die Deutsche Rohstoff AG.


 Big Loser: Uniper 

Der Name Uniper ist ein Kunstwort aus „unique“ (einzigartig) und „Performance“ (Leistungsfähigkeit). Die Uniper SE entstand durch Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung aus Kohle und Gas sowie des globalen Energiehandels aus der E.ON. Die deutschen Atomkraft-Aktivitäten übernahm Uniper allerdings nicht. Der Börsengang erfolgte im Jahr 2016 und seit März 2020 gehört Uniper mehrheitlich dem finnischen Energie-Konzern Fortum. Uniper ist an 3 Atomkraftwerken in Finnland und Schweden beteiligt. Uniper beschäftigt fast 12.000 Mitarbeiter in über 40 Ländern, davon etwa ⅓ in Deutschland.

Mit 34 GW Erzeugungskapazität und 1,6 Mrd. Euro EBITDA zählt Uniper zu den größten Stromerzeugern Europas. Kernmärkte sind neben Deutschland Großbritannien, Schweden und die Benelux-Länder. Ergänzt werden diese Standorte um ein Gaskraftwerk in Ungarn.

In Russland befinden sich in den Industrie-Regionen Zentralrussland, Ural und Westsibirien 5 Kraftwerke der Uniper. Diese decken 5% des landesweiten Strombedarfs. Und sind nun wertlos. Genauso wie Unipers Beteiligung an der neuen Gaspipeline Nord Stream 2 zwischen Deutschland und Russland, die zwar fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb genommen und nun endgültig auf Eis gelegt wurde.

Fiasko 1: Nord Stream 2

Uniper schreibt sein Darlehen an die Nord Stream 2-Betreibergesellschaft inklusive aufgelaufener Zinsen im Volumen von 987 Mio. Euro vollständig ab. Neben diesem einmaligen Verlust verliert Uniper darüber hinaus Zinserträge von 100 Mio. Euro pro Jahr. Das entspricht rund 10% des bereinigten Konzern-EBITs.

Fiasko 2: Unipro

In Russland selbst ist Uniper mit knapp 84% an dem börsennotierten Stromversorger Unipro beteiligt, der eine Kraftwerksflotte mit einer Erzeugungskapazität von 11 Gigawatt betreibt. Schon Ende 2021 wollte Uniper die Beteiligung verkaufen. Bei einem damaligen Börsenwert von rund 200 Mrd. Rubel war der Uniper-Anteil rund 2 Mrd. Euro wert.

Doch der Wert von Unipro war auf 100 Mrd. Rubel abgestürzt – schon vor Aussetzung des Börsenhandels in Moskau. Und auch der Rubel ist dramatisch eingebrochen gegenüber Dollar und Euro, so dass Unipers Anteil aktuell allenfalls noch 500 bis 600 Mio. Euro wert wäre. Wenn denn ein Verkauf überhaupt möglich wäre und Uniper den Verkaufserlös anschließend aus Russland nach Deutschland transferieren könnte. Was beides momentan wohl wenig aussichtsreich erscheint.

Es droht also zumindest eine Wertberichtigung von 2 Mrd. Euro auf 600 Mio. Euro, vielleicht sogar eine Totalabschreibung.

Neben diesen einmaligen Belastungen folgen dauerhafte. Unipro erwirtschaftete 2021 rund 20% des Konzern-EBITs von Uniper. Dieses Geld steht Uniper in der Theorie weiterhin zu, da man ja noch Mehrheitseigentümer ist. Aber ob man darauf Zugriff hat bzw. bekommt? Und eine mögliche Dividende würde wohl ebenso kaum aus Russland herauszubekommen sein. Insofern muss Uniper davon ausgehen, hier erstmal kein Geld mehr zu sehen.

Im Gegenzug wird Uniper allerdings bis auf weiteres auch kein weiteres Geld mehr an Unipro überweisen.

Fiasko 3: Opal-Pipeline

Einen weiteren Verkauf hatte Uniper bzgl. seines 20%-igen Anteils an der Gas-Pipeline „Opal“ angeleiert, einer Art Anschlussleitung von Nord Stream 1 in Richtung Tschechien. Hier war man wohl schon weit fortgeschritten und rechnete mit einem Erlös von 300 Mio. Euro. Auch daraus wird nun erstmal nichts.

Fiasko 4: Gashandel

Uniper ist einer der großen Energiehändler Deutschlands und hat zigtausende Privat- und Unternehmenskunden unter Vertrag. Aber man ist auch Vorlieferant für viele kleinere Energie-Unternehmen, darunter zahlreiche Stadtwerke. Uniper verkauft ihnen nicht nur selbst produzierten Strom und Erdgas, sondern kauft große Mengen davon auf eigene Rechnung ein und verdient an der Handelsmarge. Ein einträgliches Geschäft. Nur... bezieht Uniper rund 55% seines Erdgases aus Russland!

Zur Einordnung der Dimension: Uniper verfügt über ein Portfolio von langfristigen Gaslieferverträgen mit einem Volumen von 370 Terawattstunden (TWh). Davon stammen 200 TWh aus Russland.

Nun hat Uniper angekündigt, diese Verträge am Jahresende nicht mehr zu verlängern und sucht nach alternativen Anbietern. Doch in der Zwischenzeit ist man von den Lieferungen abhängig. Würde Deutschland nun einen Import-Stopp für russisches Erdgas verhängen oder Russland Deutschland den Gashahn zudrehen, stünde Uniper ohne Hosen da. Und damit auch alle seine Stadtwerke-Kunden. Dass in einem solchen dramatischen Fall die Bundesnetzagentur die Geschäfte von Uniper übernehmen würde, wäre dann das kleinste Problem.

Aus diesem Drohszenario ergeben sich zunächst einmal keine unmittelbaren Folgen. Aber das Risiko steht als „weißer Elefant“ mitten im Raum und sorgt an der Börse für große Unsicherheit und damit für Kursabschläge.

Problemzone: Kohlekraftwerke

Unipers Kohlekraftwerke sind aktuell die Cash-Cows. Ihr Ende ist politisch gewollt und absehbar, mit Modernisierungs- und Instandhaltungsinvestitionen hält man sich zurück. Die meisten sind bereits abgeschrieben. Und doch laufen sie noch und stellen teilweise eine strategische Reserve dar. Dummerweise bezieht Uniper einen nicht ganz kleinen Teil seiner Kohle aus Russland. Auch diese Lieferverträge wird man nach dem Jahresende nicht mehr verlängern und setzt dann auf andere Anbieter. Allerdings sind hierfür Umrüstungen der Kraftwerksblöcke nötig, damit sie die „fremde“ Kohle auch vertragen. Das bedeutet zunächst einmal zusätzliche Investitionskosten, ohne dass diese später einen Mehrertrag bringen.

Uniper hofft, dass seine Kohlekraftwerke künftig in die strategische Reserve fallen und so eine staatliche Mindestvergütung fließt. Und sie damit länger laufen dürfen als ursprünglich geplant. Hintergrund ist die Gefahr, dass bei einem Gas-Stopp für russisches Erdgas auch die Gaskraftwerke abgeschaltet werden müssten mangels Erdgas.

Aber auch diese Medaille hat eine Kehrseite: Uniper betreibt einige große Gaskraftwerke und diese würden bei einem Gas-Boykott zu Groschengräbern.

Problemzone: Ammoniak

Ammoniak wird zum Betrieb von Kohlekraftwerken benötigt. Uniper wollte seinen Bedarf bei Novatek stillen und über den Hafen Wilhelmshaven importieren. Doch, man ahnt es schon, Novatek ist ein russisches Unternehmen und damit sind auch diese Pläne Schall und Rauch...

Kurshalbierung erst der Anfang?

Der Aktienkurs von Uniper hat sich entsprechend verhalten und krachte innerhalb von 2 Wochen von 40 auf 20 Euro in sich zusammen. Aktuell gibt es eine zarte Erholungsbewegung, aber das kann auch nur das Luftholen für einen weiteren Rutsch sein.

Die großen einmaligen Belastungen verhageln die 2022er Bilanz, das steht fest. Aus den Problemen ergeben sich aber auch dauerhafte Belastungen und Mindererträge, die auch in den Folgejahren die Gewinn- und Verlustrechnung belasten werden. Damit sinkt das Erholungspotenzial des Kurses.

Gleichzeitig ist noch nicht klar, ob und ggf. welche Katastrophen Uniper aus seiner „Russland-Connection“ noch treffen können. Das macht die Aktie für Anleger uninvestierbar und nur für Spekulanten interessant.

Uniper SE (ISIN: DE000UNSE018)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 21e/22e/23e
Kurs
UNSE01 / UN01
7,5 Mrd. EUR
neg. / 10 / 10
20,39 EUR


 Big Winner: Deutsche Rohstoff AG 

Ganz anders dreht sich die Welt für die Deutsche Rohstoff AG. Mit Russland hat man direkt nichts am Hut, aber man profitiert von den enormen Preissteigerungen bei Öl, Gas und anderen Rohstoffen.

Die Deutsche Rohstoff AG identifiziert, entwickelt und veräußert attraktive Rohstoff-Vorkommen vorrangig in Nordamerika, Australien und Europa. Ihr Schwerpunkt liegt in der Erschließung von Öl- und Gaslagerstätten in den USA. Metalle wie Gold, Kupfer oder Wolfram runden das Portfolio ab.

Anders als der Name vermuten lässt, fördert die DRAG also keine Rohstoffe. Sie ist ein deutsches Unternehmen, das an einer deutschen Börse notiert ist, dessen diverse Geschäftsaktivitäten aber weitgehend in den USA und Asien stattfinden. Dort hält sie jeweils Anteile an Unternehmen, die in der Öl- oder Rohstoff-Exploration und/oder -förderung aktiv sind.

Wer das Geschäftsmodell und die Besonderheiten der DRAG erfahren möchte, kann dies in unserem Report von Juli 2021 nachlesen, in dem wir die Deutsche Rohstoff AG als missverstandenen heimlichen Champion unter die Lupe genommen hatten.

4 US-Öl-Töchter

Bestes Beispiel sind die 4 aktiven Töchter in den USA, die allesamt nach Öl bohren. Cub Creek Energy, Elster Oil & Gas, Salt Creek Energy und Bright Rock Energy haben Bohrrechte an Flächen erworben, wo sie mittels Fracking nach Öl und Gas bohren.

Die dabei entstehenden Kosten für Royalties, also die Förderrechte, für Personal, Material usw. bezahlen sie in Dollar und wenn sie Öl fördern, verkaufen sie dieses in Dollar. Am Ende des Jahres steht ein Gewinn oder ein Verlust in den Büchern, der auch stark vom aktuellen Öl-Preis (WTI) abhängt, denn die nachgewiesenen Öl-Reserven gewinnen oder verlieren entsprechend an Wert. Und diese Veränderung fließt seit einigen Jahren auch in die Gewinn- und Verlustrechnung ein, so dass der Jahresgewinn der Töchter längst nicht mehr nur aus der wirklich erzielten Differenz zwischen gefördertem und verkauftem Öl besteht.

Die Stellschraube hierbei ist einerseits die Menge an Öl- und Gas-Reserven, andererseits natürlich der Öl-Preis. Und am Ende auch der Dollar-Euro-Wechselkurs, denn Öl wird in Dollar gehandelt, die US-Töchter wirtschaften auf Dollar-Basis und die DRAG legt ihre Geschäftszahlen am Ende in Euro vor.

Starker Anstieg der Öl- & Gasreserven

Hierzu gab die DRAG gerade ein Update und vermeldete eine Verdopplung ihrer Reserven auf 49 Mio. BOE (Barrels of oil equivalent). Die sicheren Reserven wurden zum Jahresende 2021 mit 29,2 Mio. BOE ermittelt (Vorjahr: 20,4 Mio. BOE), die wahrscheinlichen Reserven auf 19,4 Mio. BOE (Vorjahr: 3,8 Mio. BOE).

Dank der Preissteigerungen bei Öl und Gas beläuft sich der Barwert der sicheren und wahrscheinlichen Reserven der US-Tochtergesellschaften der DRAG auf Basis der Terminkurve vom 4. März 2022 auf 639,9 Mio. US-Dollar. Davon entfielen 503,8 Mio. US-Dollar auf die sicheren Reserven und 136,1 Mio. US-Dollar auf die wahrscheinlichen Reserven.

Auf Basis der Terminkurve vom 31. Dezember 2021 beläuft sich der Wert der sicheren Reserven auf 318,2 Mio. US-Dollar und der Wert der sicheren und wahrscheinlichen Reserven auf 367,7 Mio. US-Dollar (31.12.2020: 143,4 Mio. US-Dollar).

Bei der Annahme eines Öl-Preises von durchgehend 60 US-Dollar je Barrel liegt der PV10 der sicheren Reserven (also der künftige Cash-Flow abgezinst mit 10%) bei 285,5 Mio. US-Dollar und der Wert der sicheren und wahrscheinlichen Reserven bei insgesamt 343,4 Mio. US-Dollar.

Nimmt man einen Preis von 80 US-Dollar je Barrel über die Laufzeit der Förderung an, steigt der Wert der sicheren Reserven auf 503,0 Mio. US-Dollar und der Wert der sicheren und wahrscheinlichen Reserven auf 688,0 Mio. US-Dollar.

Aktuell notiert WTI bei 108 US-Dollar. Das ist natürlich der aktuellen Kriegslage in der Ukraine geschuldet und der hohen Nervosität an den Aktien- und Rohstoffmärkten. Im Jahresverlauf dürfte sich der Preisdruck wieder reduzieren, so dass ein durchschnittlicher Öl-Preis von 100 US-Dollar für das Gesamtjahr kaum anzunehmen ist. Aber 80 US-Dollar sind nicht unwahrscheinlich und die Berechnungen zeigen den enormen Hebel, der im Öl-Preis steckt.

Andererseits sind die Öl-Reserven nur Reserven, also Förderpotenzial. Noch liegen sie im Boden und müssen erst – unter hohem Kostenaufwand – gefördert werden. Das benötigt Zeit und Geld. Die Kosten werden dabei von den Abgaben (Royalties) bestimmt und von den Personalkosten – Personal ist in den USA knapp und im Energiesektor heiß begehrt. Als Richtschnur galt bisher, dass die DRAG zu rund 40 US-Dollar je Barrel kostendeckend fördern kann; das dürfte sich nun eher auf 45 US-Dollar belaufen. Damit ist das Delta zu 60 US-Dollar oder zu 80 US-Dollar oder gar zu 108 US-Dollar gewaltig.

Und mit jedem weiteren Fördertag und jeder neuen Bohrung klingeln die Kassen.

Da die DRAG-Töchter ausschließlich in den USA nach Öl und Gas bohren, sind sie in einer ausgezeichneten Lage. Nordamerika dürfte in den nächsten Jahren die politisch stabilste und krisenfesteste Förderregion der Welt sein und nicht nur den Eigenbedarf der USA decken, sondern auch zu einem stärkeren Versorger der europäischen Verbündeten werden. Die Nachfrage nach US-Öl und US-Gas wird absehbar hoch bleiben und der Preis wohl längere Zeit nicht wieder deutlich fallen. Auch angesichts der weltweiten Rezessionstendenzen nicht.

Auch Wolfram rockt

Die DRAG ist daneben auch bei anderen Rohstoffen aktiv, vor allem bei Wolfram. Über ihre Beteiligung an Almonty Industries, an der die DRAG 13,7% hält, ist man an einem portugiesischen Wolfram-Bergwerk beteiligt und die Sandong-Mine in Südkorea soll in diesem Jahr die Produktion aufnehmen. Damit wird Almonty zum größten Wolfram-Produzenten außerhalb Chinas.

Nun ist Wolfram kein „hippes“ Edelmetall und zählt auch nicht zum engeren Kreis der „seltenen Erden“. Und doch funktioniert ohne das Schwermetall Wolfram kaum ein Smartphone, Laptop oder Elektroauto. Das Haupteinsatzgebiet von Wolfram ist allerdings die Härtung von Stahl und es wird häufig bei der Absicherung von Reaktorgehäusen von Nuklear-Kraftwerken eingesetzt. Absolut trendy.

Börsenbeteiligungen

Im Corona-Absturz hatte DRAG-CEO Dr. Gutschlag den Cashbestand der DRAG opportunistisch auch zum Erwerb einiger Aktienpakete an Rohstoff-Unternehmen genutzt. Ein Großteil davon wurde bereits versilbert, um Geld für die US-Aktivitäten freizuschaufeln, aber noch immer hält die DRAG Aktienbeteiligungen im Wert von rund 20 Mio. Euro mit einem noch nicht realisierten Kursgewinn von annähernd 4 Mio. Euro. Hinzu kommen strategische Beteiligungen im Wert von über 25 Mio. Euro; rund 18,75 Mio. davon entfallen auf Almonty. Des Weiteren ist die DRAG an Northern Oil & Gas und Rhein Petroleum beteiligt.

Weitere Gewinnsteigerungen voraus

Durch den Anstieg der Öl-Reserven und die hohen Preise für Öl und Gas macht die DRAG glänzende Geschäfte. Sie verdient prächtig und weitet ihr Bohrprogramm aus. Das kostet natürlich Geld. 90% der Kosten für eine produzierende Öl-Quelle entstehen bis zur Aufnahme der Förderung. Anschließend spielt die Quelle innerhalb der ersten beiden Jahre ebenso fast 90% der gesamten Fördermenge ein. Anschließend kann sie rund 20 Jahre weiterfördern, ohne großen Kostenaufwand. Ein stetig fließender Cashflow.

Hierin liegt aber auch das große Risiko. Wenn eine neue Bohrung gestartet wird, entstehen die enormen Kosten. Ist die Quelle reif für die Produktion, aber der Öl-Preis ist gerade im Keller, erfolgt keine Produktionsaufnahme. 90% der Gesamtkosten hat man zu diesem Zeitpunkt aber schon ausgegeben. Und dann muss man auf den „perfekten“ Zeitpunkt für den Förderstart warten, also auf höhere Öl-Preise. Das kann auch schon mal Jahre dauern. Die Produktion zu starten, ist dann allerdings eine Frage von Tagen.

Mit anderen Worten: Das Business der DRAG ist stark zyklisch. Ist der Öl-Preis hoch, wird auch von den Wettbewerbern viel gebohrt und die Produktion hochgefahren. Die US-Frackingindustrie ist sehr flexibel und kann auf die Marktschwankungen schnell reagieren. Das hat sie den Saudis mit ihren Öl-Quellen im Wüstensand oder den Tiefseebohrplattformen in der Nordsee oder im Golf von Mexiko voraus: Sind diese Quellen einmal angezapft, kann man die Produktion nicht ohne Weiteres stoppen. Beim Fracking passiert nichts, solange nicht das Wasser-Sand-Gemisch unter hohem Druck ins Schiefergestein gepumpt wird.

Hier sollte man im Hinterkopf behalten, dass Dr. Gutschlag auch gerne mal antizyklisch handelt. Er hat in der Vergangenheit schon mehrfach einzelne US-Töchter verkauft, wenn er den Höhepunkt bei den Öl-Preisen vermutete. Damit fuhr er dann hohe Einnahmen und Gewinne für die DRAG ein. Andererseits fielen dann die Umsätze und Gewinne in den Folgejahren kräftig, weil das operative Geschäft gegen Geld getauscht worden war. Volle Kassen, aber versiegender Cashflow, das kommt bei den Aktionären nicht ungeteilt positiv an.

Hat der Öl-Preis sich dann merklich abgeschwächt, ging Dr. Gutschlag wieder auf die Pirsch und hat neue Flächen und Firmen eingekauft. Auch auf diese Schwankungen im Geschäftsverlauf muss man sich einstellen, wenn man als Aktionär bei der Deutschen Rohstoff AG an Bord kommt.

Grundsätzlich weist ihr Aktienkurs jedoch eine hohe Korrelation zum Öl-Preis auf und daher bereitet er seit dem Coronatief jede Menge Freude. Das Tief wurde im Frühjahr 2020 bei 6,50 Euro markiert und nach einer ersten Gegenbewegung fiel der Kurs im Herbst von 10 Euro wieder auf gut 7 Euro zurück. Von da an ging es 1½ Jahre beinahe nur aufwärts und die Aktionäre freuen sich über eine Kursvervierfachung. Inzwischen wird sogar das Allzeithoch von 29,70 Euro aus dem Jahr 2013 in Angriff genommen und bei Überschreiten der „magischen“ Marke von 30 Euro wäre die letzte Hürde genommen.

Deutsche Rohstoff AG (ISIN: DE000A0XYG76)
WKN / Kürzel
Börsenwert
KGV 21e/22e/23e
Kurs
A0XYG7 / DR0
143 Mio. EUR
9,5 / 6 / 14
28,80 EUR


Unser Fazit:

Die Welt steuert auf eine Energiekrise zu mit explodierenden Rohstoff-Preisen und steigenden Inflationsraten. Der Bann der westlichen Länder gegenüber Russland und seinen Energielieferungen führt zu erheblichen Verwerfungen. Einige Unternehmen leiden stark unter den Auswirkungen, vor allem in Europa.

Die USA sind weit weniger tangiert und damit auch die Deutsche Rohstoff AG, deren Hauptgeschäft von ihren 4 US-Töchtern erbracht wird. Im Gegensatz zu Uniper kann sich die DRAG daher in der Gunst der Stunde sonnen und ihren Anlegern stattliche Kursgewinne einspielen.

Uniper-Aktionäre sind hingegen leidgeprüft und blicken sorgenvoll auf die Börsentafel, denn nur weil der Kurs sich bereits halbiert hat, bedeutet das nicht, dass er dies nicht noch einmal tun kann.

Bei Uniper müssen Anleger vor allem weitere Risiken im Blick behalten, bei der DRAG die Chancen. Denn auch auf die Plätze auf Sonnenseite der Börsenwelt werden nur auf Zeit vergeben...


Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig,
Value Investor und Betreiber des Blogs
„iNTELLiGENT iNVESTiEREN“.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte:
Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum
Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: Deutsche Rohstoff AG

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 19. März

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