Ein Steuergeschenk in Höhe von 2,2 Billionen Dollar?

Ein Steuergeschenk in Höhe von 2,2 Billionen Dollar?
von Sven Weisenhaus

US-Präsident Donald Trump hat gestern Details zu seiner Steuerreform vorgestellt. Unter anderem soll es für die Einkommensteuer nur noch drei Stufen geben: 12 Prozent, 25 Prozent und 35 Prozent. Der Höchstsatz für Unternehmen soll von 35 auf 20 Prozent sinken. Die Nachlasssteuer soll ganz entfallen.

Der Rahmenplan für diese Steuerreform ist von den zuständigen Ausschüssen des US-Kongress in Zusammenarbeit mit dem weißen Haus ausgearbeitet worden. Die Demokraten waren an der Arbeit des Entwurfs nicht beteiligt.

Laut einer ersten vorläufigen Schätzung des Komitees für einen verantwortungsbewussten Staatshaushalt dürfte diese Steuerreform die USA auf 10 Jahre unterm Strich ca. 2,2 Billionen Dollar kosten.

Zahlen zur Staatsverschuldung der USA

2,2 Billionen Dollar entsprechen etwas mehr als 10 Prozent der aktuellen Staatsverschuldung der USA. Diese liegt aktuell bei 20,742 Billionen Dollar. Und da wir so schon bei den Schulden sind, hier noch ein paar interessante Zahlen dazu: 

Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind die US-Staatsschulden auf mittlerweile 108 Prozent angestiegen. Auf das Jahr gerechnet steigt die Verschuldung um knapp 1 Billionen Dollar und damit um 35.254 Dollar pro Sekunde. Die Pro Kopf Verschuldung liegt bei 64.039 Dollar.

Wie aber finanzieren?

Offen blieb bisher, wie diese Reform finanziert werden soll, ohne dieses ohnehin schon hohe Haushaltsdefizit weiter zu belasten. Denn in den kommenden Jahren kommen noch weitere Schwierigkeiten auf die USA zu. Die Fed hat ihren Zinserhöhungszyklus gestartet, allein die steigenden Zinsen können den US-Staatshaushalt erheblich belasten.

Hier müssen also machbare Lösungen gefunden werden, vor allem da gerade auch viele Republikaner gegen eine Ausweitung der Staatsverschuldung sind. Bei den oppositionellen Demokraten stießen die Pläne ohnehin auf Kritik, das war aber auch nicht anders zu erwarten. Es wird also interessant werden, wie die Steuerreform schlussendlich umgesetzt wird. Sogar die Frage, ob dies überhaupt gelingen kann, wird von einigen Kommentatoren gestellt.

Der Markt zeigt sich zunächst richtungslos

Diese Schwierigkeiten scheint auch der Markt zu sehen, denn die US-Indizes reagieren heute eher unentschlossen auf die Pläne. Die US-Indizes notieren nach der heutigen Eröffnung um die Null-Marke herum.

Aber es gibt noch einen anderen, charttechnischen Grund zur Sorge. Wir haben hier schon einmal auf das Prinzip hingewiesen, dass verschiedene Bewegungswellen in Trends dazu neigen, die gleiche Ausdehnung zu haben. Und hier lohnt sich nun erneut ein Blick auf den S&P500:

 

 

Sie sehen hier zwei Rechtecke (grau hinterlegt), die beide die gleiche Höhe haben. Das erste umfasst die erste große Aufwärtswelle der aktuellen Rally bis zur Korrektur 2011. Projiziert man dieses Rechteck auf das Tief der Korrektur von 2015/2016 ergibt sich ein Kursziel von 2.513,89 Punkten. Das aktuelle Hoch des S&P500 wurde gestern bei 2.511 Punkten ausgebildet. Wie schon in der Ausgabe vom 25. August 2017 dazu geschrieben: "Natürlich heißt das nun nicht, dass der starke Aufwärtstrend damit tatsächlich ein vorläufiges Ende finden muss. Solche Erwartungen, die sich aus charttechnischen Formationen ergeben, sind nie mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 % belegt." Aber das es nun schon der zweite Anlauf an diese Marke ist, wird es jetzt richtig spannend, ob die Kurse erneut scheitern!


Viele Grüße

Ihr

Sven Weisenhaus



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