Ein umfassendes Bild der aktuellen Situation
Ein umfassendes Bild der aktuellen Situation von Sven WeisenhausNeben den Daten zum Wirtschaftswachstum in Deutschland (siehe gestr ige Börse-Intern) wurden am Dienstag auch die Zahlen zur Eurozone veröffentlicht. Demnach stieg das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2016 um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal (in der gesamten EU um 0,5 %). Es wuchs damit genauso stark wie im Quartal zuvor. Im Vergleich zum entsprechenden Quartal des Vorjahres stieg das saisonbereinigte BIP im Euroraum um 1,7 Prozent (in der EU um 1,8 %), nach +1,8 Prozent (bzw. +1,9 %) im Vorquartal. Insgesamt kann die Eurozone mit einem Wachstum von 1,7 Prozent in 2016 auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Ein umfassendes Bild der aktuellen Situation Mit diesen Zahlen und den Informationen aus den bisherigen Ausgaben der Börse-Intern dieses Jahres wissen wir/Sie inzwischen schon sehr viel über die Märkte. Man kann sich damit ein umfassendes Bild über die aktuelle Lage sowie die möglichen Entwicklungen machen. Ich möchte Ihnen dieses einmal zusammenfassen: Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt und Stimmung Die deutsche Wirtschaft ist im Schlussquartal 2016 um 0,4 Prozent und im Gesamtjahr um 1,9 Prozent gewachsen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig und die Stimmungsindikatoren deuten auf anhaltendes Wachstum im laufenden Jahr hin. Nach Einschätzung der Bundesregierung wird die Wirtschaftsleistung 2017 noch um 1,4 Prozent zulegen. Etwas optimistischer sind der Industrieverband BDI und der Internationale Währungsfonds (IWF), die jeweils ein Wachstum von rund 1,5 Prozent erwarten (siehe Börse-Intern vom 26.01.2017). Ähnliches gilt für die Wirtschaft der gesamten Eurozone. Auch hier haben wir ein gutes Jahr hinter und anhaltendes Wachstum vor uns – auch mit Blick auf die Stimmungsindikatoren. Daran kann bislang auch der Brexit nichts ändern (siehe Börse-Intern vom 12.01.2017, 17.01.2017, 25.01.2017 und 31.01.2017). Und die Stellschrauben, an denen der neue US-Präsident dreht und noch drehen will, wirken sich auf eine ebenfalls boomende US-Wirtschaft aus (siehe Börse-Intern vom 18.01.2017, 02.02.2017 und 03.02.2017). Die Währungshüter der US-Notenbank erwarten, dass die Wirtschaftsleistung der USA in 2017 insgesamt um 2 Prozent zulegen wird. Die Weltbank prognostiziert in ihrem halbjährlichen Wirtschaftsberi cht für die USA ein Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von 2,5 Prozent, das in 2018 auf 2,9 Prozent zulegen soll (siehe Börse-Intern vom 02.02.2017). (Mit einigen von Trumps Plänen könnte das Wachstum höher ausfallen. Doch es bleibt zunächst abzuwarten, welche Maßnahmen überhaupt beschlossen werden.) Inflation Die boomende Wirtschaft und der florierende Arbeitsmarkt führen inzwischen zu steigender Güternachfrage und höheren Löhnen, was die Preise steigen lässt (siehe Börse-Intern vom 11.01.2017, 19.01.2017, 31.01.2017 und 03.02.20 17). Ein Großteil des bisherigen Inflationsanstiegs ist aber auf den Basiseffekt der Ölpreiserholung zurückzuführen. Doch die Erholung der Ölpreise lief Ende 2016 aus und ist seitdem in eine Seitwärtsbewegung übergegangen, die noch eine Weile anhalten dürfte. Deshalb sollte der Inflationsdruck auf absehbare Zeit noch gering bleiben (siehe Börse-Intern vom 20.01.2017, 31.01.2017 und 01.02.2017) Fachleute der EZB veranschlagen in ihren jüngsten Prognosen eine Inflationsrate von 1,3 Prozent für das laufende Jahr und 1,5 Prozent für 2018. Für 2019 wird ein Wert von 1,7 Prozent prognostiziert. In Deutschland erwarten die Bundesregierung und die Wirtschaftsweisen für das laufende Jahr eine Inflationsrate von im Durchschnitt 1,6 Prozent an (siehe Börse-Intern vom 31.01.2017). Geldpolitik Die Notenbanken bleiben vor diesem Hintergrund auf Kurs (siehe Börse-Intern vom 19.01.2017). So hat die US-Notenbank Fed jüngst die Aussicht auf drei Zinsanhebungen in diesem Jahr bestätigt. Um das 3-Prozent-Zinsziel bis zum Ende des Jahrzehnts zu erreichen, müssten auch in den Jahren 2018 und 2019 jeweils drei Zinsanhebungen erfolgen. Und auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat bekanntgegeben, an ihrem eingeschlagenen geldpolitischen Kurs unverändert festzuhalten. Das Kaufprogramm für Anleihen und andere Wertpapiere wird bis mindestens Ende 2017 fortgesetzt, wobei von April an monatlich nur noch 60 Milliarden Euro statt 80 Milliarden Euro in den Markt gepumpt werden. Bewertung am Aktienmarkt Was die laufende Berichtssaison zu den Geschäften der Unternehmen aus dem S&P 500 in 2016 angeht, so werden die Erwartungen von +4,9 Prozent beim Gewinn und +3,6 Prozent beim Umsatz (jeweils im Vergleich zum Vorjahresquartal) bislang ziemlich genau erfüllt (siehe Börse-Intern vom 23.01.2017). Für 2017 erwarten Analysten im Durchschnitt prozentuale Wachstumsraten der S&P 500-Gewinne von rund zehn Prozent (siehe Börse-Intern vom 13.01.2017 und 07.02.2017). Für das erste Quartal 2017 prognostizieren die Analysten ein Ergebniswachstum von 10,8 Prozent und ein Umsatzwachstum von 7,6 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Gewinne 2017 liegt mit ca. 17 recht hoch. Denn damit befindet es sich deutlich über dem Fünf- bzw. Zehn-Jahres-Durchschnitt von 15,1 bzw. 14,4 (siehe Börse-Intern vom 07.02.2017). Bei den DAX-Unternehmen sieht der Konsens der Analysten einen Gewinnzuwachs von 9,3 Prozent in diesem Jahr. Für 2018 wird eine Steigerung um 8,5 Prozent erwartet. Auf dieser Basis ist der DAX mit einem 2017er-KGV von 14 aktuell günstiger bewertet als die US-Werte. Und auf Basis der 2018er-Gewinnschätzungen sinkt die Bewertung sogar auf 13 (siehe Börse-Intern vom 26.01.2017). Bei den Euro STOXX 50-Unternehmen wird ein Gewinnplus von 11,4 Prozent in 2017 und für 2018 ein Anstieg von 10,3 Prozent angepeilt (siehe Börse-Intern vom 27.01.2017). Potential am Aktienmarkt Daraus und aus einigen charttechnischen Analysen hatte ich für den DAX ein moderates Restpotential von 6 Prozent auf 12.600 Punkte abgeleitet (siehe Börse-Intern vom 26.01.2017). Für die US-Indizes sehe ich mit 7 Prozent ein ähnliches Restpotential (siehe Börse-Intern vom 15.02.2017). Zumal die Vergangenheit gezeigt hat, dass Aktien bei moderater Inflation unter den diversen Investmentmöglichkeiten erste Wahl sind (siehe Börse-Intern vom 11.01.2017). Und ein Anstieg um 6 bzw. 7 Prozent ist auf Sicht von 12 Monaten auch absolut realistisch. Denn im vergangenen Jahr gewann der deutsche Leitindex DAX dank einer Jahresendrally 6,9 Prozent hinzu (siehe Börse-Intern vom 10.01.2017). Und auch langfristig betrachtet ist dieses Potential bei Aktien als durchschnittlich zu bezeichnen. Alles zusammen ergibt ein schönes rundes Bild Sie sehen also, dass alles zusammen genommen ein schönes rundes Bild ergibt. Und da Wirtschaftsdaten monatlich oder zum Teil sogar nur quartalsweise veröffentlicht werden, wird sich erst in einigen Wochen bzw. Monaten zeigen, ob sich an der eingeschlagenen Richtung der Konjunktur etwas ändert. Dazu passt ein Zitat aus der Börse-Intern vom 20.01.2017: „So sind die Wachstums- und Inflationserwartungen für 2017 erst einmal zementiert.“ In derselben Ausgabe war jedoch auch zu lesen: „Allerdings stellt sich langsam die Frage, was angesichts der derzeit zementierten Wachstums-, Inflations- und Gewinnerwartungen den nächsten Aufwärtsimpuls liefern soll.“ Vorgestern hatte ich geschrieben, die jüngsten Kursgewinne seien auf eine Ankündigung Trumps zurückzuführen, nach der „in den nächsten zwei bis drei Wochen Phänomenales zum Thema Steuern“ verkündet wird. Was aber, wenn die Steuerpläne die aktuell hohen Erwartungen nicht erfüllen können?! Schon in der Börse-Intern vom 26.01.2017 war zu lesen, dass die Aktienindizes nun nicht bis zum Jahresende wie an der Leine gezogen ihr Potential ausreizen werden. Stattdessen ist zu erwarten, dass die Kurse wie gewohnt stärker um ihr längerfristiges Potential pendeln, wie am Beispiel des DAX dargestellt (grüner Pfeil): Im kurzfristigen Bereich könne das dann für das Jahr 2017 exemplarisch so aussehen: The trend is your friend Und so komme ich zurück auf das Fazit vom vergangenen Dienstag: „… noch ist von einem Ende der Aufwärtsbewegung nichts zu sehen. Und keinesfalls sollte man sich gegen derartig starke Trends stellen. Gegen das Platzieren oder Nachziehen von Stopps ist nichts einzuwenden. Aber Short-Positionen sollten derzeit höchstens als Depotabsicherung eingegangen werden, bis wieder klarere, bearishe Signale auftreten. Aktuell sind nach wie vor Long-Trades lohnenswert, allerdings sind auch diese inzwischen angesichts der Reife der Trends und der fundamentalen Bewertung als spekulativer anzusehen.“ Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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