Merkel und die Narzissten Wenn es brennt, dann soll es Angela richten. Das kennt man schon, dann ist die kühle Rationalität der deutschen Bundeskanzlerin gefragt. Diesmal war es die griechische Regierung, die Angela Merkel dringend darum bat, mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu sprechen, um eine militärische Eskalation in der Ägäis zu verhindern. Erdogans Kriegsschiffe befanden sich schon auf dem Weg in griechisches Hoheitsgebiet. Merkels Vermittlerfunktion war in den vergangenen Jahren häufig gefragt und wird es vor allem während der EU-Ratspräsidentschaft bis zum Ende des Jahres bleiben. Da sind die Erwartungen an die Politikfähigkeit der Deutschen besonders hoch: China-Strategie, Türkei-Konzept, Migrationsproblem, Ukraine-Konflikt, EU-Haushalt. Aufgaben über Aufgaben und eigentlich nicht zu schaffen. Schon deshalb nicht, weil Merkel dabei mit einer Riege männlicher Politiker umgehen muss, die allesamt als Prototypen des Narzissten gelten können. Die sich sonnen im Glanze ihrer Politik, an der sie keinen Zweifel hegen, die sich selbst und nicht das Gemeinwohl im Mittelpunkt sehen und im Zweifel auch Gewalt einsetzen, wenn es ihren Zielen nützt. Von diesem Typus gibt es derzeit viele auf der Welt, nicht nur Erdogan, auch Donald Trump, Xi Jinping, Wladimir Putin, Viktor Orban gehören dazu. Alle sind überaus schwierige Gesprächspartner. Selbst der smarte Emmanuel Macron lässt sich darunter subsumieren, auch wenn er wohl in die Kategorie der konstruktiven Narzissten fällt. Nicht, dass Merkel nicht auch ein Machtmensch wäre, aber sie hat wohl die vielleicht weibliche Einsicht verinnerlicht, dass Reden noch nie zum Krieg geführt hat. | Gudrun Dometeit, Politik & Wirtschaft |
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