Was passieren muss, damit Gold wieder steigt... Liebe Leserin, lieber Leser, Gold hat in den letzten Monaten die Erwartungen vieler Anleger nicht erfüllt. Die Inflation ist so hoch wie lange nicht und der reale Zins ist sogar negativ – trotzdem konnte der Gold-Preis nicht davon profitieren. Das ist ungewöhnlich, denn wie ich schon des Öfteren betont habe, wird Gold von den Realzinsen getrieben. Der Zusammenhang ist folgender: Sinken die Realzinsen – das bedeutet entweder die Nominalzinsen sinken oder die Inflationsrate steigt – dann ist das positiv für den Gold-Preis. Denn in diesem Fall wird die Gold-Anlage zumindest für spekulativ orientierte Anleger attraktiver, es kommt zu Umschichtungen, z.B. von Staatsanleihen in Gold. Das Verhalten spekulativer Anleger bestimmt die kurzfristigen Preisschwankungen, nicht die Anleger, die physisches Gold zur langfristigen Absicherung kaufen. Allerdings genügt die Tatsache, dass die realen Zinsen derzeit negativ sind, alleine nicht, um die Anleger massenhaft in Gold zu treiben. Nicht solange es Anlagen gibt, die höhere Renditen versprechen wie z.B. Aktien. Ist diesmal alles anders? Es stimmt: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Zinsentwicklung und Gold-Preis. Aber der scheint derzeit zumindest teilweise außer Kraft gesetzt. Zum einen weil in früheren Wirtschaftszyklen niedrige Zinsen meist mit einer schwachen Konjunktur verbunden waren. Aktien waren in solchen Phasen weniger attraktiv und Gold erschien als gute Möglichkeit Geld sicher anzulegen. Das ist derzeit anders: Die niedrigen Zinsen gehen mit einer starken Konjunktur einher und die Notenbanken haben angekündigt, daran auch so schnell nichts ändern zu wollen. Die Anleger setzen in einem solchen Umfeld lieber auf riskante und hohe Renditen versprechende Anlagen wie Aktien. Auch Krypto-Währungen, die einerseits ebenfalls höhere Renditen versprechen und andererseits von vielen als Schutz vor Geldentwertung angesehen werden, sind eine Konkurrenz für Gold und Silber. Enttäuschte spekulative Anleger werfen das Handtuch Die Enttäuschung darüber, dass der Gold-Preis in den letzten Monaten kaum auf den negativen Realzins reagiert hat, könnte der Grund sein, warum immer mehr spekulative Gold-Bullen in letzter Zeit offenbar entnervt das Handtuch geworfen haben. Besonders augenfällig wurde das am Montag vor einer Woche: Massiver Verkaufsdruck am Futures-Markt führte im wenig liquiden asiatischen Handel zu einem „Flash-Crash“: Innerhalb weniger Minuten fiel Gold zeitweise unter 1,700 US-Dollar je Unze. Anlass dafür war ein starker US-Arbeitsmarktbericht und die daraus resultierende Spekulation, die US-Notenbank FED könnte früher als erwartet die geldpolitische Wende einleiten. Die Renditen am Anleihe-Markt zogen daraufhin an. Viele Anleger dachten sich nun offenbar: Wenn Gold bislang kaum auf die negativen Realzinsen reagiert hat, dann wird sich das kaum ändern, wenn die Zinsen steigen sollten. Dazu kam der stärkere US-Dollar, der üblicherweise die Preise der Rohstoffe insgesamt und der Edelmetalle im Besonderen belastet. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg in den ersten beiden August-Wochen von 1,16 bis auf 1,36 Prozent, fiel dann aber wieder zurück: Schnelle Wende nach oben? Wie kurzfristig solche Marktentwicklungen sind, zeigte sich aber in den letzten Tagen. Die Spekulationen über eine echte Wende in der US-Geldpolitik haben aus verschiedenen Gründen wieder abgenommen, die Anleiherenditen sind erneut gesunken und der Gold-Preis konnte sich erholen. Jenseits solcher tagesaktuellen Entwicklungen, die auch schnell wieder in die andere Richtung drehen können, halte ich folgendes für bemerkenswert: Die spekulativen Finanz-Investoren haben sich bei Gold spürbar zurückgezogen. Laut der Statistik der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 10. August um über 60 Prozent abgebaut. Dies ist der geringste Wert seit 5 Monaten. Diese Bereinigung sehe ich als positiv an, denn unsichere spekulative Anleger, man spricht gern von "zittrigen Händen", wurden damit aus dem Markt gespült. Nun können längerfristig orientierte Anleger, die den Kursrückgang zum Einstieg nutzen, das Ruder übernehmen. Das kann dazu beitragen, dass Gold ebenso wie Silber, kurzfristig Aufwind bekommt. Charttechnisch spricht die Entwicklung der letzten Tage für eine Bodenbildung. Darauf gehe ich ausführlich in meinem aktuellen Video "Silber: Absturz!" ein. Fundamental gesehen wäre es vor allem für den Gold-Preis positiv, wenn die Risikoaversion zunimmt, sprich die Anleger ängstlicher werden, z.B. weil Zweifel an der Konjunkturerholung aufkommen. In dem Fall würden Aktien weniger attraktiv werden und Gold würde sich für Umschichtungen von Kapital anbieten. Danach sieht es derzeit aber noch nicht aus, auch wenn die Ausbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus in Asien die Skepsis über die Erholung der Weltkonjunktur hat wachsen lassen. Die Börsen in den USA und Europa notieren aber nach wie vor in der Nähe ihrer Allzeithochs. An den Märkten geht es allerdings um Stimmungen, und die können sich schnell drehen. Gold ist ein Flucht-Metall Gold ist in erster Linie ein "Flucht-Metall". Die stärksten Preisanstiege gab es dann, wenn die Anleger Angst hatten. Zum Beispiel war das während der Finanzkrise und der anschließenden Eurokrise von 2008 bis 2011 der Fall. Auch 2020, auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, als (noch) nicht klar war, ob massenhafte Pleiten zu einer Finanzkrise führen würden, legte Gold kräftig zu. Seit aber dieses systemische Risiko durch den massiven Einsatz der Notenbanken und Finanzminister gebannt scheint, setzen viele Anleger lieber auf Aktien und andere Anlagen, die in einem Aufschwung höhere Renditen versprechen als Gold. Sollten aber Zweifel am Aufschwung aufkommen, dann wäre Gold wieder gefragt. Die negativen Realzinsen sorgen dabei dafür, dass andere sichere Anlage-Alternativen unattraktiv sind. Übrigens: Gold aus Furcht vor Inflation überzugewichten, halte ich nicht für eine gute Idee. Inflation allein ist kein Preistreiber für Gold, jedenfalls nicht, wenn sie mit einem Konjunkturaufschwung einhergeht. Nur wenn Inflation bei einer stagnierenden Wirtschaft auftritt ("Stagflation"), dann schlägt die Stunde von Gold, wie z.B. in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre. Geht es aber um Inflation, die mit einem wirtschaftlichen Aufschwung einhergeht, dann sind zyklische Rohstoffe wie Kupfer oder auch Silber, das zu einem großen Teil für industrielle Zwecke eingesetzt wird, ein besserer Schutz als Gold. Zyklische Rohstoffe profitieren bei einer Konjunkturerholung von einer steigenden Nachfrage und vom allgemeinen Preisdruck. Mein Fazit Langfristig gehören Gold und Silber für mich als Schutz vor Krisen in ein ausgewogenes Depot, am besten in Form von Münzen oder Barren. Durch diese Diversifikation wird zudem das Risiko besser gestreut. Der Anteil am gesamten Depot sollte bei 8 bis 12 Prozent liegen. Kurzfristig hat sich durch den Ausverkauf der letzten Woche und die anschließende Kurserholung sowohl bei Gold als auch bei Silber die charttechnische Situation verbessert. Das kann sich als Einstiegs-Chance erweisen (siehe mein aktuelles Video "Silber: Absturz!"). Du solltest Dir aber im Klaren sein: Gold ist kurz- und mittelfristig gesehen keine wertstabile Anlage, wie die teils kräftigen Preisschwankungen zeigen. Von 2011 bis 2015 z.B. befand sich der Gold-Preis 4 Jahre in einem Abwärtstrend. Solche Phasen gab es in den letzten Jahrzehnten mehrfach, meist nach zuvor starken Preisanstiegen.
Mein Podcast-Tipp: Stehen Aktien vor einer neuen Rallye? Stehen Aktien vor einer neuen Rallye, die uns vielleicht nochmal 20-40% Performance bringt? So abwegig ist das nicht. Genau deshalb, möchte ich diese Möglichkeit heute besprechen. Höre Dir jetzt meinen Podcast dazu an: → Hier findest Du meinen Podcast auf Google (Smartphone, Tablet etc. mit Android) → Hier findest Du meinen Podcast auf Apple (Apple iPhone, iPad bzw. iTunes) → Hier findest Du meinen Podcast auf Spotify Und bitte nicht vergessen eine positive Bewertung/konstruktive Rezension abzugeben, vielen Dank ;-)
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