, es gibt auch gute Nachrichten während der Corona-Krise, z.B. die, dass Bayern im Qualitätsranking der weltweiten Industriestandorte gleich auf Platz 2 hinter den USA landet. Nun möchte ich diese schöne Auszeichnung nicht in Zweifel ziehen, aber wenn man sich die Studie ansieht, dann taucht darin eine Grafik mit den Top-10-Wettbewerbsländern auf, in der Bayern mit z.B. mit Schweden, Australien oder Japan verglichen wird. Auch Deutschland ist unter den »Wettbewerbsländern«, auf Platz 5. Ich glaube, ich weiß, wie die Studie zustande kam: Da hat Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und Auftraggeber der Studie, den IW-Geschäftsführer Karl Lichtblau auf eine Maß Bier und einen Leberkäs in den Franziskaner am Max-Joseph-Platz in München eingeladen und gesagt: »Du, Karl, extrahier uns doch aus den Daten mit dem Standortranking noch mal die Bayern-Daten separat und mach uns eine schöne Studie draus.« Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, aber »a bisserl großkopfert« ist es schon, wenn Bayern sich mit den USA usw. vergleicht. Bei allem Lob über gute Infrastruktur, Ausbildung, Verwaltung etc. gibt es in der Studie aber auch ein paar kritische Anmerkungen: zum Beispiel, dass die Steuern hier so hoch sind und man sich im Lohnniveau doch etwas mehr Zurückhaltung auferlegen müsste. Klar, wenn wir uns, wie in anderen Teilen der Welt, mit einer oder zwei Wochen Urlaub begnügen, wären die Lohnkosten noch ein Stück niedriger. Der Verzicht auf Steuereinnahmen wird nicht dazu führen, dass unsere Infrastruktur besser und das Sozialsystem gerechter wird. Ich bevorzuge dann doch lieber Platz 2 statt Platz 1. Ihr Joachim Kroll Chefredakteur DESIGN&ELEKTRONIK |