Die Fotos zeigen einen bärtigen Mann mit Mütze. Mal ist er im Profil zu sehen, mal von vorn. In allen Fällen sind sie offensichtlich heimlich gemacht worden, eins sogar von der anderen Straßenseite. Das Social-Media-Urteil ist bereits gefallen: Der Mann sei eine Gefahr für Kinder, ein sogenannter Mitschnacker, „ein Monster“, heißt es in Chat-Gruppen. Die Bilder und Posts gehen „viral“, werden rasend schnell verbreitet. Tausende sehen die Fotos und lesen die alarmierenden Texte. In Wirklichkeit hat der Obdachlose aus Schnelsen aber offenbar nichts Strafbares getan. Und ist nun doch im Netz gebrandmarkt. Viele Menschen verbreiten die Bilder vermutlich in dem Gefühl, etwas Gutes zu tun – und irren. Der Fall ist ein Beispiel dafür, wie schwer wir uns noch immer mit dem richtigen Gebrauch von „Social Media“ tun. Wie leicht wir uns treiben lassen zum schnellen Klick – und welche verheerenden Folgen der haben kann. Mein Kollege Daniel Gözübüyük hat recherchiert, was die Polizei Betroffenen rät. (M+) +++ „Stellt sich heraus, dass sich nichts herausstellt“, schallte es gestern über den Spielbudenplatz auf St. Pauli: Dort, wo früher einmal die Esso-Hochhäuser standen, klafft seit fast zehn Jahren eine riesige Baulücke – inzwischen schon überwuchert von Grün. Das „Paloma-Viertel“ wurde hier einst versprochen, doch der Investor scheint das Interesse verloren zu haben. Die ehemaligen Mieter, aber auch Geschäftsbetreiber vom Kiez sind stinksauer – und haben den Platz jetzt umbenannt. Würden sie trotzdem noch dorthin zurückkehren? Annalena Barnickel hat nach einer Champagner-Dusche nachgefragt. (M+) +++ Heftige Kritik an CDU-Chef Friedrich Merz: Für seine Aussage, dass Migranten sich in Deutschland „die Zähne neu machen” lassen würden und deswegen deutsche Bürger keine Termine bekämen, bekommt er viel Gegenwind. Aus der eigenen Partei hingegen war ziemlich wenig Kritik zu hören. Deutlich äußert sich jetzt ein junger Bezirkspolitiker aus Altona. Jonas Timm nennt Merz einen „Papagei der AfD“ (M+). Dass andere prominente CDU-Politiker wie Christoph Ploß Merz und seine rechtspopulistische Rhetorik hingegen verteidigen, ärgert unseren Gastkommentator Christoph Lütgert. +++ Der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne (85), wohnhaft in der Schweiz und nach Lidl-Gründer Dieter Schwarz der zweitreichste Deutsche, muss es wie eine schallende Ohrfeige empfunden haben. Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zur Bremer Zentrale von Kühne + Nagel (K+N) wurde jetzt ein Arisierungs-Mahnmal eingeweiht, das erste seiner Art in Deutschland. Der Standort ist kein Zufall. Die Initiatoren wollen, dass Passanten immer wieder aufs Neue an die unheilvolle Rolle erinnert werden, die unter anderem Klaus-Michael Kühnes Firma in der NS-Zeit spielte. +++ Comeback nach der Mini-Krise: Der HSV ist wieder Tabellenführer – nach einem hart umkämpften Sieg gegen Fortuna Düsseldorf. Ein wunderbares Wochenende, am besten mit der extradicken MOPO, wünscht Maik Koltermann chefredaktion@mopo.de |