Sehr geehrter Herr Do,
die Berliner Polizei veröffentlichte kürzlich einen Zeugenaufruf, der bundesweit auf große Resonanz stieß. Ob die gesuchten mutmaßlichen Straftäter inzwischen dingfest gemacht werden konnten, scheint dabei allerdings eher zweitrangig zu sein. Aufsehen erregte nämlich das sogenannte Wording der öffentlichen Fahndung. Worum geht’s? 

Im Juni des vergangenen Jahres soll ein Schläger-Trio einen Mann im U-Bahnhof Gesundbrunnen mit homophoben Äußerungen beleidigt, brutal attakiert und beraubt haben. Auf den veröffentlichten Bildern der Überwachungskamera eindeutig zu erkennen: drei junge Männer. Laut Fahndungsaufruf sucht die Polizei allerdings nach „männlich gelesenen“ Personen.
Mit diesen Fotos sucht die Berliner Polizei drei Schläger, die einen Mann im Juni 2023 brutal attackiert haben sollen
Credit: Polizei Berlin
What? 

Die Bezeichnung „männlich/weiblich gelesen“ findet immer dann Verwendung, wenn man darauf hinweisen will, dass es einen Unterschied geben kann zwischen äußerlichen Attributen und der Selbstwahrnehmung von Menschen. Es soll dadurch veranschaulicht werden, dass eine Person von ihrer Umwelt zwar als Mann wahrgenommen, also „gelesen“ werden kann, in Wahrheit aber einem anderen oder gar keinem Geschlecht angehört. Hinter dieser Sprachideologie steckt die Überzeugung, dass nicht das biologische Geschlecht maßgeblich ist, sondern – sagen wir mal – die Einstellung.

Auf Anfrage von t-online erklärte die Berliner Polizei, dass „ein sensibler Sprachgebrauch, der sich auch an den gesellschaftlichen Erwartungen an eine moderne und empathische Polizei orientiert“, zur täglichen Arbeit der Mitarbeiter gehöre. Zudem trage eine solche Verwendung zu einer „hohen Akzeptanz der polizeilichen Arbeit innerhalb der queeren Community“ bei.

Zu Recht darf man hier die Frage stellen, ob ein solcher Sprachgebrauch tatsächlich dazu dient, dass beispielsweise ein Fahndungsaufruf zu mehr Zeugenaussagen führt. Oder ob er nicht sogar das Gegenteil bewirkt, da die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung mit solchen zeitgeistig geprägten Wortkreationen wenig anfangen kann. Also sich erst gar nicht angesprochen fühlt. 

Dabei ist die Idee der sogenannten Woke-Bewegung doch genau die, dass sich ALLE angesprochen sehen. Sich niemand ausgegrenzt fühlt. Das aktuelle Polizei-Beispiel aus Berlin zeigt, dass gut gemeint oftmals das Gegenteil von gut ist. 
Mit einem sensiblen Sprachgebrauch will die Berliner Polizei nach eigener Angabe die Akzeptanz in der queeren Community steigern
Credit: Imago
Lassen wir dazu einfach mal Zahlen sprechen: Berlin ist eine weltoffene Stadt. Eine Millionenstadt. Die größte in der Europäischen Union. Mehr als 3,7 Millionen Menschen leben hier. In erster Linie deutsche Staatsbürger, aber auch Türken, Polen, Syrer, Russen, Libanesen und viele Staatsangehörige anderer Nationen. Und: Menschen, die sich als „divers“ bezeichnen. 137 um genau zu sein. Das sind 0,0037 Prozent der Gesamtbevölkerung Berlins. Also eine sehr, sehr, sehr kleine Minderheit. Wenn Sprache 99,99 Prozent der Adressaten ausschließt, kann Verständigung nicht gelingen.

Janna Ensthaler ist eine kluge, erfolgreiche Frau. 2021 gründete sie den Green Generation Fund, der Geld in Klimatechnologie und vegane Ernährung investiert. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist sie aber durch das TV-Format „Höhle der Löwen“, in dem Menschen mit außergewöhnlichen Start-Up-Ideen nach prominenten Investoren suchen. Janna Ensthaler ist eine der Fernseh-Jurorinnen und schwer genervt vom woken Zeitgeist. Mehr noch. Die 40-Jährige hält das Ende des „woken Irrwegs“ für erreicht, wie sie jetzt in einem pointierten Autorenbeitrag für das junge Wirtschaftsmagazin „Business Punk“ schreibt. Im Text, der auch im Netz bei Focus Online veröffentlicht wurde, zeichnet die Hamburger Investorin die Anfänge der Woke-Bewegung nach und erklärt, warum die weltweite Initiative „in ihrem Kern gut und mutig“ ist, da sie ursprünglich das Ziel hatte, „Unterschiede zwischen gesellschaftlichen Gruppen und darauf basierende Privilegien aufzuzeigen und anzuprangern“. Besonders sichtbar sei dabei der Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter. „Der große Irrweg war jedoch, dass aus dem Ziel der Gleichberechtigung irgendwann die Gleichmacherei wurde“, kritisiert die Star-Investorin.
Hält das Ende des „woken Irrwegs“ für erreicht: Unternehmerin und „Höhle der Löwen“-Investorin Janna Ensthaler
Credit: Instagram/@jannaensthaler
Unter dem Motto „Go woke – go broke” führt Ensthaler Beispiele an, die aufzeigen, dass woke Ideale zwar en vouge, aber keine Basis für erfolgreiche Geschäftsmodelle sind. Ob es sich um Neuverfilmungen von Disney-Klassikern handelt wie „Arielle die Meerjungfrau“, die in der aktuellen Kinoversion erstmals von einer schwarzen Schauspielerin verköpert wird, oder um Großkonzerne wie „Bud“ oder „Victoria’s Secret“, die ihre Werbe-Botschaften dem Zeitgeist angepasst haben und damit wirtschaftlich Schiffbruch erlitten.

Was aber kommt nach der Woke-Ära? „Gerade in der Geschlechterdebatte brauchen wir eine Rückkehr zum Pragmatismus“, fordert Janna Ensthaler in ihrem sehr lesenswerten Beitrag. „Den Gender Pay Gap zum Beispiel werden wir nicht durch elitäres Zwangsgleichgemache der elementaren Unterschiede in den Lebensrealitäten von Männern und Frauen schließen, egal wie viele Gendersternchen die mittlerweile 173 (!) Professor*innen für Genderforschung im Duden sehen wollen.“

Und auch zur Zukunft der männlichen Artgenossen äußert die Oxford-Absolventin einen Wunsch: „Und ich hoffe auch auf eine Zeit, in der Männer wieder Männer sein dürfen: Kraftvoll, beschützend, durchsetzungsstark, kämpferisch – und gleichzeitig respektvoll und gleichberechtigt gegenüber Frauen. Das sind unsere Traummänner. Nicht diese Lauch-Jungs, die schon nervös werden, wenn man sie nach dem Weg fragt.“

Nervös werden Sie, lieber Leser, sicher nicht so schnell. Und doch stellen wir Ihre Gelassenheit jetzt auf eine harte Probe. Erstmals zeigen wir Ihnen nämlich bisher unter Verschluss gehaltene PLAYBOY-Fotos von insgesamt 55 Traumfrauen. In der druckfrischen Special Edition PLAYBOY Unpublished werden Sie wirklich Erstaunliches entdecken – und zwar bis dato unveröffentlichte Bilder von Shootings aus den letzten 50 Jahren. Dafür haben wir tief in unserem Archiv gegraben. Freuen Sie sich auf einzigartige Bilderschätze von Cathy Hummels, Ronja Forcher, Janine Habeck, Sarah Harrison (vormals Nowak), Michelle oder Julia Römmelt. Prädikat: Top Secret! Die PLAYBOY-Sonderausgabe mit 100 opulenten Seiten ist ab morgen im ausgewählten Zeitschriftenhandel erhältlich – und ab sofort hier, bequem per Klick online bestellbar: shop.playboy.de
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Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit der PLAYBOY Special Edition und den folgenden Highlights der Woche.

Herzlichst, 

Ihr
Florian Boitin, Chefredakteur
boitin@playboy.de
 
 

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