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Liebe Leserinnen und Leser,
 

die Reaktion des Donald Trump unmittelbar nach dem Attentat auf ihn am Samstag hat ikonische Bilder erzeugt: Der von Agenten des Secret Service umgebene Donald Trump, über dessen rechte Gesichtshälfte sich Blutspuren ziehen, reckt die Faust in den strahlend blauen Himmel, hinter ihm eine übergroße amerikanische Fahne. So etwas wird seine Wirkung auf die durch Pathos und starke Bilder besonders ansprechende amerikanische Kollektivpsyche nicht verfehlen. Der Wahlsieg Trumps dürfte durch diese Demonstration vitalen Trotzes noch wahrscheinlicher werden. Zumal diese Bilder eben das ultimative Gegenteil der Tattrigkeit verkünden, die bei Amtsinhaber Joe Biden seit dem desaströsen TV-Duell nicht mehr medial und narrativ zu verstecken ist.

 

Nun lässt das Entsetzen den Ruf nach einer Überwindung der tiefen Spaltung der amerikanischen Bevölkerung laut werden – auch bei beiden Spitzenkandidaten, wie unser Autor Ronald D. Gerste aus den USA berichtet. Das kann jeder, dem am inneren Frieden in den USA und letztlich auch in anderen westlichen Staaten, Deutschland inklusive, gelegen ist, nur begrüßen.

 

Es ist das Entsetzen darüber, wie weit der Zerfall der politischen Kultur und des bürgerlich-demokratischen Friedens in den USA und anderen westlichen Staaten schon fortgeschritten ist. Dieser Verfall zeigt sich nicht nur in der Gewalttat selbst. Er zeigt sich auch in den öffentlichen Reaktionen. Sowohl in den unmittelbar nach der Tat aufgekommenen Unterstellungen vieler Trump-Anhänger, ein „tiefer Staat“ habe das Attentat zumindest geschehen lassen, wenn nicht gar betrieben. Einfach nur abstoßend und niederträchtig ist die Häme derjenigen, die sich ihre Enttäuschung über Trumps Weiterleben nicht verkneifen konnten. Die zeigte etwa der in Diensten von ZDF und ARD stehende Pseudo-Komiker und Influencer Sebastian Hotz („Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben“). Der inflationäre Faschismus-Vorwurf trägt, das wird hier deutlich, zur Entmenschlichung des politischen Gegners bei. 

 

Im Kampf gegen den Faschismus oder jedenfalls alle gerne in einen Topf geworfenen Übel unserer westlichen Vorfahren, wähnen sich vermutlich auch jene akademisch verbrämten Aktivisten, die an einer britischen Hochschule die Philosophie „dekolonialisieren“ wollen. In der Praxis nimmt das zwar realsatirische Dimensionen an. Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie springt dennoch auf den Zug auf und möchte den Kanon von weißen, männlichen Denkern säubern. Was sich als bloße Empfehlung tarnt, dürfte bald zur Waffe gegen Andersdenkende werden, schreiben Michael Esfeld, Dieter Schönecker und Carola Freiin von Villiez in einem Gastbeitrag.

 

Apropos Lächerlich. Nach dem verglichen mit den letzten beiden Weltmeisterschaften passablen (nach früheren Maßstäben höchst enttäuschenden) Abschneiden der Fußballnationalmannschaft hat Bundestrainer Nagelsmann versucht, diese zu einem gesellschaftspolitischen Zuversichtsbeispiel zu verklären. Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg findet das „verkrampft und lächerlich“.

 

 

Ihr Ferdinand Knauß, Redakteur

 
 
 
 
 
 
 
 
EM-Nachlese
 
Nagelsmann macht den Olaf Scholz
 
VON HUGO MÜLLER-VOGG
 
 
Die Europameisterschaft war ein Erfolg. Die Stimmung in den Stadien war heiter. Hingegen wirken Versuche, das alles gesellschaftspolitisch zu überhöhen, verkrampft und lächerlich. Der DFB und seine Führungskräfte täten gut daran, die Politik den Politikern zu überlassen.
 
 
 
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Postkolonialismus an Universitäten
 
Decolonising Philosophy: Ein Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit
 
GASTBEITRAG VON MICHAEL ESFELD, DIETER SCHÖNECKER UND CAROLA FREIIN VON VILLIEZ
 
 
Eine angesehene Londoner Hochschule will die Philosophie „dekolonisieren“. Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie springt auf den Zug auf und möchte den Kanon von weißen, männlichen Denkern säubern. Was sich als bloße Empfehlung tarnt, dürfte bald zur Waffe gegen Andersdenkende werden.
 
 
 
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Reaktionen auf Trump-Attentat
 
Wenn der „Faschist“ Trump „leider knapp verpasst“ wurde
 
VON FERDINAND KNAUSS
 
 
Das Attentat auf Donald Trump sowie auch die öffentlichen Reaktionen in den USA und hierzulande sind eine weitere Stufe des Verlusts an demokratischer Kultur. „Hass und Hetze“ beherrschen auch jene, die den Gegner zum Faschisten erklären.
 
 
 
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Attentat auf Donald Trump
 
Ein Game-Changer – und ein Hauch von Hoffnung
 
VON RONALD D. GERSTE
 
 
Das Entsetzen über das Attentat auf Donald Trump lässt Rufe nach einer Überwindung der tiefen Spaltung der amerikanischen Bevölkerung laut werden – auch bei beiden Spitzenkandidaten. Für die Demokraten dürfte der Zwischenfall das Dilemma ihres Wahlkampfs noch vergrößern.
 
 
 
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Die Zweistaatenlösung
 
Die doppelte Illusion
 
VON MAREIKE ENGHUSEN
 
 
Seit dem Gazakrieg pocht die Weltgemeinschaft mehr denn je auf eine Zweistaatenlösung als einzige Möglichkeit für Frieden im Nahen Osten. Aber nicht nur Israelis, sondern auch etliche Palästinenser halten das Projekt für wahnwitzig.
 
 
 
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Blick vom Dorf Weilbach
 
Bundesregierung legt ersten „Gleichwertigkeitsbericht“ vor
 
Eine vertane Chance
 
VON MATHIAS BRODKORB
 
 
Der erste Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung legt interessante Entwicklungen offen: Demnach ist die Ungleichheit in Deutschland zwar groß, wird aber kleiner. Doch trotz solcher Feststellungen wurde mit dem Bericht eine Chance vertan.
 
 
 
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Cicero im Juli
 
 
 
 
Karikatur
 
Neiddebatte im Keim ersticken!
 
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