| | | • Enttäuschungen in Serie: VW, Compugroup, Delivery Hero – Darum steigt der DAX trotzdem! |
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| | Enttäuschungen in Serie: VW, Compugroup, Delivery Hero – Darum steigt der DAX trotzdem! |
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| Liebe Leserinnen, liebe Leser, in der vergangenen Woche gab es – wieder einmal – viele negative News von deutschen AGs. Diese Reihen sich ein in die Serie der letzten Wochen. Hier meine Einschätzungen zu den betreffenden Aktien: VW-Aktie – Wie eine Herde träger Kühe... VW hatte am Dienstagabend überraschend mitgeteilt, dass 2024 statt 7,0 bis 7,5% nur noch 6,5 bis 7,0% vom Umsatz als operatives Ergebnis beim Konzern bleiben dürfte. Zusätzlich zu Rückstellungen für den Personalabbau bei der Kernmarke VW PKW von 0,9 Mrd. Euro, kommen neu weitere 1,7 Mrd. Euro (= 0,5% operative Marge = EBIT) für Abfindungen für 3.000 Beschäftigte und sonstige Kosten im Zusammenhang mit der Schließung des Audi-Werks in Brüssel. „Für das Gesamtjahr 2024 rechnen wir aufgrund des An- und Hochlaufs zahlreicher wichtiger Modelle im 2. Halbjahr weiter mit einem leichten Anstieg der weltweiten Auslieferungen gegenüber dem Vorjahr", sagte Vertriebschefin Hildegard Wortmann. Dieser vorsichtig positive Ausblick dürfte die Aktie gestern gestützt haben. Leicht grotesk: Die Analysten bleiben überwiegend bullisch, weil sie die Schließung des Werks gut finden. Analyst Michael Raab von Kepler Cheuvreux: „Damit bricht Volkswagen ein altes Tabu, dies komme einer veränderten Unternehmenskultur gleich. Aus unserer Sicht ist das eine gute Nachricht.“ Was wohl Elon Musk denken wird, wenn er so etwas liest? Wie um alles in der Welt kann es ein Tabu sein, ein Werk zu schließen? Der Volkswagen-Konzern lebt immer noch in der Vergangenheit, hat bei der Elektromobilität komplett den Anschluss verpasst und versucht jetzt verzweifelt durch den Einkauf von externem Know-how (Rivian, Xpeng) irgendwie konkurrenzfähig zu bleiben. Gestern folgte bereits die nächste Meldung dieser Art: „VW und ZF Friedrichshafen: 15.000 Arbeitsplätze auf der Kippe.“ Und der ID-Golf soll jetzt 2029 auf den Markt kommen – wegen Problemen mit der Software-Architektur. Eine Herde träger Kühe bewegt sich agiler... Dazu passt auch die frühere Meldung, dass ein VW-Elektroauto für 20.000 Euro jetzt angeblich 2027 auf den Markt kommen soll – nach mehreren Anläufen. Ärgerlich finde ich hier die Vorgeschichte: Eigentlich wollte man diesen 20.000 Euro-Stromer in Kooperation mit Renault bauen. Die Verhandlungen waren weit fortgeschritten, die Partner waren sich wohl relativ sicher, dass der Deal zustande kommt. Dann aber gab es offenbar – laut Manager Magazin – einen Einspruch durch Volkswagens Betriebsratschefin Daniela Cavallo (49), die sich „irritiert darüber“ gezeigt haben soll, dass Renault die komplette Produktion des Autos übernehmen sollte. Ohne die genauen Hintergründe zu kennen und mir ein Urteil über den konkreten Fall erlauben zu wollen, so wird hier doch wieder eines deutlich: Solange in Europa und auf Ebene einzelner Unternehmen immer noch das alte „Pfründe-Denken" vorherrscht und jeder sich übervorteilt vorkommt, wird das nichts mit einem starken Europa – und auch nicht mit einer starken europäischen E-Auto-Industrie. Renault betont nun – wohl leicht beleidigt – man sei nicht auf VW angewiesen und könne seinen E-Kleinwagen Twingo auch selber bauen. Man sei aber weiter offen für Partnerschaften, z.B. auch im Zuge der ohnehin bestehenden Partnerschaft mit Nissan und Mitsubishi. Beides – und das sei an dieser Stelle leicht süffisant angemerkt – natürlich keine Hersteller aus der EU. Meine Einschätzung: VW-Aktie meiden, Renault ebenso. |
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| | | Hinweis in eigener Sache: Am Sonntag (um 17:00 Uhr) wird auf meinem YouTube-„Aktien-Kanal" ein sehr ausführliches kritisches Gespräch mit Eric Nebe zum Thema „China-Aktien: Historische Chance oder Finger weg?“ erscheinen. Es geht um die Makrosituation, warum die Unternehmensgewinne, aber nicht die Gewinne pro Aktie steigen, um die übertriebene Sparneigung der Chinesen, um Taiwan, um KI in China und vieles spannende mehr... |
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| | Compugroup: Erneuter Schock Compugroup, der im SDAX notierte Spezialist für Arztpraxen-, Krankenhaus- und Apotheken-Software hat nun seine Aktionäre in 2024 schon das zweite Mal enttäuscht. Anfang des Jahres wurden die Langfristziele zusammengestrichen. Im 2. Quartal lief es nun aber so schlecht, dass auch die Prognosen für 2024 nochmal explizit nach unten korrigiert worden sind. Die organische Umsatzwachstumsprognose wird von +4% bis +6% auf -2% bis 0% nach unten korrigiert. Beim bereinigten EBITDA wird die Prognose von 270 Mio. EUR bis 310 Mio. EUR auf 220 Mio. EUR bis 250 Mio. EUR nach unten gesetzt. Das ist heftig. Die ersten Analystenabstufungen trudeln ein. Die Kursziele wurden heftig reduziert liegen aber immer noch bei 27 bis 31 Euro. Berenberg behält sogar das Kursziel von 57 Euro bei. Zum Vergleich: Der aktuelle Kurs liegt bei 15,50 Euro. Compugroup leidet darunter, dass sich wichtige Gesundheitsprojekte in Deutschland und Frankreich um ein Jahr oder länger verzögern. Die Heftigkeit mit der das Geschäft jetzt aber einbricht, könnte auch damit zu tun haben, dass größere Konkurrenten wie Dedalus aus Italien und die US-amerikanischer Cerner, die nun zum IT-Giganten Oracle gehören, Compugroup das Leben schwer machen. Allerdings hat Cerner auch eigene Probleme, wie man der Analysten-Konferenz von Oracle entnehmen konnte. Die Höhe der Verluste (-30%) könnte auch damit zu tun haben, dass man mit einem Leverage (Debt/EBITDA) von über 2,5 durch zahlreiche Übernahmen relativ hoch verschuldet ist. Der Markt fürchtet wohl eine Kapitalerhöhung. Auf dem aktuellen Niveau und mit einer Marktkapitalisierung von nur 800 Mio. Euro ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis für 2025 aber auf nur noch 0,6 bis 0,7 gefallen. Berenberg sagt zurecht, die Aktie würde wie ein schwacher IT-Dienstleister bewertet, obwohl man einen hohen (margenstarken) Software-Anteil hat. Meine Einschätzung: Kurzfristig dürfte die Enttäuschung und der Vertrauensverlust ins Management beim Aktienkurs nachwirken. Die Aktie ist unter das IPO-Preisniveau zurückgefallen. Die Dividende könnte gestrichen werden. Mittel- und langfristig ist die Aktie aber weiter aussichtsreich, weil man sich in einem sehr attraktiven Sektor mit hohen Eintrittsbarrieren bewegt. |
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| | Delivery Hero bricht ein – Was nun? Der Essenslieferdienst Delivery Hero, der Beteiligungen quer über den Globus verstreut besitzt, muss eine höhere Kartellstrafe als erwartet zahlen. Wegen Preisabsprachen, Abwerbeverboten, Gebietsaufteilungen und anderer Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht könnte das Unternehmen mehr als 400 Mio. Euro Strafe zahlen müssen, statt der bisher erwarteten knapp 200 Mio. Euro. Entsprechend müssen die Rückstellungen erhöht werden. Jefferies-Analyst Giles Thorne sieht die Hauptgefahr darin, dass es sich hier um eine Art Präzedenzfall handeln könnte und weitere derartige Urteile möglich sein könnten, behält die Aktie aber trotzdem mit einem Kursziel von 61,50 Euro auf "Kaufen". Daraus ergäbe sich in Relation zum aktuellen Kurs um 09:30 Uhr von 18,50 ein Kurspotenzial von über 230%. Meine Meinung: Delivery Hero bewegt sich in einem extrem wettbewerbsintensiven Umfeld, weil es schwierig ist, sich von der Konkurrenz zu differenzieren. Delivery Hero ist zudem von Beginn an eine Art "Copy Cat", typisch für Firmen, die Teil des "Samwer-Imperiums" sind. Heißt, es wurden nur bestehende Geschäftsmodelle kopiert, ohne eigene Innovationen. Bei Delivery Hero kommt hinzu, dass man viel zu schnell und ohne Rücksicht auf die Kosten expandiert hat. Wer trotzdem in diesen Bereich investieren möchte, findet meiner Meinung nach beim US-Marktführer Doordash (DASH) eine bessere Alternative. |
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| | Und warum steigt der DAX jetzt trotzdem? Zum XETRA-Schluss am Freitag geht es bis auf 18.748 Punkte nach oben und damit nahe ans Allzeit-Hoch von 18.893 Punkten heran. Der Grund ist simpel: Die Inflation ist im Juni in den USA stärker zurückgegangen als erwartet. Damit ist der Weg frei für die FED für die erste Zinssenkung im September. Das ist gut für die Aktien-Märkte insgesamt, weil sich die Refinanzierungskosten verringern – und hat auch Signalcharakter für Europa. Davon profitieren vor allem Firmen aus kapitalintensiven Branchen mit teilweise hoher Verschuldung, wie beispielsweise der Immobilien-Sektor oder der Maschinenbau oder auch Bauwerte – und davon gibt es im DAX reichlich. |
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