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ePredigt vom 01.09.2019 (Hiob 23)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 11. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 23. Kapitel des Buches Hiob. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Hiob antwortete und sprach: Auch heute lehnt sich meine Klage auf; seine Hand drückt schwer, dass ich seufzen muss. Ach, dass ich wüsste, wie ich ihn finden und zu seinem Thron kommen könnte ! So würde ich ihm das Recht darlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen und erfahren die Reden, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde. Würde er mit großer Macht mit mir rechten?
Nein, er selbst würde achthaben auf mich. Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten, und für immer würde ich entrinnen meinem Richter! Aber gehe ich nun vorwärts, so ist er nicht da; gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht. Ist er zur Linken, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht.
Er aber kennt meinen Weg gut. Er prüfe mich, so will ich erfunden werden wie das Gold! Denn ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und bewahrte seinen Weg und wich nicht ab und übertrat nicht das Gebot seiner Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir. Doch er ist der Eine - wer will ihm wehren?
Und er macht's, wie er will. Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn. Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm. Gott ist's, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich erschreckt hat; denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht, weil Dunkel mein Angesicht deckt.

Liebe Gemeinde,

ich glaube, es ist zum ersten Male, dass ich nicht nur über den vorliegenden Text predigen muss, sondern diesen Text in den Gesamtkontext des Buches Hiob setzen muss. Ansonsten wäre die Predigt sehr einseitig und das Ziel des Buches Hiob wäre verfehlt ausgelegt.

1. Hiob klagt an

Hiob klagt auch vor unserem Predigttext schon einige Male Gott an. Er hat doch alles richtig gemacht. Wenn seine Söhne gefeiert hatten, dann hat er schon mal vorsorglich ein Brandopfer für sie in Rauch aufgehen lassen, falls sie bei aller Feierei vielleicht doch gesündigt haben sollten.

Er war doch immer allen Mitmenschen in allen Lebenslagen ein guter Ratgeber. Niemals hat er den Armen vor seiner Türe stehen gelassen. Niemals hat er der Witwe seinen Beistand verweigert. Wenn wir es so wollen, dann war Hiob wohl ein Paradebeispiel für einen Christen.

Und dann nimmt ihm Gott, dem er stets und ständig gedient hat, nicht nur seine Kinder, nein er lässt es auch noch zu, dass Satan Hiob seine Gesundheit wegnimmt. Hauptsache gesund, das kennen wir ja !!!

Liebe Gemeinde, so denken wir vielleicht alle einmal in unserem Leben. Wir haben gebetet und gebetet und dann ist es doch passiert, dass Gott uns einen lieben Menschen genommen hat.

Wir sollen und müssen uns immer wieder einer Tatsache bewusst werden: Wir dürfen von Gott zwar alles erbitten; aber wir haben auf nichts einen Anspruch. Wir haben keinen Anspruch auf eine tollen Job. Wir haben keinen Anspruch auf eine Traumfamilie mit Traumhaus und Traumkindern. Und wir haben auch keinen Anspruch auf vollkommene Gesundheit bis wir 100 Jahre alt sind.

Gewiss, wir dürfen Gott um all dies bitten. Aber wenn er uns etwas verweigert, oder uns etwas wegnimmt, dann ist dies ein absolutes Recht von ihm. Natürlich lässt er uns in unserer Trauer, unserem Leid und unserer Unzufriedenheit nicht alleine. Er geht mit uns, salopp gesagt, durch dick und dünn.

2. Gott auf der Anklagebank

Wenn wir Hiob so hören, dann könnte man glatt den Eindruck gewinnen, dass Gott auf der Anklagebank sitzt und Hiob ihm all seine Verfehlungen vorhält. Eigentlich müsste Gott wie ein Häuflein Elend zusammengekauert auf der Anklagebank sitzen, nachdem, was er Hiob alles angetan hat.

Aber, liebe Gemeinde, das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir dereinst Gott gegenübertreten, dann werden wir nicht in der Lage sein, ihm mal so richtig die Meinung zu sagen und ihm vorzuhalten, wo er denn überall in unserem Leben versagt hat.

Nein, liebe Gemeinde, wenn wir vor Gott stehen, dann sitzen wir auf der Anklagebank und dann hält uns Gott vor, wo wir in unserem Leben versagt haben, wo wir uns gegen ihn versündigt haben und wo wir unsere Mitmenschen im Stich gelassen haben. Und dann sitzen wir wie ein Häuflein Elend auf der Anklagebank.

Und das ist eine Situation, die keinem von uns gefallen wird.

3. Gott redet

Am Ende des Buches Hiob wird dann doch noch alles gut. Gott spricht mit Hiob und Hiob sieht ein, dass Gott recht hat. Seine Freunde, die ihn mit klugen Ratschlägen zugetextet haben, bekommen ihre symbolische Strafe und alles endet für alle Beteiligten gut.

Das Bich Hiob, liebe Gemeinde weist im Kern ja schon auf Jesus hin.

Alle Menschen auf dieser Welt klagen Gott ihr Leid. Das ist auch gut und richtig so. Aber Gott für das Leid zur Verantwortung ziehen zu wollen, das ist sicherlich der falsche Weg. Wenn Gott mit Hiob redet, dann öffnet er ihm die Augen für seine Herrlichkeit und Allmacht aber auch zugleich für Hiobs Ohnmacht.

Und so ist es auch bei uns. Wir nörgeln, jammern und klagen solange, bis unser Herr auf einmal höchstpersönlich mit uns redet. Nicht wir finden Gott, sondern Gott findet uns. Und dann hält er uns unseren Spiegel vors Gesicht und wir dürfen erkennen, dass wir nichts anderes sind als arme Sünder, die den ewigen Tod verdient haben.

Aber wir haben eine Chance. Wir dürfen all unser sündiges Leben bereuen und all unsere Sünden und Missetaten zu Jesu Füße vor das Kreuz von Golgatha legen. Wenn wir dies tun und wie Hiob unsere Ohnmacht anerkennen und erkennen, dass allein ER uns unsere Sünden vergeben kann, dann sind wir auf dem Wege, der uns in Gottes Herrlichkeit führen wird.

Und wenn wir dann dereinst vor unserem Richter stehen werden, dann wird plötzlich einer neben uns stehen und Gott seine Wundmale zeigen und ihn höflich darauf hinweisen, dass ER, der am Kreuz gestorben ist bereits für all unsere Vertretungen bezahlt hat und Gott uns nichts mehr vorwerfen kann.

Und somit weist  uns Gott schon im Alten Testament auf seinen ewigen Erlösungsplan hin, den ER in Jesus erfüllt hat.

Wie Hiob vor diesem allmächtigen Gott in die Knie gegangen ist und sich ganz ihm übergeben hat, und wie auch wir Gott gegenübertreten sollen, das beschreibt auch der erste Vers des Liedes "Gott ist gegenwärtig..." (EG 165) des Liederdichters Gerhard Tersteegen, in welchen wir nunmehr zusammen einstimmen wollen:
Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten und in Ehrfucht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt, wer ihn nennt, schlag die Augen nieder;  kommt, ergebt euch wieder.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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