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ePredigt vom 01.10.2017 (Jesaja 58, 7-12)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Erntedanktag im Jahr 2017. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja, Kapitel 58, die Verse 7-12. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus ! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut ! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen:" Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne."

Liebe Gemeinde,

unsere Kirchen sind wieder einmal bunt geschmückt mit den Gaben der Äcker und der Felder, welche uns unser Herr auch in diesem Jahr wieder einmal so überreich beschert hat. Manchmal, so sehe ich es sehr oft, nehmen wir dies als nur allzu selbstverständlich hin. Denken wir einmal an einen Ort  4000 Km südlich von uns. Dort ist es eben gar nicht selbstverständlich, dass die dort lebenden Menschen jeden Tag genug Lebensmittel erhalten.

Grund genug, dass wir uns einmal mit dem inneren Inhalt des Erntedanktages und was dieser für uns bedeutet, auseinandersetzen.

1. Ernten

Die Früchte des Feldes, die Gott wachsen lässt, diese Früchte sollten wir auch nutzen. Das klingt auf den ersten blick doch selbstverständlich.

Wenn ich mir hingegen betrachte, wie viele Lebensmittel bei uns jährlich im Müll landen, dann kommen mir so meine Zweifel. Und wenn ich daran denke, dass sich in Spanien Menschen nur so zum Spaß mit Tomaten bewerfen, dann komme ich mit Fug und Recht zu dem Ergebnis, dass hier bei uns allen ein gehöriger Nachholbedarf besteht.

Aber es gibt noch andere Früchte im übertragenen Sinne, die Gott für uns wachsen lässt und die wir ernten sollen. Denken wir nur einmal an sich bietende Bildungschancen oder Chancen des beruflichen Aufstieges. Das haben wir uns auch nicht selber geschaffen, auch dies hat uns Gott bereitgestellt, damit wir es "ernten" sollen.

Auch Reichtum materieller Art, den Gott uns schenkt, sollen wir nutzen. Unter Christen gilt der materielle Reichtum ja schnell als verpönt. Ich bin aber der Meinung, dass Gott nur den unbotmäßigen Umgang mit Reichtum verdammt, nicht hingegen den verantwortungsvollen Umgang mit materiellen Gütern.

Ernten, liebe Gemeinde ist also immer eine aktive Tätigkeit, die auch unseren Einsatz erfordert. Wer ernten will, muss aufstehen und darf nicht zu Hause auf dem Sofa sitzenbleiben.

2. Danken

Wenn wir denn dann geerntet haben, dann dürfen wir Gott auch für all das danken, was er für uns bereitgehalten hat.

Das bezieht sich natürlich auf die Ernte und unser tägliches Brot, welches er uns bereitstellt. Aber es bezieht sich auch auf alle anderen materiellen und immateriellen Güter, die er für uns geschaffen hat.

In Württemberg gibt es noch den Ausbildungsberuf des Weinkellners. Wenn ein Jahrgang besonders gut gelungen war und ein süßer und leckerer Wein kredenzt werden konnte, dann sagt der Weinkellner sehr gern den Spruch: Der ist uns wirklich gut gelungen.

Haben wir hingegen einen etwas schlechteren Jahrgang vor uns, der auch noch säuerlich schmeckt, dann sagt der Weinkellner gern: Das hat der Herrgott so wachse lasse!!!

Und so sind wir Menschen leider auch all zu oft. Wenn etwas gut gelingt, dann klopfen wir uns gern selber auf die Schultern und loben und preisen uns lieber selber für das, was wir erreicht haben. Klappt etwas nicht, dann ist natürlich der Herrgott daran schuld.

Und hier sollten wir auch einmal ins Nachdenken kommen. Wir sollten auch für das vermeintlich nicht so Gute unserem Herrn Dank sagen. ER hat sich ganz bestimmt auch dabei etwas gedacht. Und wie oft ist aus dem vermeintlich nicht so Guten etwas ganz Tolles hervorgegangen. Denken Sie einmal rückwirkend über Geschehnisse und Ereignisse in Ihrem Leben nach, die anfangs gar nicht positiv ausschauten, sich aber im Lauf der Zeit sehr positiv entwickelt haben.

3. Teilen und Weitergeben

Liebe Gemeinde, der Erntedanktag soll uns nicht nur daran erinnern, wie gut es uns doch geht. Er soll uns auch daran erinnern, dass es überall unter uns Menschen gibt, denen es eben nicht so gut geht und denen es an all dem fehlt, was wir im Überfluss besitzen.

Und genau diesen Menschen sollen wir von dem, was wir im Überfluss haben auch entsprechend abgeben.

Und auch hierbei kommt es auf die Feinheiten an, die uns unser Bibeltext heute lehrt. Wir lernen nämlich genau, was es mit dem Abgeben auf sich hat.

"Brich dem Hungrigen dein Brot", das sollten wir hinbekommen. Während meines Studiums besuchte ich einen Studienkollegen, der gerade eine Mahlzeit zu sich nahm. Ich war etwas klamm und hatte Hunger, was dieser auch sogleich bemerkte. Kurzerhand gab er mir eine Gabel, dehte seinen Teller um und trat mir die Hälfte seiner Mahlzeit ab. Das bleibt mir ewig im Gedächtnis.

Den Nackten mit Kleidung zu versorgen dürfte uns auch nicht allzu schwer fallen. Das kriegen wir alle hin, wenn ich einmal nur an meinen übervollen Kleiderschrank denke.

Jetzt kommt aber der Knackpunkt des Teilens: "Die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus". Das wird schon ein wenig schwieriger.

Ein Pfarrer meiner Nachbargemeinde hatte in seinem Pfarrhaus stets ein Zimmer frei für Obdachlose und andere Menschen in Not. Dort konnte jeder Mensch in Not anklingeln, bekam ein Dach über dem Kopf, nahm an den Mahlzeiten teil und wurde auch noch, falls erforderlich von seiner eigenen Kleiderkammer eingekleidet.

Wer von uns ist heute denn dazu noch bereit ? Und dann muss ich mich ganz persönlich einmal fragen: Wer bin ich denn, der Ulli Naber, der sich Gottes Anordnung immer wieder mit teils fadenscheinigen Ausreden widersetzt. Denn eines ist klar, wenn Gott uns einen Auftrag ereilt, dann handelt es sich nicht um unverbindliche Vorschläge über die wir bei Gelegenheit ja mal nachdenken können. Wenn Gott uns eine  Auftrag erteilt, dann müssen wir diesen auch 1:1 in die Tat umsetzen.

Das Ganze endet auch mit einer ganz tollen Verheißung. "Und du wirst ein bewässerter Garten sein...", so lesen wir es am Ende unseres Predigttextes. Nun müssen wir uns einmal kurz zurückversetzen an den Ort an dem Gott Jesaja dies verheißen hat. Dort war Wasser ein wertvolles Gut und eben nicht überall an jedem Wasserhahn verfügbar.

Wasser ist seit jeher ein Elixier des Lebens. Ohne Wasser kein Leben. Wenn  wir das tun, was Gott uns aufträgt, dann versorgt er uns immer und überall in unserem Leben mit dem Elixier des Lebens, welches wir jeden Tag so dringend benötigen. Wir erhalten so viel, dass es nicht nur für uns reicht, sondern dass wir von diesem Elixier des Lebens umsonst an alle Menschen weitergeben können.

Im übertragenen Sinne ist natürlich der Herr Jesus Christus mit diesem Elixier des Lebens gemeint. Alle Menschen die ihn als Ihren Retter und Erlöser im Glauben annehmen, all diese Menschen versorgt er fortan in ihrem gesamten Leben mit allem, was sie benötigen und gibt allen, die ihm ihr Leben übergeben haben auch noch soviel, dass sie davon großzügig abgeben können.

Diese herrlichen Zeiten, die auf uns zukommen beschreibt der Liederdichter Cyriakus Günther sehr schön in dem ersten Vers seines Liedes: "O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit..." (EG 560), der da lautet, wie folgt:
O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit, die Jesus lebt ohn alles Leid !
Er ist erstanden von dem Tod, wir sind erlöst aus aller Not !
O herrlicher Tag, o fröhliche Zeit !

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Erntedanktag und einen fröhlichen und dankbaren Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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