ePredigt vom 03.03.2019 (Lukas 10 38-42) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Estomihi. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 10. Kapitel des Lukasevangeliums, die Verse 28-42. Lassen Sie uns diesen Text gemeinsam lesen: Maria und Marta
Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll ! Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist Not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. Liebe Gemeinde,
von zwei ungleichen Schwestern haben wir soeben gehört. So beim ersten Hinhören könnte man den Eindruck bekommen, dass die eine arbeitsam und strebsam ist, während die andere lieber die Gemütlichkeit zu Jesu Füßen genießt und andere für sich arbeiten lässt. Das wäre in der Tat ein wenig oberflächlich betrachtet. Etwas in die Tiefe gehend geht es eigentlich darum, wie die beiden Schwestern damit umgehen, dass Jesus zu ihnen kommt.
Und wenn wir noch etwas weiter denken, dann geht es auch darum wie wir damit umgehen, wenn Jesus in unser Leben eintritt. Und da sehen wir zwei verschiedene Wege
1. Marta
Marta rennt sofort los, um es dem Herrn so gemütlich, wie nur eben möglich zu machen. Gewiss, sie wird Jesus zwar noch so eben "Hallo" im Vorbeigehen zugerufen haben, ist aber dann bestimmt sofort in der Küche verschwunden. Wenn schon so hoher Besuch kommt, dann muss ja auch wirklich alles pikkobello sein.
Jesus erkennt diese Mühe an, als er zu Marta sagt, dass sie sich viel Mühe macht. Aber Jesus sagt Marta auch, dass sie sich viel zu viele Sorgen macht. Und diese machte sie sich sicherlich. Ist alles richtig, was ich mache. Hoffentlich begehe ich keinen Fehler. Wie stehe ich vor dem Herrn da, wenn etwas schiefgeht. Diese und andere Gedanken mögen sie wohl geplagt haben.
Geht es nicht vielen Christen heutzutage genau so, wie es Marta erging ? Kaum ist man bei Jesus angekommen, will man seinen Lebensstil und Lebensinhalt so gestalten, dass der Herr ja keinen Fehler findet. Und wenn doch, dann kommt bestimmt das große Donnerwetter und man fliegt ganz schnell wieder raus aus dem erlauchten Kreise.
Und so ackert man und ackert man und ackert man vor sich hin. Eine stille Zeit jagt die andere. Gebetszeiten werden peinlich genau eingehalten. In den Gemeinschaftsstunden darf man natürlich nicht fehlen und in den Gottesdiensten erst recht nicht. Und dann engagiert man sich auch noch ehrenamtlich in diversen Projekten.
Jesus sieht dies alles, was wir machen, aber er macht sich auch Sorgen um uns. Und wenn wir auf ihn hören, dann erfahren wir dies auch. Jesus will gar nicht, dass wir als 100%er Christen durch die Welt rennen und versuchen, ihm immer und überall alles recht zu machen.
Was will Jesus denn dann ? Da kommen wir noch zu. Schauen wir uns aber zuerst einmal die Maria an:
2. Maria
Maria macht erst mal gar nix. Man könnte es auch so sehen, dass sie sich einfach, faul, wie sie ist, zu Jesu Füßen legt und seinen Worten lauscht.
Da ist ja auch gar nichts gegen einzuwenden, aber gleichzeitig rackert sich ihre Schwester in der Küche ab und sie macht augenscheinlich gar nichts.
Und dann sagt Jesus auch noch, dass sie, die einfach nur so dasitzt, das gute Teil erwählt hat. Es fällt uns schon ein wenig schwer, dies anzunehmen. Das liegt aber auch daran, dass wir alle in einer Leistungsgesellschaft leben. Wer mehr leistet, der hat mehr und dessen Ansehen steht über dem, der weniger leistet. Und wer zu nichts mehr in der Lage ist, der steht ganz schnell außen vor.
Wenn Jesus nun sagt, dass Maria das gute Teil erwählt hat, dann sagt er damit auch, dass im Reiche Gottes eben andere Maßstäbe gelten als in der Welt.
Schauen wir uns nun noch das gute Teil etwas näher an.
3.. Das gute Teil
Wir müssen uns noch einmal kurz an Marta erinnern. Jesus hat nicht gesagt, dass Marta alles falsch und Maria alles richtig gemacht hat. Jesus sagt nur, dass die Reihenfolge stimmen muss.
Schauen wir uns einen neu bekehrten Christen an. Er brennt für Jesus und möchte am liebsten sofort lospreschen, um seinen Dienst zu versehen. Und hier sagt Jesus: "Stopp, mein Freund, erst kommt die Theorie und dann die Praxis."
Das macht ja auch Sinn. Denken wir nur einmal an die Fahrschule, die wir besucht haben. Wenn wir die Verkehrsregeln nicht kennen, dann macht der praktische Unterricht auch keinen Sinn. Irgendwann würden wir wahrscheinlich den Karren im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand fahren. Und das passiert uns in unserem Dienst für den Herrn auch wenn wir nicht auf Jesus hören.
Zunächst kommt also das Hören. In der Jüngerschule werden wir von Jesus auf unseren Dienst für ihn vorbereitet. Er gibt uns das notwendige Rüstzeug mit auf den Weg, damit wir draußen im Missionsfeld nicht jämmerlich scheitern. Wenn wir auf ihn hören, dann haben wir eben keine Sorgen und große Mühen.
Wenn wir vor unsere Tätigkeit auf sein Wort hören, dann versetzt und Jesus in die Lage, dass wir mit ihm zusammen fröhlich unseren Weg gehen können.
Jesus bewahrt uns also vor operativer Hektik und er nimmt us auch die Angst, etwas falsch machen zu können. Wenn wir auf ihn hören, dann dürfen wir erkennen, dass es im Reiche Gottes durchaus gestattet ist, Fehler zu machen und dass wir nicht sofort die Kündigung erhalten, wenn wir etwas vermasselt haben.
Wenn wir wirklich auf ihn hören, dann dürfen wir auch erkennen, dass ER stets bei uns ist und immer nur ein Gebet weit von uns entfernt auf unsere Hilferufe wartet. Wenn wir auf ihn hören, dann dürfen wir auch erkennen, dass gerade die nicht perfekten Dienste doch Dienste in seinem Sinne sind.
Wenn wir auf ihn hören dann dürfen wir auch erkennen, dass alle Verantwortung bei Ihm liegt und dass letztendlich ER es ist, der handelt. Wir sind lediglich seine Werkzeuge. Und daher ist es auch so wichtig erst zu hören und dann das Werkzeug zu benutzen.
Jünger, die dies nicht machen gleichen dem Mann, der mit einem Spaten versuchte den Garten zu bearbeiten, dies aber irgendwann total gefrustet aufgab, weil er den Spaten genau falsch herum eingesetzt hatte. Und genau davor will der Herr die Martas dieser Welt bewahren.
Erinnern wir uns noch einmal an die Leistungsgesellschaft in der wir leben. Da haben wir auch über diejenigen gesprochen, die nichts mehr leisten können und dadurch außen vor sind. Und genau zu diesen Menschen sagt Jesus: Komm her zu mir, ich freue mich, dass Du einfach da bist und auf mein Wort hörst. Im Reiche Gottes bleibt eben niemand außen vor, der hinein möchte.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den zweiten Vers des Liedes von Paul Gerhardt "Befiehl du deine Wege... (EG 361) einstimmen, der da lautet, wie folgt: Dem Herren musst du trauen, wenn dir's soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |