ePredigt vom 05.04.2020 (Markus 14, 3-9) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 6. Sonntag in der Passionszeit, dem Palmsonntag.
Bevor wir uns den Predigttext für den heutigen Sonntag anschauen, lassen Sie mich noch ein paar Sätze zu unserer derzeitigen Situation sagen:
Ja, die derzeitige Situation ist alles andere als rosig. Wir sind mittlerweile schon eine geraume Zeit ohne das öffentliche Leben unterwegs. Nutzen wir die Zeit doch einmal mehr, um uns wieder in Ruhe dem Worte Gottes zu widmen.
Dies tat besonders in Krisenzeiten auch der allseits bekannte Theologe Dietrich Bonhoeffer. Von ihm stammt auch das folgende Zitat:
"Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will."
Denken wir einmal an die Zeit nach diesem Zitat zurück. Der Krieg war beendet. Es ging wieder aufwärts. Das Wirtschaftswunder nahm seinen Lauf.
Darum wollen wir auch in der derzeitigen Zeit nicht den Mut sinken lassen. Vertrauen wir doch wieder dem, der Himmel und Erde gemacht hat. Und DER wird auch mit einem Coronavirus fertig. Und nunmehr lassen Sie uns unserem Predigttext zuwenden.
Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 14. Kapitel des Markusevangeliums, die Verse 3-9. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Die Salbung in Betanien
Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls ? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden ! Was betrübt ihr sie ? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat. Liebe Gemeinde,
von einer Frau, die in unserem Predigttext nicht einmal namentlich genannt wird, erfahren wir alles über die Liebe. Lassen Sie uns einmal gemeinsam darüber nachdenken, was diese Frau getan hat, was Jesus für uns getan hat und was wir für Jesus aus Liebe zu ihm tun können.
1. Wahre Liebe
Auf Autos prangt oftmals ein Sticker auf welchem das Logo eines Sportvereins zu sehen ist und darunter stehen dann die Worte "Wahre Liebe".
Was Fans auch sonst noch alles für ihren Verein unternehmen ist sehr werthaltig. Für ihre wahre Liebe geben sie eine ganze Menge Geld aus und verbringen sehr viel Zeit mit dieser Liebe.
Und mit der Frau aus unserem Predigttext haben wir es mit einem Superfan von Jesus zu tun. Wenn wir uns an die Arbeiter im Weinberg erinnern, dann bekam jeder der Arbeiter für seine Arbeit einen Silbergroschen, was zu damaliger Zeit ein durchaus üblicher Tageslohn war.
Und diese Frau salbt Jesus mit einem Öl, welches so viel wert war, wie ein ganzer Jahresverdienst. Sie liebt Jesus so sehr, dass Geld überhaupt keine Rolle mehr spielt. Das ist wohl wahre Liebe, die sich mit allem, was man hat auf den geliebten Menschen konzentriert und für ihn alles hergibt, was einem selber wichtig ist.
Wahre Liebe zeigt sich aber immer auch in ganz konkreten Handlungen an dem geliebten Menschen. Geld und gute Werke gehören in der Liebe offensichtlich unzertrennbar zusammen.
2. Jesu Liebe zu uns
Die Frau aus unserem Predigttext hat Jesus für seinen Tod gesalbt. Vermutlich hatte sie eine Ahnung davon, was dieser Jesus für uns alle durchleiden würde.
Schauen wir uns dies noch einmal zusammen an.
Jesus bekam folgenden Auftrag von Gott:
Geh in diese sündige Welt hinaus Bezeuge den Menschen wer du bist und offenbare dich ihnen Bezahle für die Sünden aller Menschen mit deinem Blut
Nur durch diesen Gang Jesu in seinen eigenen Tod als Bezahlung für die Sünden aller Menschen zu allen Zeiten haben wir wieder den direkten Zugang zu Gott. Übertragen gesprochen hat Jesus mit seiner Erlösungstat die Türe zum Vaterhaus wieder sperrangelweit aufgerissen.
Jeder, der dies im Glauben annimmt kann wieder durch diese Tür hindurch zum Vater gelangen.
3. Unsere Liebe zu Jesus
Diese Liebe, die Jesus zu uns hat, die können wir gar nicht adäquat erwidern. Müssten wir dieser Liebe etwas Gleichartiges entgegensetzen, wären wir ganz arm dran. Das könnten wir nämlich nicht. Aber wie zeigen wir denn unserem Herrn unsere Liebe zu ihm?
Nun zunächst einmal indem wir demjenigen, der uns erlöst hat, unser gesamtes Leben anvertrauen. Wer dies alles für uns getan hat, also sein Leben für uns gelassen hat, der kann es doch nur gut mit uns meinen. Wer für mich sein Leben hergegeben hat, dem kann ich mich bedenkenlos in seine liebenden Arme werfen und alles andere über Bord werfen.
Wenn ich mich in seine Arme werfe, dann werde ich nicht nur von ihm getragen, sondern er nimmt mich an seine Hand und führt mich durch seine Jüngerschule hindurch mein ganzes Leben lang.
Natürlich soll ich mich darüber freuen, dass ich erlöst wurde. Aber ich darf auch Jesu Liebe, die er mir entgegengebracht hat ganz konkret an meine Mitmenschen weitergeben.
Jesus wird auch ganz konkret, was die Weitergabe dieser Liebe angeht, wenn er sagt: "Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun..."
So, dann setzen wir diesmal in die Tat um:
Arme Menschen umgeben uns mehr denn je. Wenn wir offenen Auges durch die Welt gehen, dann werden wir immer wieder auf Menschen treffen, denen es an allem mangelt, von dem wir zu viel haben.
Fremde haben wir rings um uns her. Geben wir ihnen doch in unserem Land eine Heimat, die sie die Schrecken des Krieges und der Flucht vergessen lässt.
Alte und einsame Menschen haben wir mehr als je zuvor unter uns. Opfern wir doch einmal nicht nur Geld, sondern auch unsere Zeit um uns dieser Menschen anzunehmen.
Wenn wir dies tun, dann zeigen wir mit Rat und Tat, dass wir auf dem Weg sind, seine Jünger zu werden. Dass da auch mal so einiges nicht so ganz rund läuft, das weiß auch unser Herr. Daher ist er ja bei uns alle Tage bis an der Welt Ende um uns in allen Dingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Dies drückt der Liederdichter Jochen Klepper sehr schön in dem 5. Vers seines Liedes "Gott wohnt in einem Lichte..." (EG 379) aus, der da lautet, wie folgt: Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein, darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein. Den keiner je gesehen noch künftig sehen kann, will dir zur Seite gehen und führt dich himmelan. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und ich freue mich auf ein Wiedersehen am nächsten Donnerstag, dem Gründonnerstag.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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