ePredigt vom 05.05.2019 (Johannes 10, 11-16) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag nach Ostern. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Evangelisten Johannes im 10. Kapitel, die Verse 11-16. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie - , denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Liebe Gemeinde, gerade haben wir wieder eines der „Ich bin Worte unseres Herrn“ gehört. Heute geht es um den guten Hirten. Aber es geht auch um den Mietling, also, wenn wir so wollen, den Wolf im Schafspelz. Unser Aufgabe ist es, Augen und Ohren aufzuhalten, damit wir den falschen Hirten nicht auf den Leim gehen und dem wahren guten Hirten folgen können. Lassen Sie uns heute morgen einmal gemeinsam darüber nachdenken, wir wir dies schaffen können. 1. Gottes Wort Täglich Gottes Wort zu lesen, das ist heute eher die Ausnahme denn die Regel. Ich komme aus einem Elternhaus, das in unserer heutigen Gesellschaft als Mehrgenerationenhaus bezeichnet wird. Der Großvater hielt die Morgenandacht und wir Kinder waren dazu "verdonnert" ruhig zu sein und den Worten des Großvaters andächtig zuzuhören. Oder zumindest so zu tun, als ob. Auch wenn dies vielleicht blöd klingt, aber so bin ich an das Wort Gottes herangeführt worden. Was anfangs eher eine lästige Pflicht war, das wurde nach und nach eine liebe Gewohnheit, die ich nicht mehr missen wollte. Wenn wir dem guten Hirten folgen wollen, dann ist es sehr wichtig, dass wir uns auch mit dem beschäftigen, was uns der gute Hirte zu sagen hat. Und was wir tun sollen, das erfahren wir unter anderem im Neuen Testament. Wenn wir auf die Schnelle ganz konkrete Handlungsanweisungen lesen wollen, dann empfehle ich uns die Bergpredigt und den Jakobusbrief. Wenn man dies alleine macht, dann kommen irgendwann Verständnisprobleme auf einen zu. Oder aber man beginnt zu zweifeln. Das sind Sperrfeuer der falschen Hirten, die wir meist nicht so ohne weiteres erkennen können. Dann ist es wichtig, dass wir uns in die Gemeinschaft der Christen begeben. Schon zwei oder drei reichen aus. Denn der Herr Jesus Christus hat uns zugesagt, dass er mitten unter uns ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. In der Gemeinschaft lassen sich Zweifel und Verständnisprobleme leichter lösen, als wenn man mit diesen alleine gelassen wird. Zudem ist die Gemeinschaft ein Bollwerk gegen den Teufel. Der einzelne Christ ist häufig ein leichtes Opfer des Teufels, ein Christ in einer Gemeinschaft hingegen eher nicht. In der Gemeinschaft finden wir auch die Kraft der weiteren Nachfolge, nennen wir sie doch einfach die Tankstelle des Glaubens. Und in der Gemeinschaft werden falsche "gute" Hirten schneller aufgedeckt, als dies der einzelne Christ erkennen könnte. 2. Das Gebet Was ist das Geheimnis einer guten Ehe oder Lebenspartnerschaft? Ich glaube, es liegt darin, dass die Partner immer wieder miteinander reden. Und so ist es auch hinsichtlich unserer Beziehung zu unserem Herrn. Das Gebet ist ja nichts anderes als unser Reden mit Gott. Und da kommt es schnell zu Missverständnissen. Stellen wir uns einmal vor, wir reden mit unserem Partner, texten diesen zu und beenden dieses Gespräch mit einem Dank für die gute und fruchtbare Unterhaltung. Es wird sicherlich nicht lange dauern bis der Partner an dieser Art der Konversation kein Interesse mehr hat. Machen wir das mit Gott nicht genau so ? Wir beten unsere Litanei herunter und beschließen unser Gebet mit einem Amen und wundern uns vielleicht auch noch darüber, dass unser Gebetsleben so fruchtlos verläuft. Liebe Gemeinde, unser Reden mit Gott ist ja nicht mit unserem Amen beendet. Nach allem, was wir Gott im Gebet überantwortet haben, müssen wir ihm auch die Gelegenheit geben, uns zu antworten. Deshalb ist es ja auch so wichtig, nach dem Gebet nicht sofort wieder zur Tagesordnung überzugehen, sondern in der Stille zu verweilen um auf Gottes Antwort zu warten. Natürlich kommt die Antwort nicht immer sofort. Aber wir sollten auch nach unserem Gebet die Antenne auf Empfang gestellt sein lassen. Wenn wir dies 24 Stunden am Tag tun, dann werden wir auch die Antworten Gottes verstehen können. Unser ganzes Leben soll ja eine ständige Verbindung zu dem guten Hirten sein. 3. Nachfolge Wenn wir dies tun, liebe Gemeinde,wenn wir also ständig an dem guten Hirten dranbleiben, dann werden wir das erleben, was auch schon der König David erfahren durfte. Diese Erfahrungen hat er in dem wohl bekanntesten Psalm niedergeschrieben. Es handelt sich um Psalm 23. Lassen Sie uns diesen Psalm gemeinsam betrachten: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischem Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen ein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar. Das alles dürfen wir erfahren und erleben, wenn wir ganz dicht dranbleiben an diesem guten Hirten. Mehr kann, möchte und will ich an dieser Stelle auch nicht sagen. Lassen wir doch diesen Psalm jeden Tag lesen, ihn auswendig lernen und ihn einen guten Begleiter in unserem Leben sein. So lassen Sie uns mit diesen Erfahrungen Davids in die neue Woche gehen. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinam in den ersten Vers des Liedes "Großer Gott, wir loben dich.... (EG 331) von Ignaz Franz einstimmen, der da lautet, wie folgt: Großer Gott, wir loben dich; Herr, wir preisen deine Stärke. Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke. Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und eine schöne Woche unter der Führung des guten Hirten. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |