Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 10. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja im 62. Kapitel, die Verse 6-12. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Die ihr den Herrn erinnern sollt, ohne euch Ruhe zu gönnen, lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichte und es setzt zum Lobpreis auf Erden! Der Herr hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, die Fremden trinken lassen, sondern die es einsammeln, sollen's auch essen und den Herrn rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums. Gehet hin, gehet ein durch die Tore! Bereitet dem Volk den Weg! Machet Bahn, machet Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der Herr lässt es hören bis an die Enden der Erde. Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her! Man wird sie nennen "Heiliges Volk", "Erlöste des Herrn", und dich wird man nennen "Gesuchte" und "Nicht mehr verlassene Stadt".
Liebe Gemeinde,
unser heutiger Predigttext spielt in einer Zeit, wo die Babylonische Gefangenschaft ein Ende hatte und Gott einen Neuanfang mit seinem Volk "wagen" wollte. Für diesen Neuanfang gab er seinem Volk durch den Propheten Jesaja Leitlinien an die Hand, damit ein solcher Neuanfang auch erfolgreich verlaufen konnte.
Diese Leitlinien haben übrigens bis zum heutigen Tage nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Grund genug also, dass wir uns diese Leitlinien heute Morgen einmal ein wenig genauer anschauen.
1. Gehet ein durch die Tore
Wenn wir uns etwas sehr wünschen dann sagen wir doch oftmals: " Ach wenn sich doch diese Tür für uns öffnen würde..."
Wenn Gott einen Neuanfang mit einem Menschen macht, dann hat er diese Tür bereits von sich aus aufgetan. Das einzige, was wir tun müssen ist, durch diese Türe hindurchmarschieren.
Dadurch, dass unser Herr Jesus Christus durch seinen stellvertretenden Opfertod für all unsere Sünden bezahlt hat, wurde der Grundstein für diese offene Türe gelegt, durch die wir wieder freien Zugang zu unserem himmlischen Vater haben.
Wir leben ja nun mal in einer Leistungsgesellschaft, wo alle seinen Preis hat und wo man für alles bezahlen muss. Nichts wird einem bekanntermaßen geschenkt. Dies übertragen wir gern auf unsere Beziehung zu und mit Gott. Und genau davon müssen wir uns verabschieden. Gott hat alles für uns notwendige getan, sodass wir nur noch seiner Aufforderung: "Gehet ein durch die Tore" folgen müssen, um wieder bei ihm zu sein.
Hören wir doch bitte nicht mehr auf spirituelle Lehrer, die uns vom Gegenteil überzeugen wollen. Wenn wir durch diese Türe gehen, dann müssen wir nichts mitbringen und es wird uns auch niemand wieder von dort hinauswerfen. Wer das lehrt, der erzählt kompletten Blödsinn.
2. Bereitet dem Volk den Weg
Kennen Sie einen Trampelpfad. Diesen finden wir oftmals abseits von normalen Wegen, wenn viele Menschen abseits von Wanderwegen eigene Pfade treten. Nach und nach wird dadurch ein Weg, den andere Menschen klar erkennen können und ihm vielleicht auch folgen mögen.
So sollen wir auch Trampelpfadbereiter für unsere Mitmenschen sein. Gott möchte natürlich, dass wir den Heimweg in die himmlische Heimat antreten. Aber Gott möchte auch, dass kein Mensch, der auf Erden lebt verloren geht.
So wie Gott uns seinen Trampelpfad gezeigt hat, so sollen wir auch unseren Mitmenschen diesen Weg zu Gott zeigen. Wohlgemerkt, wir sollen sie auf diesen Weg hinweisen, aber nicht gewaltsam auf diesen Pfad ziehen.
Wie macht man das am besten? Ganz einfach, indem wir vorleben, was wir sagen. Machen wir doch unsere Mitmenschen ganz einfach neugierig auf diesen Trampelpfad n den Himmel, indem wir z.B. mal eben ganz anders reagieren, als dies die Welt von uns erwartet. Schlagen wir doch einmal nicht zurück, wenn wir angegriffen werden. Bleiben wir doch mal freundlich, auch wenn wir zu Unrecht beleidigt worden sind. Und helfen wir doch ganz einfach den Menschen, denen ansonsten niemand mehr zur Seite steht.
3. Räumt die Steine weg
Ich war mal bei einer Bergwanderung in Österreich, als ich von Ferne sah, wie sich eine Steinlawine löste. Was ich nicht wusste war der Umstand, dass diese Lawine unseren Rückweg blockierte. So einfach, wie der Aufstieg war, so schwierig gestaltete sich dadurch der Abstieg, da wir über Felsbrocken Geröll und andere Hindernisse klettern mussten, um ins Tal zu gelangen.
Dies kann auch bei dem Trampelpfad zu Gott geschehen, wenn wir diesen einschlagen. Natürlich sind es keine echten Steine, die unseren Weg zu Gott behindern, es sind vielmehr Herzenssteine, die unser Fortkommen in Richtung himmlischer Heimat erschweren.
Da ist zunächst der eigene Stolz. Wir sind ja so richtig stolz darauf, was wir nicht schon alles erreicht haben. Eine tolle Schulausbildung gefolgt von einer Bilderbuchkarriere und einer Traumfamilie. Was sind wir doch für tolle Kerle und natürlich auch Mädels.
Und dabei vergessen wir oftmals, wem wir es denn letztendlich zu verdanken haben, dass wir das sind und haben was wir jetzt sind. Besinnen wir uns doch wieder auf den Herrn, der uns diese alles geschenkt hat und danken ihm mal wieder dafür. Umso einfacher wird der Trampelpfad in die Heimat sein, wenn sich nichts mehr um uns selbst, sondern um unseren Herrn dreht.
Und dann ist da noch der Herzensstein Egoismus. Hauptdache mit geht es gut. Hauptsache ich habe von allem genug. Soll der andere doch sehen, wo er bleibt. Er hat ja auch seine Chance gehabt. Und auf einmal wird er wieder sehr schwer der Trampelpfad in den Himmel. Helfen wir doch den Menschen, die es eben nicht so gut haben wie wir. Greifen wir diesen Menschen doch unter die Arme und gehen mit diesen gemeinsam den Trampelpfad in den Himmel hinein. Wir werden eines feststellen; nämlich das der Weg dann wesentlich leichter zu gehen ist.
4. Richtet ein Zeichen auf
Auch wenn wir heute alle Navis haben, so stehen sich doch immer noch an allen wichtigen Kreuzungen; nämlich unsere bekannten Wegweiser.
Und solche Wegweiser sollen wir für unsere Mitmenschen aufrichten, dass sie auch auf dem rechten Weg zu Gott hin bleiben. Das eine ist, den rechten Weg einzuschlagen, das andere aber ist, auf dem rechten Weg zu bleiben.
Offen sichtbare Zeichen sind dafür unsere Kirchen und Kreuze, Pilgerstätten und andere christlich sichtbare Symbole. Andere Wegweiser finden wir in Gottes Wort. Dort zeigt uns Gott auf mannigfache Art und Weise, wie wir auf dem Trampelpfad es Himmels bleiben und sicher in der Ewigkeit ankommen.
Wenn Sie mit einem jungen Christen sprechen, und dieser ein paar biblische Wegweiser haben möchte, dann sagen Sie ihm einfach folgende drei Bibelstellen: Die Zehn Gebote, die Bergpredigt und den Jakobusbrief. Wenn er diese drei Stellen aufmerksam liest, dann hat er die Wanderkarte in der Hand, die ihm den rechten Weg in die Ewigkeit aufzeigt.
Es schadet übrigens nicht, wenn wir alle, die wir schon so lange mit Gott unterwegs sind, von Zeit zu Zeit auch wieder einmal in diese Bibelstellen schauen.
Lassen Sie uns zum Abschluss gemeinsam einstimmen in den zweiten Vers des Liedes "Befiehl du deine Wege..." (EG 361) des Liederdichters Paul Gerhardt, der da lautet, wie folgt:
Dem Herren muss du trauen, wenn dir's soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.
Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber