| ePredigt vom 06.10.2019 (Jesaja 58, 7-12) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Erntedankfest des Jahres 2019. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja, Kapitel 58, die Verse 7-12. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit den Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: " Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne." Liebe Gemeinde, Erntedanktag ist heute schon ein Tag wie jeder andere geworden. In den Supermärkten gibt es all das, was auf unserem Altar liegt ja das ganze Jahr über. Und wenn es im Supermarkt doch alles gibt, wozu noch ein Dankestag ? So, liebe Gemeinde, denkt die Mehrheit unserer Bevölkerung. Und da wollen wir einmal gemeinsam überlegen, ob wir nicht vielleicht doch falsch liegen. 1. Nach oben Unser Dank richtet sich nach oben, hin zu unserem Herrn. Unser Dank richtet sich eben nicht an REWE, Edeka und den Aldimarkt. Das, was wir auf dem Altar sehen, all dies hat unser Herrgott wachsen lassen. Wir dürfen uns diesbezüglich ruhig einmal an die Sintflut zurückerinnern. Nach der Sintflut gab Gott Noah folgende Zusage: "Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." (1. Mose 8,22). Ich habe mir von einem Biologen sagen lassen, dass diese Gegebenheiten absolut notwendig sind, dass überhaupt etwas wächst auf Erden. Auch wenn Gottes Zusage gilt, solange die Erde steht, auch und gerade dann dürfen wir ihm allezeit Dank sagen, für das, was er für uns wachsen und gedeihen lässt. Wir haben es nämlich überhaupt nicht in der Hand, was da wächst und gedeiht. Die Gage (Winzer in Baden-Württemberg) sagen gern, wenn es ein besonders gutes Weinjahr gab "Der ist uns gut gelungen". Bei einem weniger guten Jahrgang sagen sie gern: Den hat halt der Herrgott so wachse lasse". Also immer, wenn’s schiefläuft ist Gott dran schuld; bei allem was gut gelingt ist es unser alleiniger Verdienst. Aber sind wir nicht alle in bisschen so, wie die Gage? Danken wir Gott überhaupt noch dafür, dass er uns so manche Dinge so gut gelingen lässt? Lassen Sie uns immer wieder an die Zusage Gottes erinnern, die wir soeben besprochen haben. Nur so ganz nebenbei bemerkt: Die Zusage gilt auch trotz oder gerade wegen der Hysterie was die Klimakatastrophe anbelangt. Danken wir Gott einfach für seine Zusage und warten ab, was geschieht. 2. Die Folgen des Dankens Danken, liebe Gemeinde, soll uns auch zum Denken hinführen. Wir danken Gott für alle guten Gaben und sollen auch einmal darüber nachdenken, ob es den Menschen um uns herum genauso gut geht, wie uns. Wenn wir in unserem Predigttext lesen "Brich dem Hungrigen dein Brot...", dann ist dies unsere Aufgabe, ja, auch heute noch. Jesaja beschreibt die drei wichtigsten Grundbedürfnisse des Lebens mit den Worten: Brot, Kleidung und Obdach. Aus unserem Dank, nicht nur am Erntedanktag, erwächst auch eine Aufgabe, wenn nicht sogar eine göttliche Verpflichtung dahingehend, dass wir dafür zu sorgen haben, dass jeder Mensch genügend Nahrung, vernünftige Kleidung und ein Dach über dem Kopf hat. Christenleben hört eben nicht damit auf, dass wir uns bei Gott bedanken für das, was er uns schenkt. Wahres Christenleben sorgt dafür, dass der Nächste auch Grund zum Danken hat. Wir alle können uns mit Herzen, Mund und Händen und eventuell mit dem, was uns an Geld übrigbleibt für die Menschen einsetzen, denen es eben nicht so gut geht wie uns. Ich bin kein Phantast und kein Träumer, aber wenn Gott uns diese Aufgabe überträgt, sollten wir sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch werden wir nicht alle Missstände von heute auf morgen beseitigen können, aber wir können jeden Tag einen richtigen Schritt in die richtige Richtung gehen. 3. Die Folgen des Handelns Unsere Aufgabe, die gewiss nicht einfach ist, wird begleitet von einer wunderbaren Verheißung, die uns Jesaja mit auf den Weg gibt. Wenn wir unseren Teil erfüllen, dann wird uns der Herr führen und geleitet unser ganzes Leben lang. Er wird uns immer sättigen, wenn es auch mal eng werden könnte. Wir werden sein wie eine Wasserquelle, der es niemals an Wasser fehlen wird. Das klingt jetzt ein wenig träumerisch. Aber setzen wir es mal konkret in die Tat um. Jesus hat seinen Jüngern versprochen, dass er bei Ihren sein wird, alle Tage bis an der Welt Ende. Wohlgemerkt, das hat er seinen Nachfolgern versprochen und nicht denen, die nichts mit ihm zu tun haben wollen. Das heißt ja im Umkehrschluss nichts anderes, als dass unser Herr heute noch lebt und sich auch heute noch um einen jeden seiner Nachfolger persönlich kümmert. Ja, liebe Gemeinde, das tut er auch heute noch. Ich habe noch keinen Jesusjünger getroffen, der dies nicht bestätigen konnte. Was für einen wunderbaren Herren haben wir doch an unserer Seite. Und genau dies lassen Sie uns allen Menschen weitersagen, die diesen unseren Herren noch nicht kennen. Wir haben gesehen, dass alles, was wir haben ein Geschenk unseres Herren an uns ist. Wir haben erfahren, dass wir unseren Dank auch als Aufgabe betrachten sollen, auch anderen Menschen zu helfen. Und wir haben gehört, was unser Herr alles für uns tut. Darum lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes in den ersten Vers des Liedes "Lass mich, o Herr, in allen Dingen... " (EG 414) des Liederdichters Georg Joachim Zollikofer einstimmen, der da lautet, wie folgt: Lass mich, o Herr, in allen Dingen auf deinen Willen sehn und dir mich weihn; gib selbst das Wollen und Vollbringen und lass mein Herz dir ganz geheiligt sein. Nimm meinen Leib und Geist zum Opfer hin; dein, Herr, ist alles, was ich hab und bin. Der Herr segne Dicht und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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