ePredigt
Wird die ePredigt nicht richtig darstellt?
Klicken Sie hier für die Ansicht im Webbrowser.

ePredigt vom 06.12.2020 (Jakobus 5, 7-8)

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag im Advent. Den Predigttext für den heutigen Adventssonntag finden wir im Jakobusbrief, Kapitel 5, die Verse 7-8. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Mahnung zur Geduld

So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.

Liebe Gemeinde,

der Jakobusbrief wird von vielen Auslegern auch gern als das "praktische Evangelium" bezeichnet. Während wir im Römerbrief eine Vielzahl theologischer Abhandlungen über Erlösung und Gnade für den Einzelnen lernen, geht Jakobus direkt in die Praxis der Nachfolge hinein.

Jakobus war ja in Alexandrien gewesen und hatte gesehen, dass von der frohen Botschaft nicht mehr viel übrig geblieben war. Das ursprüngliche soziale Gemeinwesen war auseinandergebrochen. Die Schere zwischen arm und reich war immer größer geworden. Die Armen blieben sich selbst überlassen, wohingegen die Reichen immer reicher wurden. Und so gab Jakobus in seinem Brief ganz konkrete Anweisungen an die Gemeinde, wie denn ein praktisches Christentum aussehen sollte.

Nachdem er die Gemeinde ganz konkret belehrt hatte, mahnt er sie am Ende zur Geduld. Nicht zum "weiter so", sondern zur Geduld. Schauen wir uns doch einmal an, was es damit auf sich hat.

1. Geduld mit mir selber

Heute ist ja der Nikolaustag. Gestern Abend haben viele Kinder sicherlich ihre Stiefel in der Hoffnung vor die Türen gestellt, dass sie heute morgen mit leckeren Süßigkeiten gefüllt sind. Konnten die Kinder in aller Ruhe ausschlafen ? Nein, natürlich nicht. Die Neugier nagte an ihnen und sie konnten es kaum erwarten zu sehen, was ihnen beschert worden war.

Ähnlich geht es uns doch auch. Wir sind beauftragt worden, mit unserem Team ein neues Projekt zu erarbeiten. Und nun ist da einer, der mit seiner Arbeit etwas langsamer ist, als die übrigen Teilnehmer. Ungeduldig drängen wir das Teammitglied doch dazu, sich ein wenig zu beeilen.

Dann ist da noch der Sachbearbeiter, der seit Jahr und Tag immer noch nicht befördert worden ist. Bei jeder frei werdenden Gruppenleiterstelle hofft er, diese endlich zu erhalten, aber es wird nichts draus.

Oder wir werden von einer schweren Krankheit geplagt, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig macht. Die häufigste Frage an den Arzt im Krankenhaus ist doch die: "Herr Doktor, wann kann ich endlich nach Hause gehen?"

Erkennen wir uns in der ein oder anderen Situation wieder ? Ich jedenfalls tue dies. Es scheint fas so zu sein, dass da jemand hinter uns ist der uns immer und immer weiter antreibt. Natürlich ist es der Teufel, der dies macht. Da hatte der Kirchenvater Augustinus schon recht als er sagte: " Zu dir hin, o Gott, hast du uns erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir."

Und daher dürfen wir uns die mahnenden Worte von Jakobus zu Herzen nehmen, wenn er uns in allem zur Geduld ermahnt.

Jakobus nimmt das Beispiel des Bauern. Gesetzt der Fall wir haben ein Gartenbeet eingesät und warten darauf, dass es nunmehr denn auch Früchte trägt. Sobald das erste Grün sich blicken lässt reißen wir es heraus, um zu schauen, ob sich nicht doch schon eine Frucht gebildet hat. Auf die Dauer würden wir natürlich den gesamten Ertrag zerstören.

Denken wir doch in solchen Fällen an das alte Sprichwort. "Gut Ding will Weile haben."

2. Geduld mit anderen

Ja klar, natürlich können wir alles besser als unsre Mitmenschen. Wir können besser autofahren, wir können besser einparken und wir können uns besser orientieren im Straßenverkehr als alle anderen.

Blöd nur, dass die anderen das ebenso sehen. Und so haben wir ganz schnell das perfekte Chaos geschaffen. Dies trifft nicht nur auf den Straßenverkehr zu, sondern auf nahezu alle Situationen in unserem Leben.

Und aus diesem Chaos heraus entstehen Streit und Zank Neid und Habgier und alle Verhaltensweisen, welche wir lieber ablegen sollten.

In dieser etwas ruhigeren Weihnachtszeit können wir diese Form der Geduld, also die Geduld mit unseren Mitmenschen,  doch wieder ein wenig trainieren. Lassen wir doch mal wieder anderen den Vorzug. Gönnen wir ihm den Parkplatz im Parkhaus, der eigentlich ja uns gehörte. Anerkennen wir doch wieder mal, dass auch andere etwas besser können als wir und sehen wir bestimmte Situationen doch mal wieder durch die Brille unserer Mitmenschen.

Ich bin mir sicher, dass auch wir dadurch neue und für uns wertvolle Erkenntnisse sammeln können. Und das führt auch dazu, dass wir von unserem großen Ich wieder zum großen Du finden können. Ganz im Sinne unseres Herrn Jesus Christus.

Denn Gott liebt den anderen genau so wie er uns liebt. Und unser Mitmensch ist ihm genauso wichtig wie wir es ihm sind.

Geduld mit anderen heißt auch, auf die zu sehen, denen es nicht so gut geht wie uns. Gerade diese Menschen, die eben nicht mithalten können, gerade diese Menschen liegen Gott besonders am Herzen. Helfen wir doch diesen Menschen mit Rat und Tat, aber auch mit der gebotenen Geduld. Und dies nicht nur zur Weihnachtszeit.

3. Geduld mit Gott

Wie kann Gott das alles zulassen ist eine der am meisten gestellten Fragen, die an mich gerichtet werden. Warum greift Gott denn  nicht ein ?

Diese beiden Fragen haben immer eine Sicht im Hintergrund; nämlich die Annahme, dass Gott sich gefälligst nach unseren Maßstäben zu richten habe und er das tun soll, was wir von ihm erwarten.

Schauen wir doch einmal auf das Kind in der Krippe. Dieses wird zu unserem Heil geboren. An einem Karfreitag gut dreißig Jahre später sitrbt dieses Kind als Bezahlung für alle unsere Sünden einen grausamen Tod.

Drei Tage später steht dieses Kind von den Toten auf und wird von Gott dem Vater wieder in den Himmel aufgenommen. Und eine kleine Weile darauf sendet dieses Kind vom Himmel herab seinen Heiligen Geist, der in uns Wohnung nehmen möchte. Und gleichzeitig verheißt uns dieses Kind, dass es wiederkommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.

Das, liebe Gemeinde sind doch Tatsachen, die fest und unverrückbar im Raum stehen. Vertrauen wir doch in Geduld diesem Gott, dass ER, der bisher alles richtig gemacht hat und auch heute alles richtig macht und auch im nächsten Jahr wieder alles richtig machen wird. Gott macht keine Fehler, aber wir können sein Handeln nicht immer verstehen. Üben wir uns doch in Geduld. Eines Tages, wenn er all unsere Tränen abwischen wird, werden wir alles verstehen.

Und wie schreibt der Apostel Paulus so schön im Römerbrief schreibt: "Geduld bringt Bewährung und Bewährung bringt Hoffnung."

Lassen Sie uns doch weiter mit dieser Hoffnung durch die Adventszeit gehen, mit dieser Hoffnung die Jesus mit Leben füllt, wenn er uns zusagt: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."

Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den siebten Vers des Liedes "Wie soll ich dich empfangen..." (EG 11) von Paul Gerhardt einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Ihr dürft euch nicht bemühen noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen 2. Advent und eine ebensolche besinnliche Adventswoche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
Impressum:
Jens Steinführer * Schäferstegel 57 * D-29410 Salzwedel * info@epredigt.de
Copyright © 2020 ePredigt. All rights reserved.