| ePredigt vom 07.04.2023 (Kolosser 1, 13-20) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Karfreitag. Den Predigttext für den heutigen Tag finden wir im Kolosserbrief, Kapitel 1, die Verse 13-20. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: | |
| | Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei. Denn es hat Gott Wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz. | |
| Liebe Gemeinde, bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
wir haben ja nun schon etliche Jahre zusammen diesen Feiertag verbracht. Oft haben wir schon über die Erlösungstat unseres Herrn zusammen gesprochen. Haben wir uns eigentlich jemals darüber unterhalten, was das für uns hier auf Erden schon bedeutet? Lassen Sie uns darüber heute ein wenig intensiver nachdenken. | |
| 1. Erlösung Stellen wir uns doch einmal vor, wir tragen eine Kette um unseren Hals, die aus wenigen Gliedern besteht. Mit jeder Sünde, die wir auf Erden begehen, wird diese Kette um ein Glied erweitert.
Eine kleine Notlüge gebraucht und zack kommt wieder ein Glied an die Kette. Einen unreinen Gedanken gehabt und Schwupps schon wieder kommt ein Glied an die Kette.
Bei der Steuerabrechnung ein wenig die Zahlen aufgerundet und rumms, noch ein Glied wird der Kette zugefügt. Wohlgemerkt, alles kein Mord und Totschlag, sondern nur "Bagatelldelikte". Doch auch diese sind vor Gott Sünde.
Und je älter wir werden, desto schwerer wird diese Kette und desto mühsamer quälen wir uns mit dieser Kette durch unser Leben. Um uns dies vorzustellen, müssen wir also alle keine studierten Physiker sein.
Jetzt stellen wir uns einmal vor, es gäbe die Möglichkeit, dass wir mit einem Male, also von jetzt auf gleich diese schwere Kette ablegen könnten und wieder befreit von aller Sündenlast durch unser irdisches Leben gehen könnten. Also, wer da nicht "Ja" zu sagt, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen.
Und genau dies hat Jesus für uns getan. Er hat für all unsere Sünden, also für jedes einzelne Glied dieser Kette für uns bezahlt. Das bedeutet, dass wir IHM unsere Sündenkette übergeben dürfen und dass wir befreit von allen diesen Altlasten einen Neustart 2.0 hinlegen dürfen.
Wichtig ist nur, dass wir dies auch wirklich von Herzen wollen und dass wir auch den Vorsatz der Umkehr ehrlich fassen. Dass es dann doch noch ein holpriger Weg wird, das steht hier nicht zur Debatte. Allein der Wille ist vor Gott entscheidend.
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| 2. Versöhnung Erlösung ist nicht gleich Versöhnung. Darüber müssen wir uns noch ein paar Gedanken machen.
Wenn wir uns mit unserem Partner wieder versöhnt haben, dann setzt dies logischerweise eine Streitigkeit voraus. Wenn vorher alles Friede und Freude war, dann bedürfte es ja keiner Versöhnung.
Und jetzt sind wir wieder bei Adam und Eva angelangt. Beide lebten ja bekanntermaßen in wirklich paradiesischen Zuständen. Das ging solange gut, bis der Teufel ins Spiel kam und die Anordnungen Gottes in Zweifel zog.
Adam und Eva ließen sich beide blenden und gingen dem Teufel so richtig auf den Leim. Nur mal so nebenbei bemerkt: Das kann uns heute auch noch passieren. Also bitte nicht die Nase rümpfen über das Fehlverhalten unserer Urahnen.
So, die ganze Sache flog natürlich auf und die beiden raus aus dem Paradies. Jetzt könnte man ja fragen: Warum war Gott denn so grausam? Es handelte sich doch nur um eine kleine Verfehlung?
Stellen wir uns einmal vor, man würde uns lebenslang den Führerschein entziehen nur weil wir einmal falsch geparkt haben. Das geht doch gar nicht, oder, liebe Gemeinde?
Nun ja, wir dürfen nicht weltliche und göttliche Maßstäbe durcheinandermengen. Gott ist ein heiliger Gott und er kann die Gegenwart der Sünde in seiner Umgebung nicht zulassen. Wir könnten auch sagen: Eine Sünde verdirbt den ganzen Himmel.
Durch die Erlösungstat unseres Herrn und Heilandes wurde aber die Basis für die Versöhnung gelegt. Dadurch, dass wir unsere Sündenkette abgegeben haben, existiert diese auch nicht mehr. Auch nicht mehr vor Gott.
Vor Gott stehen wir also da, wie Adam und Eva in ihren besten Zeiten, um es ein wenig salopp auszudrücken. Genau in dem Moment, wo wir unsere Sünden bereuen, umkehren und die Sündenlast unserem Herrn Jesus übergeben, genau in diesem Moment reißt Gott die Türe zum Vaterhaus für uns auf und heißt uns herzlich willkommen.
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| 3. Wirkung auf Erden Dies alles bleibt natürlich nicht ohne Wirkung auf einen jeden unter uns auch schon hier auf Erden. Schauen wir uns diese Wirkungen noch kurz zusammen an.
Also, mir ist vergeben worden. Ich bin befreit worden von allen meinen Sündenlasten. Jeder, der dies in seinem Leben erlebt hat, der wird mir zustimmen, dass dies ein wunderbares Gefühl ist. Und diese Vergebung gibt mir auch die Kraft, meinen Mitmenschen zu vergeben. Und schöner noch, diese Vergebung gibt mir auch die Kraft, meinen Mitmenschen davon zu erzählen, was mit mir passiert ist.
Ich bin versöhnt mit Gott. Ich darf wieder heim ins Vaterhaus. Dann fällt es mir doch auch wesentlich leichter meinen Mitmenschen zu vergeben, wenn sie mir wehgetan haben.
Und jetzt noch einmal kurz aufgepasst: Wer hat denn den ersten Schritt zum offenen Himmel getan? Wir oder unser Herr? Genau, liebe Gemeinde, unser Herr hat mit seinem Kreuzestod die Basis für unsere Heimkehr gelegt. Und daher können auch wir in allen Streitigkeiten und Zwistigkeiten immer den ersten Schritt tun, weil unser Herr und Heiland auch für uns den ersten Schritt getan hat.
Und noch ein letztes, dann höre ich auch auf: Wenn wir Jesu Gnadentat in unserem Herzen wirklich annehmen und zu der Erlösung und der Versöhnung aus tiefstem Herzen "Ja" sagen, dann wird ein tiefer Friede in unsere Herzen einkehren, der uns immer und stets begleiten wird, bis wir eines Tages IHN und seine Herrlichkeit schauen dürfen.
Natürlich bleibt immer noch der Alltag. Ich schwebe auch nicht stets und ständig voller Frieden über diese Erde. Manchmal könnte auch ich aus der Haut fahren. Aber das schöne ist, dass mich dieser Friede letztendlich immer wieder einholt.
Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes noch gemeinsam in den 4. Vers des Liedes "O Haupt voll Blut und Wunden" (EG 85) von Paul Gerhardt einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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| | Nun, was du Herr, erduldet, ist alles meine Last; ich hab es selbst verschuldet, was du getragen hast. Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat. gib her, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.
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| Der Herr segne dich und behüte dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen besinnlichen Feiertag und ich freue mich, wenn wir am Ostermorgen wieder beisammen sein dürfen, um auf Gottes Wort zu hören.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber
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