ePredigt vom 08.08.2021 (2. Mose 19, 1-6) Liebe Gemeinde,
Ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 10. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 2. Buch Mose, Kapitel 19, die Verse 1-6. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Am ersten Tag des dritten Monats nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Denn sie waren ausgezogen von Refidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge. Und Mose stieg hinauf zu Gott. Und der Herr rief ihm vom Berge zu und sprach: So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkündigen: Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht. Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Liebe Gemeinde,
wenn sich führende Politiker zusammensetzen, weil es etwas wichtiges zu besprechen gibt, dann wird dies von der Presse gern als Gipfeltreffen bezeichnet. Von einem ganz anderen Gipfeltreffen, nämlich dem Treffen von Mose und Gott haben wir gerade in unserem Predigttext gehört. Lassen Sie uns dieses Gipfeltreffen einmal etwas genauer betrachten.
1. Der Rahmen
Zunächst fällt einmal auf, dass es gegenüber einem weltlichen Gipfeltreffen schon ganz anders beginnt. Werden bei dem Treffen der EU-Länderchefs vorher die Terminkalender gezückt und man vereinbart einen Termin, der allen passt, so macht Gott das schon mal ganz anders.
Bei dem Gipfeltreffen mit Gott sondert Gott seinen Gesprächspartner erst einmal aus. Er spricht nicht in der Menge zu Mose, sondert er befiehlt ihn zu seinem Treffpunkt. Gott bestimmt also Ort und Zeit und hat dabei auch keinen Verhandlungsspielraum.
Und das ist bis heute noch so. Wenn Gott etwas von uns will, dann kann er uns auf verschiedenste Weise von der Masse aussondern. Gewiss, wir werden eher nicht auf den Mount Everest befohlen werden. Aber Gott kann uns eine Zeit der Einsamkeit schenken, wo wir von der Masse, in der wir uns sonst bewegen ausgesondert werden.
Und dann sollten wir auch auf das hören, was uns Gott zu sagen hat. Übrigens: Mit der Bestimmung von Ort und Zeit stellt Gott auch gleich die Rangordnung fest: ER ganz groß; WIR ganz klein. Das ist keine Überheblichkeit Gottes seinen Geschöpfen gegenüber, sondern ein Zeichen seiner Allmacht, seiner Allmacht, die vor 2000 Jahren darin gipfelte, dass ER sich ganz klein machte, damit WIR wieder ganz groß, nämlich seine Kinder werden konnten.
Gottes Allmacht ist also keine diktatorisch geprägte Willkür, sondern eine stets liebende Allmacht.
2. Der Hindernislauf
Wir Menschen sind ja schon ganz komische Geschöpfe. Haben wir ein Auto, ist es bald nicht mehr groß genug, ein neues muss her. Natürlich größer mit mehr PS und es soll auch noch was hermachen. Sind wir im Urlaub früher an der Nordsee gewesen, so war bald auch dies nicht mehr genug. Man musste weiter weg. Erst nach Spanien, dann in die Karibik und am liebsten noch eine Weltreise obendrauf.
Wir sind eigentlich niemals mit dem zufrieden, was Gott uns bisher geschenkt hat.
Und auch aus diesem Grund beordert Gott Mose zu sich, um die ganze Truppe neu einzujustieren. Na gut, Gott hatte sie aus Ägypten herausgeführt. Aber dann war mal nichts zu essen da. Dann war das dauernde Manna zu langweilig. Dann gab es mal nicht genug Wasser und so weiter.
Und jetzt führt Gott seinen Diener Mose im Geiste noch einmal zurück nach Ägypten und zeigt ihm noch einmal auf, wie er sein Volk aus Ägypten geführt hat. Er hat ja das Volk nicht einfach bei der Hand genommen und es aus Ägypten herausgeführt. Nein, 10 Plagen sandte er. Und dann erst durften sie auf Geheiß des Pharaos das Land verlassen.
Gott hatte also mannigfach seine Allmacht in die Waagschale geworfen, um sein Volk zu erretten. Gott drückt das natürlich viel schöner aus, wenn er sagt: "Ich habe euch auf Adlerflügeln getragen und zu mir gebracht".
Gott zeigt Mose auf, dass es eben nicht selbstverständlich ist, dass sie sich dort befinden, wo Gott sie hingeführt hat. Und daran sollten sie auch wieder einmal denken, wenn das große Maulen und Murren wieder anfängt.
3. Das Vertrauen
Liebe Gemeinde, wenn ich etwas zum ersten Male mache oder durchmache, dann ist das schon mal eine ganz schöne Herausforderung. Meine ersten Predigten habe ich immer wieder weggeworfen, neu geschrieben, wieder verworfen, bis dann der Samstag kam und es kein zurück mehr gab.
So nach und nach besann ich mich dann auch darauf, dass ja nicht ich es bin, der das alles zu Papier bringt oder ausspricht, sondern dass ich einen Herrn an meiner Seite habe, dem ich voll und ganz vertrauen darf, dass er mich dabei nicht hängen lässt.
Und dieses Vertrauen ist auch ein Vertrauen darauf, dass die Zukunft gut werden wird solange ich an seiner Hand gehe und seinen Anweisungen folge.
Denken wir doch heute Nachmittag einmal jeder für sich allein darüber nach in wie viel Not und Gefahr uns der gnädige Gott zur Seite gestanden ist. Wenn er dies in der Vergangenheit getan hat, warum sollte er dies denn in Zukunft nicht mehr tun. Das wäre total unlogisch. Und außerdem hat er es ja schon Mose in unserem heutigen Predigttext versprochen.
Wir können also nachdem wir diesen Rückblick auf das eigene Leben gemacht haben alle ganz getrost und unverzagt der Zukunft entgegenblicken. Gewiss, der ein oder andere Sturm wird noch manches Mal unseren Lebensbaum kräftig durchrütteln, er wird ihn aber niemals zu Fall bringen.
Und dies hat auch eine gewaltige Auswirkung auf unseren Blick in die Ewigkeit hinein:
Hier und heute lebe ich MIT Jesus an meiner Seite Danach lebe ich für immer und ewig BEI Jesus
Darum lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den dritten Vers des Liedes "Lobe den Herren..." (EG 316) von Joachim Neander einstimmen, der da lautet, wie folgt: Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel bereitet ! Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |