ePredigt vom 09.07.2017 (1.Mose 50, 15-21) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 4. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Buch Mose, Kapitel 50, die Verse 15-21. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Josefs Edelmut und sein Tod
Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben. Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach: So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten. Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte. Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt. Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.
Liebe Gemeinde,
in unserem heutigen Predigttext erfahren wir, wie Gott krumme Wege gerade machen kann. Wenn wir ein wenig tiefer in den Text hineinblicken, dann erkennen wir, dass in diesem Text Gottes Weg mit den Menschen beschrieben wird. Lassen Sie uns diesen Weg ein wenig näher betrachten:
Vorab noch eine Bemerkung: Das gesamte Alte Testament ist voll von offen und teils ein wenig versteckten Hinweisen auf unseren Erlöser, den Herrn Jesus. Daher können viele Berichte des Alten Testamentes auch auf Jesus und sein Wirken direkt übertragen werden.
1. Verdammnis
Josefs Brüder hatten einen schweren Fehler begangen indem sie ihren Bruder einfach als Sklaven verkauft hatten. Sie waren durch diesen Fehler vor Gott schuldig geworden.
Nun gestehen wir alle nicht gerne unsere Schuld ein und versuchen, diese zu verbergen oder aber abzumildern. So auch die Söhne Josefs, die nach dem Tode ihres Vaters ihre Felle wegschwimmen sahen. Also was macht man in solchen Fällen am besten?
Man greift zur Lüge und gibt sich nur noch tiefer in die Hand des Vaters der Lüge, des Teufels.
Unser Predigttext endet hier zwar, aber im realen Leben ist es leider oftmals so, dass die Lüge wieder eine neue Lüge erforderlich macht bis man schließlich in einem ganzen Dschungel von Lügen verstrickt ist und man gar nicht mehr aus diesem Irrgarten der Lügerei herauskommen kann.
Dabei war die ursprüngliche Intention vielleicht gar nicht mal so schlecht. Josefs Brüder wollten ja lediglich ihr Leben retten. Sie wollten ja gar keinen weiteren Schaden hervorrufen. Und doch wurde mit dieser ersten Lüge eine Negativspirale in Gang gesetzt, die vielleicht immer weitergegangen wäre, wäre da nicht etwas hinzugekommen.
2. Vergebung
Josef sah das Elend seiner Brüder und wie sie sich immer tiefer im Sumpf der Lüge verstrickten. So, wie Josef dies bei seinen Brüdern erkannte, so sieht das unser Herr bei uns auch.
Oftmals sind wir ja beschämt und trauen uns gar nicht, unsere Sünden vor Gott offen auszusprechen. Daher sagt Jesus zu uns die gleichen Worte, die Josef zu seinen Brüdern sage: "Fürchtet euch nicht!“
Und genau dieses "Fürchtet euch nicht!" gilt auch uns allen heute im 21. Jahrhundert genau so, wie es damals den Brüdern Josefs gegolten hat. Egal, wie tief wir auch im Sumpf der Sünde stecken und meinen mit diesen Sünden könnte uns auch Der Herr Jesus nicht vergeben, für uns gilt immer diese erste Aufmunterung "Fürchtet euch nicht !"
Damit ruft uns Jesus zu sich und weg von der Sünde. ER, der uns unsere Sünden vergeben kann und möchte will doch gar nicht, dass wir uns, getrieben von unseren Nöten immer tiefer in die Sünde verstricken.
Das einzige, was wir tun müssen ist mit unseren Sünden zu ihm zu kommen, sie ihm zu übergeben und ihn inständig um Vergebung zu bitten. Wir Christen nennen dies Umkehr und Bekehrung.
Aber mit der Vergebung ist ja leider noch nicht alles vorbei. Wir leben ja weiter in dieser Welt. Und da passiert es immer wieder einmal, dass wir in die verdammt geschickt aufgestellten Fallen des Teufels hineintappen und doch wieder sündigen.
Und das ist mal so richtig blamabel. Wir, denen gerade erst alle Sünden vergeben worden sind, sind schon wieder dabei die gleichen Fehler zu begehen. So können wir doch auf keinen Fall unserem Herrn Jesus Christus noch einmal gegenübertreten. Aber auch hier gilt immer und immer wieder sein "Fürchtet euch nicht!“ Und warum ist das so ?
3. Versöhnung
Gott hat uns unsere Sünden nicht nur vergeben, sondern er hat uns mich sich versöhnt. In dem Wort "Versöhnung" steckt ja schon das Wort "Sohn".
Mit unserem Gang zum Kreuz und unserem JA zu dem, was am Kreuz für uns geschah, haben wir wieder die Gotteskindschaft erlangt. Wir gehören also wieder zur Familie. Und als Söhne und natürlich Töchter gelten für uns noch ganz andere Regeln.
Als Gottes Kinder gehören wir immer zu seiner Familie. Alle von uns die Kinder haben werden diese wohl kaum aus der Familie verstoßen weil sie sich nicht familienkonform verhalten haben.
Natürlich werden wir als Eltern unsere Kinder zur Rechenschaft ziehen und ihnen die bekannten Leviten lesen, wenn sie sich ungebührlich verhalten haben. Aber es bleiben trotzdem und nach wie vor unsere geliebten Kinder.
Ich kannte eine Mutter, deren einziger Sohn zum Mörder geworden ist. Trotzdem blieb es ihr geliebtes Kind. Wenn schon irdischer Mütter derart lieben können, können wir nur erahnen wie groß die Liebe unseres Vaters im Himmel zu uns ist.
Wie wir in unserem heutigen Predigttext gesehen haben, geht Gottes Weg mit uns manchmal über einige Umwege und nicht so, wie wir es gerne hätten. Und diese Wege geht er auch heute noch so mit einem jeden von uns. ER möchte nur eines, nämlich dass wir sicher im Himmel ankommen.
Und daher darf uns auch der Satz "Aber Gott gedachte es gut zu machen" ein Trost auf all unseren Wegen sein, wenn diese mal wieder ein wenig krumm und unübersichtlich verlaufen. Vertrauen wir also blindlings Gott unseren Lebensweg an in dem festen Vertrauen darauf, dass am Ende alles gut sein wird.
Unseren Weg mit Gott beschreibt der Liederdichter Klaus Peter Hertzsch sehr schön in dem zweiten Vers seines Liedes "Vertraut den neuen Wegen..." (EG 395), der da lautet, wie folgt:
Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche mit unserem Herrn als Steuermann an Ihrer Seite.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |