ePredigt vom 09.10.2016 (1. Thessalonicher 4, 1-8) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle recht herzlich am heutigen Sonntag, dem 20. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Brief von Paulus an die Thessalonicher, Kapitel 4, die Verse 1-8. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Ermahnung zur Heiligung
Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut, dass ihr immer vollkommener werdet. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über alles, was wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt.
Liebe Gemeinde,
Ermahnung zur Heiligung, so lautet die Überschrift über unserem heutigen Predigttext. aber was ist denn damit gemeint, wenn wir von Heiligung sprechen? Ich denke, dass Heiligung ein Denken und Handeln beschreibt, welches von Christus, seinem Wort und Geist geprägt ist. Wie sieht ein derartiges Handeln denn heute im 21. Jahrhundert ganz konkret aus? Ich glaube, es sieht genau so aus, wie vor 2000 Jahren. Drei Punkte lassen Sie uns dazu heute Morgen überdenken
1. Sex
Zugegeben, etwas über Sex zu erfahren ist nicht gerade die primäre Aufgabe einer Predigt. Aber, was Paulus dazu zu sagen hat, sollte für uns heute auch immer noch eine Leitlinie sein.
In vielen Glaubensgemeinschaften wird der Sex ja nur als notwendiges Übel der Fortpflanzung gesehen. Das sagt Paulus indes nicht. Sex kann und darf auch Freude bereiten, aber bitteschön in der Ehe und mit der eigenen Frau.
Paulus fordert ja in seinem Brief geradezu die Männer auf, die eigene Frau zu erobern. Aber stets unter Vermeidung der Unzucht. Unzucht ist immer dann gegeben, wenn der eine Partner nur an die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse denkt und dabei die Frau oder der Mann zum austauschbaren Objekt wird.
Der eigene Partner soll dabei in Heiligung und Ehrerbietung gewonnen werden. Auch wenn wir diesen Begriff unter dem Generalthema der Sexualität in unserem Predigttext finden, gilt er doch für die gesamte Partnerschaft, die ja bekanntermaßen auch noch aus anderen Bereichen besteht.
Um es mal ganz konkret auszudrücken: Die eigene Frau ist nicht meine Putze und Köchin, die gefälligst dafür zu sorgen hat, dass ich abends ein leckeres Essen auf dem Teller habe und das auch noch in einem gemütlichen Ambiente. Und der eigene Mann ist nicht der, der dafür zuständig ist, das ja genügend Geld nach Hause kommt, damit ich als Frau ordentlich shoppen gehen kann.
Heiligung und Ehrerbietung bedeutet, dass beide Partner einander achten und wertschätzen. Das beinhaltet unter anderem, dass der eine Partner dem anderen bei der Verrichtung aller Aufgaben hilfreich zur Seite steht. Das bedeutet aber auch, die jeweilige Tätigkeit des anderen stets anzuerkennen als das, was es ist, nämlich ein Liebesdienst an dem anderen Partner.
Wenn wir die Hausarbeit der Frau mal wieder so betrachten, nämlich als ein Liebesdienst an uns Männern, dann sehen wir dies ganz bestimmt mit anderen Augen, als wenn wir dies alles nur als selbstverständlich hinnehmen.
Wenn beide Partner mit der gebotenen Werteschätzung einander begegnen, dann kommen beide Partner zu Ehren. Wir sehen, Gott kannte schon die Gleichberechtigung.
2. Geld
Auch nicht unbedingt ein Kanzelthema, wenn wir einmal von der letzten Woche, der Kollektenpredigt absehen. Auf das Thema Geld angesprochen, bekomme ich häufig zu hören, dass dies doch wohl reine Privatsache sei.
Machen wir doch mal einen kurzen Statusbericht, wie es um das Thema Geld bei uns bestellt ist. Wenn ich mir die Werbebotschaften von Investmentgesellschafen anschaue, ist es toll, zweistellige Renditen zu erwirtschaften. Menschen, die dies geschafft haben, finden wir häufig auf den Titelseiten diverser Wirtschaftsmagazine. Dass dabei häufig auf der anderen Seite Menschen zu Schaden kommen, wird einfach so hingenommen.
Ein siebenstelliges Einkommen zu verdienen weckt unseren Respekt vor der Person, die dies erreicht hat. Dass dies häufig auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen worden ist, die gerade mal den gesetzlich vorgeschriebenen Hungerlohn dafür erhalten, wird natürlich nirgendwo erwähnt. Eine bessere Definition für "asozial" kann es eigentlich gar nicht geben.
Aber es kommt noch besser. Asozial ist nicht der Unternehmer, der seine Mitarbeiter nach Strich und Faden ausbeutet, nein asozial ist der der bei der ganzen Geschichte rund um das Thema Geld hinten runtergefallen ist. Das ist z.B. der Arbeitnehmer, der auf Grund eines Arbeitsunfalles berufsunfähig geworden ist und nun mit einer Minirente zurechtkommen muss, die noch nicht einmal das Hartz 4 Niveau erreicht.
Und in diese Situation hinein sagt Paulus, was Gott darüber denkt: "Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel." An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Gott nichts, aber auch gar nichts gegen Reichtum hat. Aber er hat was dagegen, wenn ich ihn auf Kosten anderer erwirtschafte. Und er hat auch was dagegen, wenn ich mit meinem Reichtum nur so umgehe, dass nur ich etwas für mich davon habe und ansonsten nur dafür sorge, dass sich mein Reichtum prächtig vermehrt.
Jetzt steht da noch das Wort der Übervorteilung. Das trifft es doch genau, die da oben ziehen uns kleine Leute so richtig über den Tisch. Endlich mal liest denen mal einer so richtig die Leviten. Liebe Gemeinde, die da oben, damit sind auch wir gemeint.
Denken wir doch einmal darüber nach, wenn wir die nächste Jeans für 10,00 € kaufen, was davon für einen Fabrikarbeiter in Asien übrig bleibt. Denken wir doch einmal bei unserem nächsten Besuch eines 1 € Ladens darüber nach, wer dabei so alles auf der Strecke bleibt.
Es wird immer wieder Situationen geben, die ein derartiges Handeln erforderlich machen, ganz ohne Frage, aber ohne Not dort einzukaufen halte ich zumindest für ein passives Übervorteilen.
3. Was machen wir da eigentlich?
Egal ab bei Sex oder Geld, immer wenn wir jemand betrügen, übervorteilen oder anderweitig Schaden zufügen, dann verachten wir diesen Menschen, den Gott über alles liebt. Und wenn wir dem Menschen einen Schaden zufügen, den Gott über alles liebt, dann verachten wir auch Gott.
Und das, liebe Gemeinde, ist nun wirlich fernab von aller Heiligung.
Und wenn das Ganze einmal unbewusst geschieht, werde ich häufig gefragt. In der Juristerei gibt es die sogenannte Fahrlässigkeit, welche bei kleineren Delikten nicht unter Strafe steht. Sünde hingegen verlangt immer einen Vorsatz. Aber trotzdem bleibt irgendwie ein mulmiges Gefühl zurück. Ich möchte doch auch gern die fahrlässig begangenen Sünden vermeiden. Geht das überhaupt?
Ich sage eindeutig ja. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, möchte uns unser ganzes Leben lang leiten, führen und begleiten. Wir müssen ihm nur den Raum dafür geben. In dem Rahmen, wie wir Gott bitten uns durch seinen Geist zu führen, da werden wir feinsinnig werden, wenn es um die heute beschriebenen Sünden geht.
Wir werden sie besser erkennen und entlarven können und Gott wird uns bestimmt Vermeidungsstrategien zur Verfügung stellen. Lassen Sie uns daher immer wieder unseren Herrn bitten, dass er uns dahin führen möge, dass wir alle ein geheiligtes Leben miteinander führen können.
Und wenn es doch wieder einmal danebengeht, dann ist unser Herr nur ein Gebet weit entfernt um dem reuigen Sünder zu vergeben.
Letztendlich dürfen wir alle auf die Gnade unseres Gottes vertrauen, der jedem reumütigen Sünder vergibt und ihn wieder in die Arme nimmt. Daher dürfen wir frohen Herzens in den ersten Vers des Liedes "Jesus nimmt die Sünder an..." (EG 353) von Erdmann Neumeister einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Jesus nimmt die Sünder an. Saget doch dies Trostwort allen, welche von der rechten Bahn auf verkehrten Weg verfallen. Hier ist, was sie retten kann: Jesus nimmt die Sünder an.
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche unter der Führung unseres Herrn.
Bleibe Sie alle wohl behütet Ihr
Ulrich Naber |