Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Advent im Jahre 2018. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jesaja im 35. Kapitel, die Verse 3-10. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie ! Sagt den verzagten Herzen: " Seid getrost, fürchtet euch nicht ! Seht, da ist euer Gott ! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen."
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan werden und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springne wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande.
Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Stroh und Schilf stehen. Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren.
Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten des Herrn werden dort gehen. Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Liebe Gemeinde,
die Adventszeit ist ja immer auch die Zeit, wo wir uns an Christi Geburt erinnern, aber gleichzeitig in dieser Welt weiter verhaftet sind. Freude und Ernüchterung treffen also aufeinander. Dies ging schon den Menschen so, von denen unser heutiger Predigttext berichtet. Lassen Sie uns drei Eckpfeiler dieses Predigttextes betrachten, die für uns heute im Jahre 2018 nach wie vor nichts von ihrer Aktualität verloren haben:
1. Verzagte Herzen
Gerade erst waren sie aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt. Frohen Mutes und fröhlichen Herzens zogen sie ihrer Heimat entgegen, froh endlich das Joch der Gefangenschaft hiner sich gelassen zu haben.
Doch diese Freude wich bald aus ihren Herzen und machte ihre Herzen verzagt. Alles war in Schutt und Asche gelegt. Der Wiederaufbau gestaltete sich beschwerlicher, als man es angenommen hatte. Und an allen Ecken und Enden traten erneut unerwartete Probleme auf.
Das kennen sicherlich viele von uns. Im Leben läuft alles glatt. Schule und Studium werden mit Bravour gemeistert. Die Karriere scheint unaufhörlich weiterzulaufen und auf einmal ist das Unernehmen pleite. Man selber ist im besten Alter, aber alle Führungspositionen in anderen Unternehmen sind besetzt. Da kann das Herz nach der 50. Absage einer Bewerbung schon einmal verzagt werden.
Oder denken wir an die glückliche Familie. Von der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung ging es in das schmucke Eigenheim. Die Kinder wuchsen heran und auf einmal kam sie, die Diagnose Krebs. Alles, was so schön verlief, wurde auf einmal auf den Kopf gestellt. Da kann das Herz schon einmal verzagen.
Seid getrost, fürchtet euch nicht ! das sagt Gott den verzagten Herzen. Mal ganz ehrlich, das ist doch wohl leichter von ihm gesagt, als dass wir es in die Tat umsetzen können.
2. Gottes Verheißung
Seid getrost, fürchtet euch nicht ! wird gefolgt von dem salopp übersetzten "Alles wird gut". Sarkastisch möchte ich jetzt antworten: "Na dann ist a ja alles prima!!!"
Aber wenn ich mir dann ansehe, WER das sagt, dann komme ich schon ins Nachdenken. "Fürchtet euch nicht. Alles wird gut." Das sagt kein geringerer als unser Herr im Himmel.
Und was der sagt, das tritt auch ein. Und dann erfahren wir in unserem Predigttext, wie es denn dereinst im Himmel ausschauen wird.
Eine paradiesische Zukunft erwartet uns alle. Keine Gebrechen mehr, keine Tränen mehr und kein Leid mehr. Es wird vollkommener Friede herrschen. Ein Friede der sogar dazu führt, dass dort handzahme Löwen anzutreffen sind.
Das Kind in der Krippe kommt übrigens aus dieser "Gegend" und beschreibt sie uns auch im Neuen Testament immer wieder.
Das ganze hat nur einen Haken: Nur die Erlösten des Herrn werden dort Einzug halten. Also nicht alle Menschen? Nein, liebe Gemeinde, nicht alle Menschen kommen in den Himmel, auch wenn ein bekannter Karnevalsschlager gegenteiliges behauptet.
Jeder, der zu Lebzeiten sein Leben dem Herrn im Himmel überantwortet hat, wird dereinst zu den Erlösten gehören und dort wieder dem Kind in der Krippe, aber diesmal als dem Weltenherrscher begegnen.
3. Mut und Zuversicht
Seid getrost und unverzagt, das sagt Gott nicht nur den aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Israeliten. Das sagt Gott vielen Menschen im Alten Testament. Und das bedeutet auch: Sei voller Mut und Zuversicht. Und diese Worte spricht ER auch heute noch zu uns.
Wir versuchen ja immer wieder, uns diese paradiesischen Zustände, die wir soeben über den Himmel erfahren haben schon selber auf Erden zu schaffen. Das klappt natürlich nicht. Und schon ist es wieder da das unverzagte Herz.
Vertrauen wir doch in diesen Momenten den Worten unseres Herrn, der uns auffordert mutig zu sein und mit Zuversicht auf die Zukunft zu blicken. Denn ER wird uns durch alle Unbillen unseres Lebens hindurch auf den Weg des ewigen Lebens führen.
Und diese Zuversicht hat einen Namen, liebe Gemeinde. Dieses Kind in der Krippe, unser Herr Jesus, will uns ja sagen: "Verzagt nicht, ich bin doch da, ich bin bei euch alle Tage bin an der Welt Ende." In Johannes 14, 6 sagt er auch: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."
Und was dieses Kind verspricht, das hält es auch. Was wollen wir mehr ? Mehr geht nicht, das einzige, was noch geht, dass wir diesem Kind in der Krippe unseren ganzen Dank bezeugen indem wir es ehren und anbeten solange wir leben.
Der Liederdichter Paul Gerhardt beschreibt in dem 7. Vers seines Liedes "Wie soll ich dich empfangen..." (EG 11) sehr schön, das was wir soeben gehört haben. Dieser Vers lautet, wie folgt:
Ihr dürft euch nicht bemühen noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst.
Der Herr segne Dich und behüte dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten 2. Advent und eine besinnliche und beschauliche Adventswoche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber