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ePredigt vom 10.09.2017 (Markus 3, 31-35)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 13. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Evangelisten Markus im 3. Kapitel, die Verse 31-35. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Jesu wahre Verwandte

Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Liebe Gemeinde,

ja, wir haben es richtig gehört. Wir sind Jesu wahre Verwandte. Allerdings, und das dürfen wir niemals vergessen nur diejenigen sind Jesu wahre Verwandte, die das Erlösungswerk unseres Herrn für sich im Glauben angenommen haben. Das nur einmal kurz vorab. Das ist ja schön und gut, dass wir Jesu Verwandte sind, aber was bedeutet dies denn eigentlich für uns, dass wir Teil einer Großfamilie sind? Lassen Sie uns diese Großfamilie einmal etwas näher betrachten:

1. Der Vater

Zu einer Großfamilie gehört natürlich ein Oberhaupt. In unserer christlichen Großfamilie ist dies natürlich unser Vater im Himmel. Die Hauptaufgabe eines Vaters ist es, seine Kinder auf das Leben vorzubereiten.

So wie uns unsere leiblichen Väter auf die Welt da draußen vorbereitet haben, so bereitet uns unser himmlischer Vater auf unser Leben als Christen vor. Als guter Vater sorgt er sich stets um das Leben seiner Kinder und versorgt diese natürlich mit allem, was diese zum Leben benötigen.

Das ist ein gewaltiges Privileg für uns. Wir müssen uns nicht mehr sorgen, was wir essen und trinken und womit wir unseren Lebensunterhalt verdienen sollen. Unser himmlischer Vater lässt uns dies alles zukommen. Das heißt aber nicht, dass wir faul in unserer Hängematte liegen sollen und auf unsere Abberufung in den Himmel warten. Wir sollen in ständigem Kontakt mit unserem Vater bleiben, damit er uns zeigen kann, was wir tun und lassen sollen.

Wir kennen es sicherlich alle aus unserer Kindheit, dass uns der ein oder andere Wunsch nicht erfüllt wurde und wir so recht gar nicht verstehen konnten, warum uns ein Anliegen verwehrt worden war. Erst hinterher haben wir oftmals verstanden, dass unser Vater oder unsere Mutter in ihrer Weisheit vorausschauender gehandelt haben, als es uns möglich war.

Genau so ist es bei unsrem himmlischen Vater. Er erfüllt sicherlich nicht jeden unserer Wünsche. Schon gar nicht diejenigen, die uns mehr schaden als nutzen könnten. Aber wir dürfen getrost darauf vertrauen, dass Gott uns mit all dem zusammenbringt, was nützlich und hilfreich für unsere Entwicklung als Christen und zukünftige Himmelsbürger ist.

Solange wir als Christen neu jung und unerfahren sind, da gibt uns Gott ein Nest, in welchem wir wohlbehalten aufwachsen und lernen können. Sobald wir genügend gelernt und erfahren haben, da gibt er uns Flügel, damit wir das, was wir erlebt haben, auch in die Welt hinaustragen können. Wie ein Adler auch noch über seine Jungen wacht, die mit dem fliegen beginnen, so wacht unser Herr unser ganzes Leben über uns.

2. Das Kind

Und damit kommen wir zu unserer Rolle in der Familie. Wo sind Kinder in Gottes Haus und keine Knechte. Das hat weitreichende Konsequenzen. Als Kind haben wir einen verbrieften Anspruch auf elterliche Fürsorge.

Gott höchstpersönlich hat sich nach unserem JA verpflichtet, unser ganzes Leben lang ein fürsorgender, liebevoller Vater für uns zu sein. Wir dürfen uns also immer in den liebenden Armen unseres Vaters geborgen wissen, egal, was auch um uns herum gerade geschehen mag.

Und wir dürfen ganz gewiss sein, dass alles, was uns passiert und was mit uns geschieht vorher durch die Hand unseres Vaters im Himmel gegangen ist. Wir sind also keine Zufallsprodukte der Weltgeschichte und es passiert auch niemals rein zufällig etwas. Als Kinder Gottes dürfen wir getrost davon ausgehen, dass alles, was passiert stets zu unserem Besten ist.

Natürlich ist diese Beziehung für uns auch mit Pflichten verbunden. Wir haben als Kinder Gottes eine Gehorsamspflicht unserem Vater gegenüber. Woher weiß ich denn genau, was der Vater im Himmel von mir erwartet?

Das steht zum einen in unserer christlichen Hausordnung, also in der Bibel. Wenn wir diese regelmäßig und andächtig lesen, dann werden wir dort eine Fülle von Verhaltensweisen kennenlernen, über die sich unser Vater im Himmel freut. Aber wir wir werden auch ganz konkret auf Dinge hingewiesen, die unserem Vater gar nicht gefallen.

Auch wenn heutzutage viele Menschen meinen, dass die Bibel doch immer wieder dem Zeitgeist angepasst werden muss was unsere Verhaltensweisen betrifft, möchte ich nur einmal darauf hinweisen, dass Gott seine Meinung (Gott sei Dank!!!) uns gegenüber auch nicht ständig ändert.

Neben der Bibel erfahren wir von Gott direkt im Gebet, was er von uns erwartet.
Als Kinder werden wir natürlich niemals perfekt werden. Da, wo uns der Teufel immer noch in Versuchung bringen kann, da werden wir immer wieder in die ein oder andere aufgestellte Falle hineintappen. Aber auch dann brauchen wir nicht zu verzagen.  Auch in diesen Situationen ist unser Herr nur einen Gebetsruf weit von uns entfernt und wartet nur darauf, dass wir ihn anrufen.

3. Die Geschwister

Natürlich haben nicht nur wir den Anspruch auf elterliche Fürsorge. Genau derselbe Anspruch steht auch unseren Geschwistern zu.

Und daher ist es auch ganz, ganz wichtig, dass wir unseren Brüdern und Schwestern in Christo auch in geschwisterlicher Liebe begegnen. Das hat dann auch ganz konkrete Auswirkungen für uns.

Wo ein Bruder oder eine Schwester Not leidet sind wir aufgerufen, diese Not zu lindern. Und zwar nicht großmütig und gönnerhaft von oben herab, sondern ganz einfach als Bruder oder Schwester ohne viel Aufhebens davon zu machen.

Wir haben auch keine Rangordnung untereinander. Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe. Daran dürfen wir uns ruhig einmal erinnern, wenn wir von den Nöten und Sorgen der Flüchtlinge um uns herum hören.

Äußere Nöte und Sorgen zu mildern ist ja noch relativ einfach. Man sieht ja vor Augen, wo etwas fehlt und wo ein Mangel herrscht. Schwieriger wird es schon mit den inneren Nöten, Sorgen und Problemen, die unsere Geschwister quälen. Aber auch dort sind wir zur Hilfe aufgerufen.

Und das geht nur, wenn wir mit ihnen reden. Es reicht also nicht aus, unsere Geschwister mit materiellen Werten auszustatten, vielfach brauchen sie unsere mentale Hilfe und Stütze. Und auch dort dürfen wir uns nicht abwenden.

Aber als Geschwister untereinander sollen wir nicht nur das Leid, sondern auch die Freude teilen. Und das Teilen dieser Freude schweißt zusammen.

Natürlich gibt es in jeder Familie immer mal wieder Unstimmigkeiten und Probleme. Das ist auch in unserer christlichen Großfamilie der Fall. Und genau mit diesen Problemen und Unstimmigkeiten sollen wir getrost zu unserem Vater im Himmel kommen und ihn bitten, uns bei der Bewältigung der Schwierigkeiten den rechten Weg aufzuweisen. Und wenn wir dies mit einem aufrichtigen Herzen tun, wird es sich nicht lange bitten lassen.

Und weil dies so ist, wir also ein Teil der christlichen Großfamilie sind und einen Vater im Himmel haben, der allezeit über uns wacht, dürfen wir mit einem fröhlichen Herzen in den ersten Vers des Liedes "Du meine Seele singe..." (EG 302) von Paul Gerhardt einstimmen, der da lautet, wie folgt:
Du meine Seele singe, wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber
 
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