| ePredigt vom 12.08.2018 (Galater 2, 16-21) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 11. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im Brief des Paulus an die Galater, Kapitel 2, die Verse 16-21. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir zum Glauben an Christus Jesus gekommen, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch die Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht. Sollten wir aber, die wir durch Christus gerecht zu werden suchen, auch selbst als Sünder befunden werden - ist dann Christus ein Diener der Sünde? Das sei ferne! Denn wenn ich das, was ich abgebrochen habe, wieder aufbaue, dann mache ich mich selbst zu einem Übertreter. Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben. Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn wenn die Gerechtigkeit durch das Gesetz kommt, so ist Christus vergeblich gestorben. Liebe Gemeinde, der Galaterbrief wird auch gern als Nachhilfebrief des Glaubens bezeichnet. Nachhilfe in Glaubensdingen hatten sie wahrhaftig nötig die Galater, die ganz schnell nach ihrer Bekehrung wieder in alte Gewohnheiten zurückgefallen waren. Daher hält sich Paulus im Gegensatz zu den Einleitungen der anderen Briefe auch nicht mit langen Grußreden auf, sondern kommt gleich zur Sache. Lassen Sie uns einmal gemeinsam anschauen, wie Paulus die Galater versucht wieder, wie wir im Ruhrgebiet sagen, "auf Spur zu bringen". 1. Allein durch Glauben Eigentlich ist es doch ganz einfach zu verstehen: Wir erhalten unsere Erlösung geschenkt, müssen also gar nichts dafür tun. Ich habe es häufig bei Neubekehrten gesehen, dass sie vor Freude strahlten und sich ganz diesem Geschenk verschrieben haben. Und irgendwann kam es dann doch auf, das Gefühl, dass da etwas faul ist an der Sache. Man bekommt im Leben niemals etwas geschenkt. Für alles, was ich haben möchte, muss ich eine Gegenleistung vollbringen. Je mehr ich wieder in der Welt lebe, desto eher manifestiert sich diese Aussage wieder in unseren Gedanken und in unseren Erfahrungen. Daher ist es auch so wichtig, dass wir regelmäßig an Gottesdiensten, Gemeinschaftsstunden, Bibelstunden oder ähnlichen Versammlungen teilnehmen (die im Internet natürlich eingeschlossen). Gerade in dieser Gemeinschaft erinnern wir uns immer wieder einander daran, dass es eben doch keiner Gegenleistung bedarf für das, was Christus für uns getan hat. Und dies ruft Paulus auch den Galatern wieder in ihr Gewissen zurück, wenn er ihnen sagt: "Damit wir gerecht werden durch den Glauben und nicht durch die Werke des Gesetzes." 2. Die Rolle rückwärts Was hatten sie denn eigentlich getan die Galater? Gute Werke zu vollbringen kann ja wohl so schlecht auch nicht sein. Ist es in der Tat auch nicht. Aber, und jetzt kommt das große Aber, was bei den Galatern schief gelaufen ist. Sie nahmen die Erlösung allein durch den Glauben nicht mehr so an, wie sie ihnen von Paulus gelehrt worden war. Nach und nach führten sie die alten Gesetze wieder ein. Und so kam es ganz schleichend dazu, dass der neue Bund in Vergessenheit zu geraten drohte. Und da macht Paulus den Galatern etwas sehr folgenschweres klar: Wir sind alle Sünder von Geburt an. Das alte Gesetz, was die Galater gerade wieder in Kraft gesetzt haben, das sollte ihnen genau eines aufzeigen; nämlich, dass kein Mensch dem Gesetz genügen kann. Jeder Mensch, uns alle eingeschlossen, wird Tag für Tag an diesem Gesetz scheitern und somit auf ewig verloren gehen. Wenn ich also das Gesetz wieder in Kraft setze, so Paulus, mache ich mich selbst zum Übertreter und damit zu einem verlorenen Sünder. Ich mache in diesem Moment all das zunichte, was der Herr Jesus für mich getan hat. Kein Wunder also, dass Paulus "not amused" war, über das, was er bei den Galatern vorfand. 3. Christus lebt in mir Nun war es niemals die Art von den Aposteln den Gemeinden eine kräftige Standpauke zu halten und sie dann mit ihren Problemen allein zu lassen. Das tat auch Paulus nicht. Paulus macht den Galatern noch einmal in aller Kürze klar, wie denn ihre Erlösung vonstattengegangen ist und was das für sie bedeutete: a. Ich habe Teil an Christi Tod. Eigentlich hätte ich für meine Sünden am Kreuz hängen müssen. Aber der Herr Jesus hat all meine Sünden auf sich genommen und hat meine Strafe getragen und für all meine Sünden bezahlt. Das kann ich durch kein Gesetz der Welt erreichen, sondern nur durch mein "Danke, Jesus." b. Ich habe teil an seiner Auferstehung. Wie Jesus aus dem Tode auferstanden ist, so bin auch ich, als ich ihm mein Leben übergeben habe, aus meinem Sündentod auferstanden. Natürlich führe ich auch noch ein Leben in der Welt, aber ich führe auch zeitgleich ein Leben in dem auferstandenen Herrn, oder besser ausgedrückt mit dem auferstandenen Herrn an meiner Seite. All das habe ich nicht, wenn ich mich auf das Gesetz verlasse. c. Ich habe teil am ewigen Leben. Nach seiner Auferstehung habe auch ich teil an dem was Jesus nunmehr lebt, nämlich ein Leben in die unendliche Länge, ein Leben in die Ewigkeit hinein. Das bedeutet heute für mich, dass mein Leben auf Erden eben nicht alles ist. Das bedeutet, dass mich Jesus am Tage meines irdischen Todes an seiner Hand im Himmel willkommen heißt. Und das heißt auch, dass ich meine Prioritäten auf Erden ganz anders setzen kann. Oder um es mit einem Teil eines Liedverses von Reinhard Mey auszudrücken: "Was mir jetzt so groß und wichtig erscheint, wird auf einmal nicht und klein." Und darum bittet Paulus die Galater händeringend, dass sie diese Gnade doch bitte nicht wegwerfen mögen. Und darum sollten auch wir uns immer wieder daran erinnern, dass wir diese Gnade nicht wegwerfen. Egal, was auch passiert. Diese göttliche Gnade und Barmherzigkeit drückt der Liederdichter Philipp Friedrich Hiller sehr schön in dem zweiten Vers seines Liedes " Mir ist Erbarmung widerfahren..." (EG 355) aus, der da lautet, wie folgt: Ich hatte nichts als Zorn verdienet und soll bei Gott in Gnaden sein; Gott hat mich mit sich selbst versühnet und macht durchs Blut des Sohns mich rein. Wo kam dies her, warum geschieht's? Erbarmung ist's und weiter nichts. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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