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ePredigt vom 12.09.2021 (Lukas 17, 5-6)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 15. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 17. Kapitel des Lukasevangeliums, die Verse 5-6. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Von der Kraft des Glaubens

Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! Der Herr abr sprach: Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer !, und er würde euch gehorchen.

Liebe Gemeinde,

heute geht es um den Glauben. Ist ja auch nichts besonderes, wir feiern ja heute zusammen Gottesdienst. Jede Woche sprechen wir im Glaubenabekenntnis ja schon die Worte "Ich Glaube an Gott, den Vater..." Schauen wir uns den Glauben doch einmal etwas genauer an.

1. Zweifel

Wenn es mir gut geht, dann fällt es mir recht einfach meinen Glauben zu bekennen und ihn vorzuleben und aus ihm heraus zu leben. Aber wenn in mir Zweifel hochkommmen, dann ist die Sache schon nicht mehr ganz so einfach.

Manchmal fragen wir uns doch sicherlich auch, ob das, was wir gerade machen auch das ist, was Gott von uns erwartet. Und diese Frage hat auch etwas mit dem Glauben zu tun.

Und da kommt die Bitte der Jünger doch wohl ganz legitim daher, wenn sie Jesus bitten: "Stärke uns den Glauben !"

Angesichts unserer säkularen Zeiten und damit wir als Christen besser gerüstet sind für unsere Aufgaben in der Welt, wäre es doch schön, wenn unser Glaube größer, belastbarer und widerstandsfähiger wäre.

Und gerade den Jüngern wehte doch ein rauher wind um die Nase. Die neue Lehre wurde ja von dem Klerus der damaligen Zeit nicht einfach so hingenommen. Und auch unter dem Volk war die neue Lehre nicht unumstritten. Da kann man schon einen starken Glauben gebrauchen.

Heute hat sich die neue Lehre zwar etabliert und wir müssen uns nicht mehr mit Hohenpriestern und anderen klerikalen Größen herumschlagen. 
Heute bekommen wir mächtig Gegenwind von der Welt um die Nase geblasen. Und da wäre es schön hätten wir einen stärkeren Glauben.

2. Echter Glaube

So plausibel wie es vielleicht klingen mag, so ist diese Bitte doch in sich falsch.

Den Glauben kann man nicht wie ein Thermometer in Grad einteilen. Das wäre dann ungefähr so, dass ich bei kleineren Herausforderungen nur 20 % Glauben benötige, um diesen gewachsen zu sein. Wenn eine wirklich schwierige Situation zu bewältigen ist, ja dann brauche ich auch schon mal 100 % Glauben.

Das dies nicht geht, leuchtet einem jeden von uns ein.

Der entscheidende Denkfehler liegt nämlich darin, dass wir immer meinen, es gehe bei dem Glauben auch immer um unsere Kraft. Beim Glauben geht es aber gar nicht um unsere Kraft, sondern um unser Vertrauen in Gottes Kraft.

Der echte Glaube legt alles in Gottes Hand und lässt Gott alles recht machen. Der echte Glaube nimmt davon Abstand, Gott ins Handwerk pfuschen zu wollen, nach dem Motto: Wenn er es dann doch nicht alleine hinkriegen sollte, bin ja immer noch ich mit meiner Kraft da.

Der echte Glaube schaut nicht auf das, was ich nicht kann, sondern er vertraut darauf, dass Gott alles kann.

Wenn wir darauf vertrauen, dass der Herr, der Himmel und Erde erschaffen, hat zur rechten Zeit am rechten Ort das rechte tut, dann haben wir ihn, den echten Glauben.

Jetzt verstehen wir vielleicht auch, warum viele Menschen, die einen echten Glauben besitzen so gelassen durchs Leben gehen. Sie ruhen ganz einfach in Gott. Natürlich gehen sie weiterhin ihrer Arbeit nach und sorgen auch für ihre Familien.

Aber sie wissen auch, dass alles, aber auch wirklich alles in Gottes Hand liegt. Sie müssen sich selbst und der Welt nichts mehr beweisen. Sie können getrost und fröhlich an des Herren Hand durch ihr Leben gehen.

3. Der wachsende Glaube

Als wir laufen gelernt haben, da haben wir vermutlich nicht gleich mit einem 10.000 Meterlauf begonnen. Erst einmal haben wir unsicher gestanden. Dann sind wir die ersten Schritte tolpatschig durch die Welt gewackelt. Aber so nach und nach gewannen wir immer mehr Sicherheit und schlussendlich war das Laufen eine ganz normale alltägliche Routine.

Und so fangen viele Menschen auch ihren Glaubensweg an. Ich habe es sehr oft erlebt, dass junge Geschwister erst einmal die kleinen Dinge an Gott herangetragen haben. Bei den schwierigeren Angelegenheiten waren sie sich einfach noch nicht sicher, ob Gott auch dabei helfen kann.

Aber so nach und nach gewannen sie die Sicherheit und übertrugen Gott auch die großen Nöte, Sorgen und Probleme.

Gerade der echte Glaube, der die ersten Erfolge sieht, gerade dieser Glaube stärkt ja auch das Vertrauen in unseren Herrn. Und Vertrauen verleiht mir auch den Mut, alles, aber auch wirklich alles in Gottes Hand zu legen.

Der Glaube, liebe Gemeinde, geht ja davon aus, dass wir einen liebenden Vater um uns haben, der sich um seine Kinder auch tatsächlich kümmert.

Wenn wir uns an unsere Kinderzeit zurückerinnern und wir halbwegs normale Kinder waren, dann haben wir ja auch nicht immer auf unsere Eltern gehört. Meist ist eine Sache dann, wenn wir gegen den Rat der Eltern etwas unternommen haben, auch gründlich schiefgegangen.

Und hier müsen wir beim Glauben auch darauf achten, dass wir Gott nicht nur alles übertragen zur gefälligen Erledigung, sondern dass wir auch auf den Herrn hören, wenn er uns etwas mitteilen will. Gott liebt uns und sorgt für uns, aber er erwartet auch, dass wir als seine Kinder das tun, was er uns aufträgt.

Deshalb lassen Sie uns regelmäßig die Zeit nehmen, um mit unserem Vater im Himmel zu reden, ihm zuzuhören und das, was ER uns sagt dann auch in die Tat umzusetzen.

Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes in echtem Glauben und Vertrauen auf unseren Herrn gemeinsam den ersten Vers des Liedes "Befiehl du deine Wege..." (EG 361) von Paul Gerhardt singen, der da lautet, wie folgt:
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber
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