ePredigt vom 13.05.2018 ( Exaudi-Jeremia 31, 31-34) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Sonntag Exaudi. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Jeremia im 31. Kapitel, die Verse 31-34. Lassen Sie uns diesen Text vorab gemeinsam lesen: Die Verheißung eines neuen Bundes
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den den andern lehren und sagen: "Erkenne den Herrn", sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Liebe Gemeinde,
viele Menschen sprechen dem Alten Testament ja gern seine Bedeutung ab, weil es ja schließlich das Neue Testament gibt. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass ja gerade das Alte Testament auf Jesus hinweist und das Neue Testament unter anderem das Buch der erfüllten Prophezeiungen darstellt. Insofern handelt es sich hierbei um eine doppelte Beweisführung.
Lassen Sie uns heute morgen einmal gemeinsam den Alten Bund un den Neuen Bund anschauen, von welchem der Prophet Jeremia berichtet.
1. Der alte Bund
Der alte Bund, also der Bund zwischen Gott und seinem auserwählten Volk war ein Bund, der sehr schnell von seinem Volk "aufgekündigt" wurde.
Obschon Gott sein Volk aus Ägypten sicher herausgeführt hatte, wichen sie alsbald bei den kleinsten Unwägbarkeiten von diesem Bunde ab. Denken wir nur an das goldene Kalb, welches hinfort ihr Gott sein sollte, weil sie Mose für verschollen erklärten.
Wenn wir uns die Geschichte weiter anschauen, dann wurde dieser Bund immer und immer wieder von den Israeliten gebrochen.
Infolgedessen kam es dann auch zu den Opfervorschriften, die wir im dritten Buch Mose in aller Ausführlichkeit finden. Wenn das Volk Israel seine Sünden bereute und der Hohepriester das Sühneopfer vollzog, waren zwar die Sünden der Vergangenheit vergeben.
Aber, wie wir gesehen haben, wurde schon alsbald wieder gesündigt. Der alte Bund war seitens Gottes perfekt, aber die Sollbruchstelle, wie man so schön sagt, war der Mensch.
2. Der neue Bund
Gott liebte seine Menschen aber nach wie vor über alles. Gott wollte und will nicht, dass auch nur ein Mensch verlorengeht. Und daher musste ein neuer Bund her.
Wie müsste dieser Bund aber aussehen ?
Es müsste ein Bund sein, der ein für alle mal für die Sünden der Menschen bezahlt. Der ewige Kreislauf Sünde und Sündopfer neue Sünde und neues Sündopfer müsste so durchbrochen werden dass die "Einmalzahlung" ausreicht.
Es müsste einem jeden Menschen möglich sein, auch ohne Hohepriester und andere Kirchenobere, diese Bezahlung für alle Sünden für sich in Anspruch zu nehmen.
Für den Fall, das auch nach der Inanspruchnahme der Einmalzahlung doch wieder gesündigt wird müsste es einen einfachen Weg geben, dass der reuige Sünder zurückkehren kann.
3. Jesus
Mit Jesus richtet Gott diesen neuen Bund mit den Menschen auf.
Jesus kam vollkommen sündlos auf die Erde und lebte, ohne jemals eine Sünde zu begehen bis zu seinem Tode vollkommen sündlos.
Diesen Jesus gab Gott als Einmalzahlung für all unsere Sünden hin. Jesus starb für die Sünden der gesamten Menschheit. Es musste also fortan kein Opfertier mehr für die Entsühnung geschlachtet werden. Die, verzeihen Sie mir den Ausdruck, Schlachtung von Jesus als einmaliges ewiges Sündopfer machte es möglich, dass alle Menschen wieder den Weg zu Gott zurückgehen konnten und bis heute können.
Der Stellvertretertod Jesus gilt also für alle Sünden der Vergangenheit, für alle Sünden der Gegenwart und auch für alle Sünden der Zukunft, sodass auch der reuige Sünder jederzeit zurückkehren kann ins Vaterhaus.
Der Weg musste, wie wir gesehen haben auch einfach zu verstehen und zu gehen sein. Wie Gott dies macht, das lesen wir auch in unserem Predigttext. Gott hat uns sein Gesetz und seinen Sinn in unsere Herzen gelegt, sodass wir alle Voraussetzungen für den Rückweg in uns tragen.
Das dies tatsächlich so ist, erfahren wir immer wieder von Missionaren, die in Gegenden tätig sind, wo Menschen leben, die noch niemals etwas von Gott gehört haben. Aber sie tragen alle eine wie auch immer geartete Ewigkeitshoffnung in ihrem Herzen.
Wenn das wirklich so ist, dann ist ja alles klar. Nein, ist es eben nicht. Wir Menschen verstehen es auf wundersame Weise Gottes Gesetz in uns zu überschreiben. Einmal natürlich durch den Unglauben. Der führt dazu, dass man alles, was mit Gott zu tun hat gerne als fromme Legenden bezeichnet, die für einen selber keine Gültigkeit haben.
Dann ist da noch der Alltag mit all seine Problemen. Da vergisst man schon mal auf das in einem innewohnende Gesetz zu hören. Und dann kommt da noch die ständige Überlastung. Ein Arbeitsplatz reicht nicht mehr, wir brauchen schon einen Zweitjob um irgendwie über die Runden zu kommen. Dann darf natürlich die Familie nicht zu kurz kommen.
So manövrieren wir uns selber, wenn wir es so wollen, ganz elegant von Gott weg. Wenn wir dann mal wirklich einen stillen Moment erwischen und Gott sich mit seinem Gesetz wieder zu Wort meldet, dann schauen wir ganz schnell, dass wir uns mit etwas anderem beschäftigen können.
Ich glaube, der Kirchenvater Augustinus hat etwas bahnbrechendes gesagt: "Unruhig ist unser Herz bis es Ruhe findet in dir."
Und damit wäre alles gesagt. Wir sind alle eingeladen, Mitglieder des neuen Bundes zu werden. Aber bevor wir Ruhe und Frieden bei Gott finden, müssen wir diesen auch aufrichtig suchen. Deshalb mein eindringender Appell an uns alle: Helfen wir doch den Menschen dabei, diese Ruhe zu finden.
Sagen wir doch unseren Mitmenschen, wo es diese Ruhe und diesen Frieden gibt. Für alle und ohne jedwede Voraussetzungen.
Lassen Sie uns immer an den ersten Vers des Liedes "Ich steh in meines Herren Hand..." (EG 374) von Philipp Spitta denken, wenn sich auch bei uns wieder einmal die Unruhe bemerkbar macht. Dieser Vers lautet, wie folgt: Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehenbleiben; nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich daraus vertreiben. Und wenn zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und wen er hält, wird wohlbehalten bleiben. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber |