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ePredigt vom 13.10.2019 (Josua 2, 1-21)


Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 17. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei Josua im 2. Kapitel, die Verse 1-21. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Die Kundschafter in Jericho

Josua aber, der Sohn Nuns, sandte von Schittim zwei Männer heimlich als Kundschafter aus und sagte ihnen: Geht hin, seht das Land an, auch Jericho. Die gingen hin und kamen in das Haus einer Hure, die hieß Rahab, und kehrten dort ein. Da wurde dem König von Jericho angesagt: Siehe, es sind in dieser Nacht Männer von Israel hereingekommen, um das Land zu erkunden.

Da sandte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr sagen: Gib die Männer heraus, die zu dir in dein Haus gekommen sind; denn sie sind gekommen, um das Land zu erkunden. Aber die Frau verbarg die Männer und sprach: Ja, es sind Männer zu mir hereingekommen, aber ich wusste nicht, woher sie waren. Und als man die Stadttore zuschließen wollte, als es finster wurde, gingen sie hinaus, und ich weiß nicht, wo sie hingegangen sind. Jagt ihnen eilends nach, dann werdet ihr sie ergreifen. Sie aber hatte sie auf das Dach steigen lassen und unter den Flachsstängeln versteckt, die sie auf dem Dach ausgebreitet hatte.

Die aber jagten den Männern nach auf dem Weg zum Jordan bis an die Furten, umd man schloss das Tor zu, als die draußen waren, die ihnen nachjagten. Und ehe die Männer sich schlafen legten, stieg sie zu ihnen hinauf auf das Dach und sprach zu ihnen: Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat; denn ein Schrecken vor euch ist über uns gefallen, und alle Bewohner des Landes sind vor euch feige geworden. Denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser im Schilfmeer ausgetrocknet hat vor euch her, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og, jenseits des Jordans getan habt, wie ihr an ihnen den Bann vollstreckt habt.

Und seitdem wir das gehört haben, ist unser Herz verzagt und es wagt keiner mehr, vor euch zu atmen; denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden. So schwört mir nun bei dem Herrn, weil ich an euch Barmherzigkeit getan habe, dass auch ihr an meines Vaters Hause Barmherzigkeit tut, und gebt mir ein sicheres Zeichen, dass ihr Leben lasst meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern und alles, was sie haben, und uns vom Tode errettet.

Die Männer sprachen zu ihr: Tun wir nicht Barmherzigkeit und Treue an dir, wenn uns der Herr das Land gibt, so wollen wir selbst des Todes sein, sofern du unsere Sache nicht verrätst. Da ließ Rahab sie an einem Seil durchs Fenster hernieder; denn ihr Haus war an der Stadtmauer, und sie wohnte an der Mauer.

Und sie sprach zu ihnen: Geht auf das Gebirge, dass euch nicht begegnen, die euch nachjagen; danach geht eure Straße. Die Männer aber sprachen zu ihr: Wir wollen den Eid so einlösen, den du uns hast schwören lassen: Wenn wir ins Land kommen, so sollst du dies rote Seil in das Fenster knüpfen, durch das du uns herniedergelassen hast, und zu dir ins Haus versammeln deinen Vater, deine Mutter, deine Brüder und deines Vaters ganzes Haus.

Und wer zur Tür deines Hauses herausgeht, dessen Blut komme über ihn, aber wir seien unschuldig; doch das Blut aller, die in deinem Hause sind, soll über uns kommen, wenn Hand an sie gelegt wird. Und wenn du etwas von dieser unserer Sache verrätst, so sind wir des Eides los, den du uns hast schwören lassen. Sie sprach: Es sei, wie ihr sagt!, und ließ sie gehen. Und sie gingen weg. Und sie knüpfte das rote Seil ins Fenster.

Liebe Gemeinde,

zentrale Rollen in der Weltgeschichte werden ja meist von wichtigen Personen wahrgenommen. Könige, Kanzler und Minister sind es doch, die die Fäden der Macht in Händen halten. Und in unserem heutigen Predigttext hält jemand ganz anderes die Fäden in der Hand; nämlich eine ganz gewöhnliche Prostituierte. Gott benutzt also eine Prostituierte, um mit dieser Weltgeschichte zu schreiben. Grund genug, dass wir uns diese Frau einmal etwas näher anschauen sollten:


1. Rahab - Die Prophetin Gottes

Wie komme ich darauf? Nun in der damaligen Zeit gab es noch kein Internet und Wikipedia. Und doch wusste Rahab um des Umstandes, dass die Israeliten 40 Jahre zuvor trockenen Fußes durch ein Meer hindurchgegangen sind. Gut, das hätte auch eine Überlieferung sein können. Aber dann kommt der entscheidende Satz: "Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat..."

Und diese Erkenntnis konnte Rahab sich unmöglich ausgedacht haben; diese Erkenntnis war ihr von Gott gegeben worden.

Nun hätte Rahab ja auch ihr Volk warnen können und versuchen können, Schaden von ihm fernzuhalten. Aber Gott hatte ihr dieses Wort in ihr Herz gelegt und sie wusste, dass es überhaupt keinen Sin gehabt hätte gegen diesen Gott anzukämpfen.

Und so machte sie das einzig richtige und tat genau das, was Gott von ihr erwartete.

Wie oft, liebe Gemeinde, spricht Gott in unser Leben hinein und wir wollen oder können es nicht hören und machen dann genau das Gegenteil von dem, was er von uns erwartet? Wir können Gottes Wort aber nur dann verstehen, wenn wir uns Ruhe und Muße nehmen um ihm Zeit zum Reden und uns Zeit zum Hören zu geben.

2. Rahab - Die Sache mit dem unbekannten Gott

"Der Herr, euer Gott..." so beginnt Rahab die Rede zu den Kundschaftern. Rahab ist sich also bewusst, dass es nicht ihr Gott ist, der zu ihr gesprochen hat, sondern dass es sich dabei um den Gott der Israeliten handelt.

Und jetzt kommt das entscheidende: Obwohl sie diesen Gott ja gar nicht kennt sucht sie für sich und ihre Familie Schutz bei dem Volk, dessen Kundschafter gerade bei ihr sind.

Rahab begibt sich und ihre Familie voll und ganz in die Hände der Israeliten und damit in die Hände des fremden Gottes.

Liebe Gemeinde, genau dieser fremde Gott ist es, der doch häufig zu den noch unbekehrten Menschen spricht. Viele sind danach auf der Suche nach einer Gemeinschaft, in der sie sich diesem Gott näher fühlen können. Und hier kommen wir auch heute noch ins Spiel. Genau diesen Menschen, die Gott ja noch gar nicht richtig kennen, der sie aber berufen hat, genau diesen Menschen sollen wir eine geistliche Heimat geben.

Was Gott mit nur einer einzigen persönlichen Ansprache bewegen kann, das haben wir ja bei dem Apostel Paulus gesehen. Er, der die Christen verfolgte und sie sogar töten wollte, diesem Paulus stellte sich der ihm zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Jesus in den Weg. Und was ist aus diesem Paulus geworden!!!

Niemand ist zu klein oder zu unwichtig, als dass Gott ihn nicht in seinem Reich haben möchte. Und so ist auch eine Prostituierte ihm genauso wichtig, wie wir es sind. Denken wir einmal daran, wenn wir vielleicht in die Versuchung geraten, vorschnell über Mitmenschen zu urteilen.

3. Rahab - Die Sache mit der Gnade

Liebe Gemeinde, wer sich Gott anvertraut und sich ihm ausliefert, dem schenkt er die vollumfängliche Gnade.

Denken wir jetzt einmal daran, wie Gott Rahab gerettet hat. Wie wir alle wissen, fielen die Mauern der Stadt Jericho einfach um, als Josua das Zeichen zum Angriff gab. Und wo wohnte die Hure Rahab ! Genau, in einem Haus, deren Außenseite eben diese Mauer war, die umgefallen ist.

Aber genau das ist sie ja eben nicht. Gott bewahrte genau dieses Haus vor dem Umturz, wo sich sein geliebtes Kind und deren Verwandtschaft aufgehalten hat. Und so waren es nicht die Kundschafter, die Rahab gerettet hatten, sondern der allmächtige Gott höchstpersönlich.

Daran zu denken ist auch für uns heute ganz wichtig. Nicht wir treffen die Entscheidung, wer errettet wird oder wer nicht. Bei manchen Evangelisationen habe ich allerdings den Eindruck, dass ein selbsternannter Großevangelisator als Advokat Gottes bestimmt, wer in den Himmel kommt.

Wir alle können nur Wegweiser sein für unsere Mitmenschen, um ihnen den Weg zu Gott zu zeigen. Wir tragen auch keine Verantwortung für ihren Glauben. Wir führen diese Menschen zum Kreuz; alles, was dann geschieht, ist Gottes Angelegenheit.

Fassen wir es in aller Kürze noch einmal zusammen: Bevor ein Mensch auf uns trifft, da hat Gott schon mit ihm gesprochen und ihn uns zugeführt. Wir sind nicht die Regenten des Himmels, sondern Gottes Wegweiser auf Erden. Und als Wegweiser obliegt uns keine Wertung und Beurteilung der Person, die auf dem Weg zu Gott ist.

Wie wir rechte Wegweiser sein können, das beschreibt der Liederdichter Gerhard Tersteegen sehr schön in dem 4. Vers seines Liedes "Ich bete an die Macht der Liebe.." (EG 661), der da lautet, wie folgt:
O Jesu, dass dein Name bliebe im Grunde tief gedrücket ein;
möcht deine süße Jesusliebe in Herz und Sinn gepräget sein.
Im Wort, im Werk und allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen.

Der Herr segne Dich und behüte Dich
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden

Amen.

Liebe Gemeinde,

ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr

Ulrich Naber

 
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