ePredigt vom 16.07.2017 (Johannes 1, 35-42) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 5. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei Johannes im 1. Kapitel, die Verse 35-42. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:
Die ersten Jünger
Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger; und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen, und sprach zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo ist deine Herberge? Er sprach zu Ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen's und blieben diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde. Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte. Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.
Liebe Gemeinde,
soeben haben wir davon erfahren, wie die ersten Jünger zu Jesus kamen. Es ist natürlich richtig, dass Jesus seine Jünger beruft. Aber er macht dies nicht im militärischen Befehlston, sondern auf seine eigene Weise. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Lassen Sie uns heute Morgen doch einmal der spannenden Frage nachgehen: "Wie werde ich ein Jünger Jesu?"
1. Hören
Gleich zu Beginn unseres heutigen Predigttextes lasen wir die Worte: "Und die zwei Jünger hörten ihn reden..." Jeden, der sein Jünger werden will, dem öffnet Jesus zunächst einmal die die inneren Ohren.
Jesus möchte seinen Jüngern zunächst eine Art Basiswissen vermitteln, damit sie sich dann auf Grund der erworbenen Fakten für den Weg mit ihm oder aber für einen Weg ohne ihn aus freien Stücken entscheiden können. So redet Jesus auch heute noch zu uns.
Freilich stehen wir ihm nicht mehr direkt gegenüber, aber er redet durch sein Wort zu uns. Und darum ist es auch für uns heute immer noch so wichtig, dass wir sein Wort regelmäßig hören. Denn nur, wenn wir dies tun, dann haben wir eine Ahnung davon, was uns denn auf dem Weg mit unserem Herrn alles erwartet.
Ich vergleiche das einmal mit einer ganz normalen Fahrschule. Man setzt sich ja auch nicht als erstes in das Fahrschulauto und brettert munter drauflos. Gar mannigfacher Schaden würde vermutlich entstehen, wenn wir dies täten. Zu Beginn lernen wir im theoretischen Unterricht, was wir alles im Straßenverkehr zu beachten haben. Erst mit diesem Grundwissen in uns können wir unter der Aufsicht des Fahrlehrers den praktischen Teil der Ausbildung beginnen.
Und ähnliche Schäden, liebe Gemeinde, können wir leider auch anrichten, wenn wir ohne jedwede Kenntnisse auf unsere Missionsreise gehen.
2. Kommt und seht
Die Jünger, die Jesus aufmerksam zugehört hatten, waren wohl ernsthaft an dem interessiert, was dieser Jesus ihnen anzubieten hatte. Aber es blieben noch Fragen offen.
Das geschieht uns heute ebenso. Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der nach einmaligem Lesen der Bibel gesagt hat: Alles ok, alles begriffen und jetzt geht's los an die Arbeit. Jeder, der ernsthaft über eine Nachfolge nachdenkt, der hat auch jede Menge Fragen. Um diese Fragen zu beantworten sagt Jesus seinen Jüngern "Kommt und seht". Und dann lesen wir noch, dass die beiden Jünger diesen Tag bei Jesus blieben.
Sie werden in der Tat wohl über Gott und die Welt geredet haben. Vermutlich haben sie auch gemeinsam gebetet. Aber was viel wichtiger ist, war die Gemeinschaft mit dem Herrn. So wichtig auch unsere Gebete und Gemeinschaftsstunden und Gottesdienst sind, noch wichtiger ist es, dass wir in der ständigen Gegenwart unseres Herrn leben. Nur wenn wir so leben, dann können wir auch was mit ihm er-leben.
Um bei unserem Beispiel der Fahrschule zu bleiben, können wir Jesus als unseren Fahrlehrer im praktischen Unterricht ansehen. Er sitzt immer neben uns und passt auf uns auf. Er kann jederzeit rettend in unsere Tätigkeiten eingreifen und schlimmeres verhüten bevor dies geschieht. Wir müssen ihn nur machen lassen.
Nach und nach werden wir immer versierter mit dem Wort Gottes und dem, was wir daraus machen sollen umgehen. Und dann kommt wie bei der Fahrschule der große Tag der Prüfung. Wir Christen nennen dies Bekehrung.
Jesus erwartet unser Ja in die Nachfolge erst dann, wenn wir uns auch wirklich sicher sind. Erst dann, wenn wir in der Lage sind die fürs und wider gegeneinander abzuwägen, erst dann ist unsere Entscheidung gefragt.
Daher mag ich auch Großevangelisationen nicht, wo sich Menschen, die vorher mit Jesus rein gar nichts am Hut hatten auf der Stelle für einen Weg in die Jüngerschaft entscheiden sollen. Diese erzwungen "Damaskusstunden" gehen nämlich meist nach hinten los.
3. Die Aussendung
So ganz nebenbei finden wir am Ende des heutigen Predigttextes die Worte: "Der findet seinen Bruder Simon..." Der Jünger Andras hatte sich wohl bekehrt und war von Jesus ausgesandt worden.
So ähnlich wie der Fahrschüler nach bestandener Fahrprüfung alleine fahren darf, so war Andreas nun auch fast allein unterwegs.
Jetzt müssen wir uns noch ein wenig über die Aufgabe eines Jüngers unterhalten. Wenn wir uns noch einmal den Predigttext ansehen, so lesen wir dort die Worte: "Und führte ihn zu Jesus." Und das, liebe Gemeinde ist nach wie vor unsere alleinige Aufgabe.
Keine Zwangsevangelisation, keine erzwungenen Bekehrungen, nein allein Menschen zu Jesus zu führen das ist unsere Aufgabe. Wie macht man das ? Am besten mit den Fähig- und Fertigkeiten, die uns unser Herr mit auf den Weg gegeben hat. Mit Herzen, Mund und Händen sollen wir unsere Aufgabe angehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Der Rest, dafür ist Jesus selber zuständig. Wir sehen, unsere Aufgaben können wir alle gut bewältigen. Und wenn einmal nicht, dann lassen Sie uns niemals vergessen, dass Jesus nur ein Gebet weit entfernt ist.
Darum lassen Sie uns nun gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Jesus Christus herrscht als König..." (EG 123) von Philipp Friedrich Hiller einstimmen, der da lautet, wie folgt: Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig,
alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.
Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |