| ePredigt vom 16.07.2023 (Johannes 20,11-18) Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst am 6. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: " So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein ! " (Jesaja 43,1). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 20. Kapitel des Johannesevangeliums, die Verse 11-18. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: | |
| | Maria von Magdala Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den anderen zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du ? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria ! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni !, das heißt Meister ! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an ! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt. | |
| Liebe Gemeinde,
bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:
Herr, zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten, Herr, mach uns jetzt stille und rede du.
Amen.
Liebe Gemeinde,
eigentlich, so könnte man vermuten, handelt es sich doch wohl eher um einen Predigttext für den Ostersonntag und nicht für einen Sonntag in der festlosen Zeit, wie die Trinitatiszeit ja auch genannt wird. Aber hinter dem Auferstehungsgeschehen steckt noch viel mehr, was wir Ostern vielleicht überlesen und überhören würden. Schauen wir also einmal gemeinsam hinter diesen Text. | |
| 1. Das Tal der Tränen Maria stand vor dem Grabe und weinte. So haben wir es eben gehört. Und jeder unter uns, der schon einmal liebe Angehörige zu Grabe getragen hat, der kennt doch dieses Gefühl der Trauer.
Man steht vor dem absoluten Nichts. Nahezu alle Gedanken drehen sich um den lieben Menschen, den man hat beerdigen müssen. Man ist ein Gefangener im eigenen Labyrinth der Trauer. Und manchmal ist es so, dass diese Spirale einen immer weiter nach unten zieht.
Und in dieses Tal der Trauer hinein, da hören wir unseren Wochenspruch: "Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein !"
Egal, was auch immer um uns herum geschehen mag. Egal, wie wir uns momentan fühlen, eines bleibt auf ewig sicher: Wir sind und bleiben Gottes geliebte Kinder.
Wir gehören keinem anonymen Gott, der zwar die Welt geschaffen hat, sich aber ansonsten nur um die großen Dinge kümmert.
Nein, wir gehören einem Gott, der sich ganz persönlich um uns sorgt. Ihm dürfen wir alles vor die Füße legen, was uns bedrückt. Auch die Trauer dürfen wir ihm übergeben. Letztendlich wird ER auch die Trauer in Hoffnung verwandeln.
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| 2. Der Hoffnungsschimmer Bei Maria kam zu der Verzweiflung ja noch hinzu, dass sie anstelle des Leichnams zwei Engel im Felsengrab vorfindet. Jetzt ist auch noch der weg, den sie doch so liebgewonnen hatte.
Und dann spricht Maria Jesus direkt an. Sie erkennt ihn aber nicht. sie denkt, es sei der Gärtner. Wie kann denn das sein, dass man den geliebten Menschen nicht mehr erkennen kann ?
Nun, liebe Gemeinde, die Erklärung dafür ist eigentlich ganz simpel. Ich wette darauf, dass Sie diese bestimmt schon einmal gelesen oder gehört haben. Nach der Auferstehung bekommen wir alle einen Auferstehungsleib. Dieser ist anders, als unsere jetzigen Hülle, in welcher wir leben. Und darum konnte Maria auch Jesus nicht erkennen.
Und dann sagt Jesus nur ein Wort zu ihr, nein viel besser, er ruft Sie bei ihrem Namen und sie erkennt ihn mit einem Schlag. Ja, das ist die Stimme von Jesus, wie er leibt und lebt. Der Körper hat sich zwar verändert, die Stimme hingegen ist gleich geblieben.
Und auch dies haben wir alle schon einmal gelesen. Wir werden einander wiedererkennen, wenn wir den Auferstehungsleib erhalten haben. Wir sind ja nicht irgendwelche fremdgesteuerten Marionetten. Man wird uns erkennen und wir werden die Menschen erkennen mit denen wir auf Erden zusammen waren.
Jesus nimmt dieses ganz persönliche Auferstehungsgeschehen schon einmal vorweg.
Wir dürfen also ganz gewiss sein, dass all unsere Lieben, die im Glauben heimgegangen sind, dass wir diese eines Tages wiedersehen werden. Und dann werden wir erleben, dass so nach und nach die Trauer weicht und an ihre Stelle die Vorfreude auf die Ewigkeit tritt.
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| 3. Morgenglanz der Ewigkeit Jetzt kommen wir zum letzten Abschnitt unseres heutigen Predigttextes. Jesus beauftragt Maria, sie solle zu seinen Brüdern gehen. Natürlich sind auch die Schwestern mit gemeint.
Jesus war also nicht nur zu Lebzeiten unser Bruder, nein er ist es auch nach seinem Tode, nach seiner Auferstehung und auch nach seiner Himmelfahrt. Und er wird es auf ewig bleiben. Jeder, der den Herrn im Glauben aufnimmt, der wird somit automatisch Mitglied einer riesengroßen Familie.
Diese lebt sowohl in der sichtbaren, als auch in der unsichtbaren Welt. Besonders wenn wir das Heilige Abendmahl feiern, dann berühren sich diese beiden Welten und wir werden immer wieder an diese große Familie erinnert.
Das bringt Jesus auch noch explizit zum Ausdruck, wenn er sagt: "Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Dieser unser Vater ist ein lebender Gott und kein toter Götze. Nicht nur Jesus darf ihn "Vater" nennen, nein ein jeder unter uns darf den ewigen Gott mit diesem Namen anreden.
Wenn wir Gott als unseren Vater anreden dürfen, dann heißt das aber auch, dass wir ein Erbrecht besitzen. Jedes Kind besitzt einen Erbschaftsanspruch gegen seine Eltern. Das ist in der himmlischen Familie nicht anders als in der weltlichen Familie. Wir sind also die Erben unseres Vaters im Himmel.
Wir haben einen Erbanspruch, also das Anrecht auf einen Platz im Himmel, wenn wir zu ihm auffahren. Dies ist ein durch Jesus verbrieftes Recht, dass uns keiner mehr nehmen kann. Aber wir können es abschlagen, was hoffentlich keiner von uns macht.
Aber als Erben haben wir nicht nur Rechte sondern auch Pflichten. Unsere Pflicht hier auf Erden besteht darin, das zu tun, was schon die ersten Jünger getan haben: Nämlich die frohe Botschaft allen Menschen zu verkündigen.
Und dies lassen Sie uns alle tun mit Herzen, Mund und Händen.
Lassen Sie uns dies zum Abschluss unseres heutigen Gottesdienstes mit dem Mund tun, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes " Komm, sag es allen weiter..." (EG 225) einstimmen, der da lautet, wie folgt:
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| | Komm,sag es allen weiter, ruf es in jedes Haus hinein ! Komm, sag es allein weiter: Gott selber lädt uns ein. Sein Haus hat offne Türen, er ruft uns in Geduld, will alle zu sich führen, auch mit Not und Schuld. | |
| Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden
Amen.
Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.
Bleiben Sie alle wohlbehütet von dem Herrn, der Sie bei Ihrem Namen gerufen hat, weil sie sein Eigentum sind.
Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr
Ulrich Naber | |
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