| ePredigt vom 18.02.2017 (Markus 4, 26-29) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Sonntag Sexagesimae. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Evangelisten Markus, Kapitel 4, die Verse 26-29. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Vom Wachsen der Saat Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Samen geht auf und wächst - er weiß nicht wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da. Liebe Gemeinde, kurz und prägnant wird uns hier der Werdegang eines Menschen geschildert, der den Weg zu Gott findet. Lassen Sie uns diesen Weg doch heute Morgen einmal gemeinsam betrachten. 1.Der Same Mit dem Samen sind natürlich wir gemeint. Wir meinen ja häufig, dass wir uns auf den Weg zu Christus machen und ihn finden müssen. Wie wir sehen, ist es doch ein wenig anders der Weg zur Bekehrung. Wie der Same aus sich selbst heraus nichts machen kann, so können wir aus uns selbst auch nichts ausrichten. Aber es gibt jemand, der schon auf der Suche nach uns ist lange bevor wir auf der Suche sind; nämlich der Herr Jesus. Geduldig wartet er, in unserem Gleichnis ist es die Erde, bis wir zu ihm kommen. Zunächst einmal fällt der Same auf die Erde und entwickelt sich in ihr vollkommen unsichtbar. Das ist auch der Weg, wenn Jesus in unser Leben eintritt. Das geschieht nicht mit lautem Getöse oder frommer Selbstdarstellung, nein das geht meist ganz leise vonstatten. Wie der Same in der Erde aufgebrochen wird, so bricht uns auch unser Herr Jesus im positiven Sinne auf. Die alte Schale durchdringt er und macht von innen her alles neu. Bevor der Same an die Oberfläche kommt, hat er schon Wurzeln ausgebildet. Das ist die Jüngerschule, in welche wir mit dem Herrn Jesus nach unserer Bekehrung gehen. In der Jüngerschule werden wir auf das neue Leben als seine Jünger vorbereitet und erhalten dort unser festes Fundament. Das sollte jeder berücksichtigen, der im Verkündigungsdienst an welcher Stelle auch immer unterwegs ist. Erfolge sieht man nicht sofort, sondern häufig erst nach einem sehr langen Zeitraum. Deshalb bitte niemals aufgeben. Lassen wir Gott doch an den Menschen seine Wirkung entfalten, die von uns die frohe Botschaft gehört haben. 2. Der Halm Mit dem Halm durchstößt der ehemalige Same die Oberfläche der Erde. Wichtig für sein weitere Wachstum ist es, dass er ganz fest mit den Wurzeln verbunden bleibt. Die Wurzeln, also Gottes Wort geben dem neubekehrten Christen die Kraft des Wachstums. Die ständige Verbindung mit den Wurzeln geschieht natürlich durch das Gebet. Ohne Wurzeln und Gebet kann es gar kein geistliches Wachstum geben. Daher ist es auch für uns alle so wichtig, dass wir immer dranbleiben an unserem Herrn, dass wir die Verbindung zu ihm niemals abreißen lassen. Wenn wir das machen, werden wir stetig weiter wachsen, indem seine Kraft uns stärkt. Der Halm hat nunmehr also sein geschütztes Umfeld in der Erde verlassen. So auch wir. Wir sollen ja nicht nur ein frommer Verein sein, der sich untereinander Mut zuspricht, im Übrigen aber für alle anderen geschlossen bleibt, sondern wir sollen in die Welt hinausgehen. Unser Halm aus dem Gleichnis wird natürlich nicht nur Sonnenschein sehen, nein er wird auch Regen, Sturm und Hagel erleben. Das gefällt ihm sicherlich nicht, war doch der Sonnenschein viel schöner; aber die Erde braucht nun einmal auch Regen, damit die Wurzeln weiterwachsen können. Übertragen auf unser christliches Leben heißt dies, dass auch wir den Stürmen des Lebens ausgesetzt sein werden. Dies geschieht aber alles nur zu unserem Wohle. Erst wenn sich die Gewitterwolken unseres Lebens wieder verzogen haben, werden wir merken, wie wir auch daran gewachsen sind. Und wir werden erkennen, dass durch unsere tiefen Wurzeln und unserem ständigen Kontakt zu unserem Herrn uns diese Stürme gar nichts anhaben konnten. Wir brauchen diese Stürme genau so, wie die Luft zum Atmen. Aus dieser Erkenntnis wird eines wachsen, nämlich ein immer tieferes Vertrauen in das Fundament und in die Wurzeln. Wer niemals in eine Situation gekommen ist, wo nur noch das alleinige Vertrauen auf den Herrn zählte, der wird es schwer haben ein ganz, ganz tiefes Urvertrauen zu dem Herrn aufbauen zu können. Die Festigkeit eines Fundamentes zeigt sich eben nicht bei schönem Wetter, sondern erst bei Sturm und Unwettern. Nehmen wir doch auch unsere Stürme des Lebens nicht als Prüfsteine Gottes, sondern als Chancen zum Wachstum. 3. Die Frucht Keine Pflanze existiert für sich zum Selbstzweck. So auch wir nicht. Wir sind keine Einzelgänger auf der Himmelsleiter, die irgendwann einmal vom Herrn in den Himmel gehoben werden. Die Früchte einer Pflanze sollen anderen dienlich sein. So auch wir als Christen. Nun sind unsere Früchte des Glaubens natürlich anderer Natur, als die einer Pflanze. Die Früchte des Glaubens sind unter anderem Liebe, Gnade, Güte und Barmherzigkeit. Daran sollte man uns als Christen erkennen. "Sollte" deswegen, weil wir auch schnell einmal als "fertige" Christen zur Überheblichkeit neigen könnten. Wichtig ist, dass wir uns unsere Demut bewahren und nach wie vor mit dem Fundament unsers Glaubens, dem Herrn Jesus ganz eng verbunden sind. Nur dann können die Früchte unseres Glaubens auch ihre Wirkung entfachen. In aller Regel machen die Früchte unseres Glaubens unsere Mitmenschen zumindest einmal neugierig auf den, der das so ganz anders reagiert, wie es eigentlich zu erwarten wäre. Da reagiert jemand zum Beispiel auf eine Beleidigung nicht wie erwartet, sondern mit Freundlichkeit. Da hilft jemand plötzlich dort aus, wo alle anderen vorbeigehen. Und da teilt jemand etwas, von dem, was doch eigentlich ihm gehört, mit jemandem, der nicht so viel hat wie er selbst. Liebe Gemeinde, glauben Sie mir eines: Das fällt auf. Alle reifen Früchte tragen ja Samen in sich, um sich zu vermehren. So auch unsere Samen der Liebe, Gnade, Güte und Barmherzigkeit. Diese senden wir in die Welt hinaus in der festen Hoffnung, das sie andere Menschen erreichen, welche dann unserem Wege folgen und auch Jünger unseres Herrn werden. Das allein ist unsere Aufgabe. Mehr können und sollen wir auch gar nicht tun. Texten wir unsere Mitmenschen also nicht mit Bibelzitaten zu bis sie ganz schwindelig werden. Lassen wir doch einfach unseren Samen auf sie fallen. Den Rest besorgt dann schon unser Herr. Was dann kommt, das ist allein seine Aufgabe und nicht mehr die unsrige. Deshalb nicht enttäuscht sein, wenn die Bekehrung nicht auf dem Fuße folgt. Unser Herr wird schon wissen, wie er den Menschen "anpackt" auf den gerade unser Same gefallen ist. Der Liederdichter Nikolaus Graf Ludwig von Zinzendorf beschreibt unseren Status als Christen sehr schön in dem ersten Vers seines Liedes "Herz und Herz vereint zusammen..." (EG 251), der da lautet, wie folgt: Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh. Lasset eure Liebesflammen lodern auf den Heiland zu. Er das Haupt, wir seine Glieder, er das Licht und wir der Schein, er der Meister, wir die Brüder, er ist unser, wir sind sein. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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